Dexter
an.
»Oh, he, du weißt schon«, sagte er achselzuckend. Er sah sich nach der Fernsehreporterin um. »Ich meine, sprich einfach nicht mit der Presse oder so, ja?« Er zwinkerte Deborah zu. »Wie auch immer, ich bleib jetzt bei dir. Überleg dir gut, was du tust.«
Einen Augenblick glaubte ich, sie würde sieben tödliche Bemerkungen auf ihn abfeuern, die Deke auf der Stelle umwerfen und den manikürten Rasen der Acostas versengen lassen würden, doch der Captain hatte Debs eindeutig dieselbe Botschaft übermittelt, und sie war ein braver Soldat. Die Disziplin trug den Sieg davon, und so sah sie Deke nur einen langen Moment an, ehe sie schließlich erwiderte: »In Ordnung. Überprüfen wir die restlichen Namen auf der Liste«, und ohne weiteren Protest zu ihrem Auto ging.
Deke zog wieder seine Hose hoch und sah ihr hinterher. »Tja, nun denn«, meinte er und folgte ihr. Die Fernsehreporterin blickte ihm mit irgendwie abgelenkter Miene nach, bis ihr Produzent sie fast mit dem Mikrofon erschlug.
Ein Polizist namens Williams, der besessen von den Miami Heat schien, fuhr mich zurück zum Revier. Als ich ausstieg, hatte ich eine Menge über Aufbauspieler und etwas, das man Blocken und Abrollen nannte, gelernt. Ich bin überzeugt, dass es sich um wunderbar nützliche Informationen handelt, und eines Tages werden sie mir wirklich gelegen kommen, aber ich war dennoch äußerst dankbar, in die Nachmittagshitze aussteigen und mich in mein kleines Kabuff trollen zu dürfen.
Und dort blieb ich dann, für den Rest des Tages meinen eigenen Angelegenheiten überlassen. Ich ging zum Mittagessen und probierte ein neues Lokal in der Nähe, das sich auf Falafel spezialisiert hatte. Unglücklicherweise hatte es sich außerdem auf dunkle, in abscheulicher Sauce schwimmende Haare spezialisiert, und ich kehrte mit einem sehr unglücklichen Magen aus der Pause zurück. Ich erledigte einige Routinearbeiten im Labor, legte ein paar Unterlagen ab und erfreute mich bis gegen sechzehn Uhr an meiner Einsamkeit, als Deborah in meinem Kabuff auftauchte. Sie hatte einen dicken Aktenordner dabei und wirkte in etwa so aufgebracht wie mein Magen. Sie zog mit dem Fuß einen Stuhl heraus und lümmelte sich ohne ein Wort darauf. Ich legte die Akte beiseite, in der ich gelesen hatte, und widmete ihr meine Aufmerksamkeit.
»Du siehst ganz erschlagen aus, Schwesterherz«, bemerkte ich.
Sie nickte und betrachtete ihre Hände. »Langer Tag.«
»Hast du die restlichen Namen auf der Zahnarztliste überprüft?«, fragte ich, und wieder nickte sie nur, weshalb ich, weil ich ihr helfen wollte, gesellschaftlich ein wenig geschmeidiger aufzutreten, nachhakte. »Mit deinem Partner Deke?«
Ihr Kopf fuhr mit einem Ruck hoch, und sie funkelte mich an. »Der beschissene Idiot«, schimpfte sie, zuckte dann die Achseln und sank erneut in sich zusammen.
»Was hat er gemacht?«
Sie zuckte die Schultern. »Nichts. Routinesachen hat er einigermaßen im Griff. Stellt die ganzen Standardfragen.«
»Warum dann das lange Gesicht, Debs?«
»Sie haben mir meinen Verdächtigen weggenommen, Dexter«, erklärte sie, und wieder einmal traf mich die Verletzlichkeit, die sich in ihre Stimme schlich. »Dieser Junge, Acosta, weiß etwas; ich bin ganz sicher. Die Mädchen hält er vielleicht nicht versteckt, aber er weiß, wer es tut, und man lässt mich nicht nach ihm suchen.« Sie wedelte mit der Faust in Richtung Flur. »Man hat sogar dieses Arschloch Deke abgestellt, damit er darauf aufpasst, dass ich nichts unternehme, was den Stadtrat in Verlegenheit bringen könnte.«
»Tja. Könnte sein, dass Bobby Acosta völlig unschuldig ist.«
Debs zeigte mir die Zähne. Es wäre ein Lächeln gewesen, wenn es ihr nicht so offensichtlich schlechtgegangen wäre. »Er ist so schuldig wie Scheiße«, sagte sie und hob den Aktenordner. »Sein Vorstrafenregister würdest du nicht für möglich halten – auch ohne die Stellen, die geschwärzt wurden, weil er damals noch minderjährig war.«
»Jugendstrafen bedeuten nicht, dass er diesmal schuldig ist«, widersprach ich.
Deborah beugte sich vor, und einen Moment war ich überzeugt, sie würde mich mit Bobby Acostas Akte schlagen. »Einen Scheiß tun sie nicht«, antwortete sie, um dann zu meinem Glück die Akte aufzuschlagen, statt sie mir an den Kopf zu werfen. »Körperverletzung. Vorsätzliche Körperverletzung. Körperverletzung. Schwerer Autodiebstahl.« Sie sah mich entschuldigend an, als sie »schwerer Diebstahl« sagte, und
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