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Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Papier aus dem in der Nähe stehenden Mülleimer. »Genau«, sagte sie. »Dr. Gutmann, das ist der Mann. Mhm.« Sie notierte die Nummer und legte auf.
    Dann wählte sie umgehend die Nummer, die sie aufgeschrieben hatte, und nach einer Minute, in der sie erst mit jemandem am Empfang redete und dann, nach dem Klopfen ihres Fußes zu schließen, Pausenmusik lauschte, kam endlich Dr. Gutmann in die Leitung. »Dr. Gutmann«, begann Deborah. »Hier ist Sergeant Morgan. Ich brauche den Namen eines hiesigen Zahnarztes, der die Zähne eines Patienten so zurechtfeilen würde, dass er wie ein Vampir aussieht.« Gutmann sagte etwas, und Deborah wirkte überrascht. Sie langte nach dem Stift und schrieb, während sie antwortete: »Mhm. Das hab ich. Danke.« Sie klappte das Handy zu. »Er sagt, es gibt nur einen Zahnarzt in der Stadt, der blöd genug ist, so was zu machen. Dr. Lonoff in South Beach.«
    Ich kontrollierte die Zahnarztliste auf dem Bildschirm und fand ihn umgehend. »An der Lincoln Road«, verkündete ich.
    Deborah war bereits aufgestanden und unterwegs zur Tür. »Komm schon!«
    Und wieder einmal sprang der dienstbare Dexter auf und folgte ihr.

[home]
    12
    D r. Lonoffs Praxis befand sich im Erdgeschoss eines zweistöckigen Hauses in einer Nebenstraße, zwei Blocks von der Lincoln Road Mall entfernt. Das Gebäude war eines dieser pseudo Art-déco-Häuser, mit denen South Beach einst verseucht war, doch man hatte es ganz reizend renoviert und in einem zarten Lindgrün gestrichen. Deborah und ich gingen an einer Skulptur vorbei – die aussah wie eine Geometriestunde, die im Schrottcontainer Sex hat – zu einer Tür, an der ein Schriftzug verkündete: DR . J. LONOFF  – ZAHNKOSMETIK .
    »Ich glaube, hier ist es«, sagte ich und versuchte, wie David Caruso zu klingen.
    Deborah warf mir nur einen raschen, genervten Blick zu und öffnete die Tür.
    Am Empfang erwartete uns ein sehr dünner Afroamerikaner mit rasiertem Schädel und Dutzenden von Piercings in Ohren, Brauen und Nase. Er trug einen himbeerfarbenen Arztkittel und eine Goldkette. Auf dem Schild auf seinem Schreibtisch stand LLOYD . Als wir eintraten, blickte er auf, lächelte strahlend und sagte: »Hi! Kann ich Ihnen helfen?« Bei ihm klang es wie
Los, machen wir ein Fass auf!
    Deborah zeigte ihre Marke. »Sergeant Morgan von der Polizei Miami Dade. Ich muss mit Dr. Lonoff sprechen.«
    Lloyds Lächeln wurde noch breiter. »Er hat gerade einen Patienten. Könnten Sie ein paar Minuten warten?«
    »Nein«, sagte Deborah. »Ich muss ihn umgehend sprechen.«
    Lloyd wirkt ein wenig verunsichert, lächelte aber weiter. Seine Zähne waren groß, sehr weiß und perfekt geformt. Falls Dr. Lonoff dafür verantwortlich war, hatte er gute Arbeit geleistet. »Darf ich fragen, worum es geht?«
    »Ich komme mit einem richterlichen Beschluss zur Überprüfung seiner Betäubungsmittelverordnungen wieder, wenn er nicht innerhalb von dreißig Sekunden hier auftaucht«, knurrte Deborah.
    Lloyd leckte sich über die Lippen, zögerte zwei Sekunden und kam dann auf die Beine. »Ich sage ihm, dass Sie hier sind«, meinte er und verschwand um eine gebogene Wand in den hinteren Bereich der Praxis.
    Dr. Lonoff unterbot die dreißig Sekunden Frist um volle zwei Sekunden. Sich die Hände mit einem Papiertuch trocknend und ziemlich erbost schnaubte er um die Ecke. »Was zum Teufel glauben Sie … Was soll das mit der Betäubungsmittelkontrolle?«
    Deborah musterte ihn nur ruhig, als er rutschend vor ihr zum Stehen kam. Für einen Zahnarzt schien er jung, dreißig vielleicht, und ganz ehrlich gesagt war er auch ein wenig zu muskulös, als hätte er Eisen gepumpt, während er eigentlich Löcher füllen sollte.
    Deborah dachte offenbar ähnlich. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß und fragte: »Sie sind Dr. Lonoff?«
    »Ja, das bin ich«, antwortete er, nach wie vor ein bisschen schnaubend. »Wer zum Teufel sind Sie?«
    Deborah zeigte erneut ihre Marke. »Sergeant Morgan, Polizei von Miami Dade. Ich muss Ihnen einige Fragen zu einem Ihrer Patienten stellen.«
    »Was Sie tun müssen«, erwiderte er mit wuchtiger ärztlicher Autorität, »ist, damit aufzuhören, hier Sturmtrupp zu spielen, und mir zu sagen, worum es eigentlich geht. Auf mich wartet ein Patient.«
    Ich sah, wie Deborahs Kiefer sich verkrampfte, und da ich sie gut kannte, wappnete ich mich gegen ein, zwei Runden groben Wortwechsels; sie würde sich weigern, ihm etwas zu verraten, da es sich um eine Polizeiangelegenheit

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