Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
Vom Netzwerk:
um und sah zu, wie der Drucker eine Seite ausspuckte. Lloyd ergriff sie und reichte sie an Deborah weiter, die sie an sich riss und finster musterte. »Nur vier Namen«, sagte Lloyd mit einem Hauch desselben Bedauerns, das Dr. Lonoff gezeigt hatte, und ich fragte mich, ob er bei Reißzähnen eine Beteiligung erhielt.
    »Mist«, fluchte Deborah, die immer noch die Liste musterte.
    »Warum Mist?«, erkundigte ich mich. »Wolltest du mehr Namen?«
    Sie schnippte gegen das Blatt. »Der Erste«, antwortete sie. »Sagt dir der Name Acosta irgendwas?«
    Ich nickte. »Ja. Schwierigkeiten.« Joe Acosta gehörte zu den führenden Gestalten des Stadtrats; er war ein Rat alter Schule, der noch immer auf eine Weise Einfluss ausübte, die an Chicago vor fünfzig Jahren gemahnte. Falls unser Vlad sein Sohn war, erwartete uns ein fäkaler Schauer. »Ein anderer Acosta?«, schlug ich hoffnungsfroh vor.
    Deborah schüttelte den Kopf. »Dieselbe Adresse. Scheiße.«
    »Vielleicht ist er es nicht«, steuerte Lloyd hilfsbereit bei, worauf Deborah ihn musterte, nur einen Moment, aber sein strahlendes Lächeln verblasste, als hätte sie ihm in die Lenden getreten.
    »Komm«, kommandierte sie, an mich gewandt, und wirbelte zur Tür.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, verabschiedete ich mich von Lloyd, doch er nickte nur ein einziges Mal, als hätte Deborah alle Freude aus seinem Leben gesogen.
    Als ich Deborah einholte, saß sie bereits bei laufendem Motor im Auto. »Mach schon«, brüllte sie durchs Fenster. »Steig ein.«
    Ich stieg ein, und sie fuhr an, ehe ich auch nur die Tür schließen konnte. »Weißt du«, bemerkte ich, während ich mich anschnallte. »Wir sollten uns Acosta bis zuletzt aufheben. Es könnte ebenso gut einer der anderen sein.«
    »Tyler Spanos besucht die Ransom Everglades«, argumentierte sie. »Sie hängt mit der Oberschicht ab. Die verdammten Acostas
sind
die Oberschicht. Er ist es.«
    Es war schwer, ihre Logik zu widerlegen, deshalb erwiderte ich nichts; ich machte es mir einfach bequem und ließ sie zu schnell durch den vormittäglichen Verkehr rasen.
    Wir nahmen den MacArthur Causeway bis zur 836 nach Le Jeune, wo wir links nach Coral Gables hineinfuhren. Acostas Haus stand in einer Siedlung von Gables, die heutzutage als bewachte Siedlung gebaut werden würde. Die Häuser waren riesig, und viele davon, unter anderem auch das der Acostas, waren im spanischen Stil aus großen Bruchsteinen gemauert. Der Rasen hatte Golfplatzqualität, und daneben stand eine Doppelgarage, von der ein Verbindungsgang zum Haupthaus führte.
    Deborah parkte direkt vor dem Eingang, stellte den Motor ab und blieb einen Moment sitzen. Ich sah zu, wie sie tief Luft holte, und fragte mich, ob sie noch immer an diesem befremdlichen molekularen Niedergang litt, der sie letzthin so weich und emotional hatte erscheinen lassen. »Bist du sicher, dass du das wirklich tun willst?«, erkundigte ich mich. Sie warf mir einen Blick zu und wirkte dabei ganz und gar nicht wie die aufbrausende, zielstrebige Deborah, die ich so gut kannte. »Ich meine, du weißt doch, dass Acosta dir das Leben ziemlich schwermachen kann. Er ist Stadtrat.«
    Sie riss sich zusammen, als hätte man sie geschlagen, und erneut wurde mir der Anblick ihrer arbeitenden Kiefermuskeln zuteil. »Und wenn er Jesus wäre«, blaffte sie, und es tat gut, die alte Giftigkeit zurückkehren zu sehen. Sie stieg aus und marschierte den Fußweg zum Eingang hoch. Ich folgte ihr und holte sie ein, als sie gerade auf die Klingel drückte. Niemand reagierte, und sie trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Doch gerade als sie die Hand hob, um ein zweites Mal zu schellen, schwang die Tür auf, und eine kleine, untersetzte Frau in Dienstmädchenkleidung spähte zu uns hinaus.
    »Ja?«, sagte das Dienstmädchen mit ausgeprägtem lateinamerikanischen Akzent.
    »Könnten wir bitte mit Robert Acosta sprechen?«, fragte Deborah.
    Das Dienstmädchen befeuchtete sich die Lippen, ihr Blick schoss hin und her. Dann schauderte sie und schüttelte den Kopf. »Warum Sie wollen Bobby sprechen?«, fragte sie.
    Deborah ließ ihre Marke aufblitzen. Das Dienstmädchen sog vernehmlich die Luft ein. »Ich muss ihm einige Fragen stellen«, antwortete Deborah. »Ist er hier?«
    Das Dienstmädchen schluckte hörbar, antwortete aber nicht.
    »Ich möchte nur mit ihm reden«, versicherte Deborah. »Es ist sehr wichtig.«
    Das Dienstmädchen schluckte wieder und sah an uns vorbei nach draußen.
    Deborah drehte

Weitere Kostenlose Bücher