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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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zu sein und sein dunkler, im Nacken zusammengebundener Zopf hatte schon einen minimalen grauen Ansatz. Der Hufeisenbart, die derbe Jeans und das schwarze Hemd rundeten sein Auftreten ab und auch wenn er todsicher seine Nachmittage auf gefährlichen Motorrädern zubrachte, versprachen die Fältchen um seine Augen einen sympathischen und optimistischen Menschen.
    Nach zehn Minuten erfolgreich absolvierten Small Talks – hey, in solchen Situationen musste man sich auch über kleine Erfolge freuen – nahmen alle in Leas Wohnzimmer verteilt auf Couch und Sessel Platz. Die Gastgeberin schenkte Kaffee ein und verteilte Schokoladenkuchen, der köstlich aussah. Als sie jedoch nach Noels Teller fragte, lehnte der ab.
    »Für mich keinen Kuchen bitte. Ich esse nur rohen Teig.«
    Für einen Moment wurde es still.
    Lea konnte ihre Gesichtszüge entgleiten fühlen, ehe sie beinahe überzeugend lachte.
    »Stimmt, deine Diät! Die hab ich ja total vergessen, tut mir leid.«
    Sie konnte die Blickpfeile, die Sally in ihrer beiden Richtungen abfeuerte, geradezu spüren, und zum Glück wählte Paul diesen Moment, um sich auf die Toilette zu entschuldigen.
    »Warum tut ihr mir das an?«, jammerte Sally. »Das sollte ein ganz normaler, netter Besuch werden, bei dem eigentlich nichts hätte schief laufen können!«
    »Nur rohen Teig also?« Lea hob eine Augenbraue.
    »Hätte ich das früher erwähnen sollen?«, fragte er und Lea sah den Schalk in seinen Augen aufblitzen. Wie schön, dass wenigstens einer von ihnen Spaß hatte.
    Sie verdrehte lediglich die Augen und ging zur Küchenzeile. Das versprach, noch ein langer, langer Nachmittag zu werden.

Kapitel 4
    Ich lebe noch
, war Leas erster Gedanke, als sie am nächsten Morgen die Augen aufschlug. Also war er vielleicht doch nicht auf ihren Erbschmuck aus.
    Die ganze Nacht hatte sie sich herumgewälzt. Immer wieder war ihr der Satz »Ich bin Leas Traummann« durch den Kopf gespukt – und dass ein fremder Mann nur eine Tür von ihr entfernt auf der Couch schlief, half ihr auch nicht unbedingt dabei, zur Ruhe zu kommen. Sie dachte an Noels Lächeln und das kleine Funkeln in seinen Augen und fiel schließlich mit der Hoffnung, dass er vielleicht, eventuell, unter milderen Umständen ein bisschen die Wahrheit gesagt haben könnte, immer mal wieder in einen leichten Schlaf.
    Am vorangegangenen Tag war einfach zu viel passiert, um es zufriedenstellend zu absorbieren, und selbst mit einer Nacht Abstand hatte Lea keine Ahnung, wie sie die Situation bewerten sollte. Sie wusste nicht, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Noel auf dem Sofa nächtigen zu lassen, aber etwas anderes war ihr einfach unmöglich erschienen. Wahrscheinlich fühlte sie sich nur geschmeichelt und hatte sich von ein paar netten Worten um den Finger wickeln lassen, aber sie hatte nicht gelogen, als sie Noel geantwortet hatte, sie würde ihm glauben.
    Um dieses Vertrauen nach außen zu tragen, würde sie ihm ihre Wohnung überlassen. Einen ganzen, kompletten Tag lang. Quasi genug Zeit, um alles auszuräumen, sogar den massiven Holzschrank im Schlafzimmer – aber nein, so durfte sie nicht denken, ansonsten würde sie es nie nach draußen schaffen.
    Sie duschte und zog sich so leise wie möglich an, um ihn nicht zu wecken, denn für weitere Offenbarungen à la »Ich esse nur rohen Teig«–   was
definitiv
noch einer genauen Erklärung bedurfte – hatte sie gerade wirklich nicht die Nerven. Ihr stand ein Arbeitstag in der Bibliothek bevor und Noel würde sich wohl oder übel selbst beschäftigen müssen. Sie hoffte, dass er das schaffte, ohne das Haus in die Luft zu jagen.
    Als sie durch das Wohnzimmer huschte, um ihre Autoschlüssel zu holen, warf sie einen kurzen Blick auf ihn. Pauls Klamotten waren, ordentlich zusammengelegt, auf dem Sessel neben der Couch gestapelt. Noel lag auf der Seite zur Lehne hin und atmete tief aus und ein. Seine Haare waren noch zerwühlter als normal. Er hatte die Decke um sich geschlungen; nur sein rechter, oberer Arm lugte hervor und bestätigte die Theorie, dass er nackt war.
    Lea sah rasch wieder von ihm weg, ihr Herz klopfte sofort schneller. Männer waren für sie einfach unbekanntes Terrain, daran würde sich wahrscheinlich so schnell nichts ändern. Nach einem letzten Kontrollgang, ob auch wirklich alles aufgeräumt war, verließ sie mit schweren Seufzern die Wohnung.
    Zur Stadtbibliothek brauchte sie mit dem Wagen nur etwa zehn Minuten, trotzdem fuhr sie immer mindestens eine

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