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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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schaffe, mich gegen dich zu wehren …“
    „Gegen mich?“ Er war für sie also tatsächlich ein ebenso großes Ungeheuer wie Gregor. „Das wird dir sowieso nie gelingen.“
    Endlich waren sie da, und das schwere Eingangstor öffnete sich.
    „Wer ist dein Mentor?“
    „Ich habe keinen.“
    „Du wirst einen brauchen. Einen, der dich vor deinen Plänen bewahrt.“ Damian bog so schnell in die Einfahrt, dass der Kies unter seinen Reifen spritzte.
    Der Porsche hielt vor einer imposanten Villa mit hohen Fenstern.
    Erleichtert registrierte Damian, wie die ungewohnte Last der Verantwortung von ihm abfiel. „Wie heißt du überhaupt?“
    „Charis.“
    „So, Charis“, meinte er sanft. „Und jetzt darfst du ganz laut schreien.“
    Sie stieg aus, wobei sie erneut vermied, ihm in die Augen zu sehen, und ging schweigend über den Kiesweg zum Eingangsportal. Sie klingelte, und Damian wartete mit laufendem Motor, bis die Tür endlich hinter ihr zufiel.

Kapitel 3
     
    Die Wände bluteten, färbten sich rot und rückten immer dichter an mein Bett heran. Ich versuchte vergeblich zu atmen, meine Lungen mit frischer Luft zu fü l len. Der Gestank nach altem Blut schnürte mir den Atem ab, wurde unerträglich.
    Ich lag wieder auf der Matratze in Gregors Haus. Meine Hände hingen schlaff neben meinem Körper , und ich starrte die Decke an. Martin beugte sich über mich. „Bald, mein Schatz. Sobald er deiner überdrüssig ist.“ Er streichelte mich und erzählte mir, was er mit mir machen würde, bevor er mich zu einem Vampir wandelte.
    Nun war Gregor da. Ich spürte seinen Mund an meinem Hals, den schmerzha f ten Biss seiner Zähne. Er nahm mein Blut, und ich musste es hilflos ertragen. Sein Geruch widerte mich an. Plötzlich veränderte sich das Gesicht, und Damians leere, unmenschliche Augen starrten mich an.
    Endlich wachte ich auf. Mein Herz raste.
    Ich schaute auf die Uhr. Es war drei. Ich wagte nicht, wieder einzuschlafen. E i nem weiteren Albtraum wollte ich mich nicht aussetzen, ich fürchtete, ihn nicht mehr ertragen zu können.
    Vampire. Inzwischen hatte ich etwas von meiner Furcht verloren, was die Va m pire der Gemeinschaft betraf. Damian allerdings … Allein der Gedanke an ihn machte mir so viel Angst, dass sich mein Herzschlag beschleunigte. Genauso stel l te ich mir eine Panikattacke vor.
    Es war völlig verrückt von mir gewesen, ausgerechnet ihn anzusprechen und um Unterstützung zu bitten. Entweder hatte ich nach dem Gespräch mit Julian noch unter Schock gestanden, oder ich war vorübergehend übergeschnappt, anders konnte ich es mir nicht erklären. Dass er Dämonen jagte und das Kampftraining leitete, hieß ja nicht, dass er Interesse daran hatte, mir zu helfen. In Zukunft wü r de ich ihm aus dem Weg gehen.
    Dann fiel mir ein, wie Damian meinen Kopf gehalten hatte. Seine unerwartete Vorsicht, die Erleichterung, die seine Berührung in mir ausgelöst hatte, und die mich immer noch verwirrte. Letztendlich hatte er mir nichts getan – und das wü r de auch so bleiben, versicherte ich mir. Ich hatte Julians Wort, daran klammerte ich mich. Julian. Es musste jemanden geben, dem ich vertrauen konnte. Irgendj e manden, der es gut mit mir meinte, der mir Hoffnung gab und ein Ziel. Und wenn es ein Vampir war.
    Vorsichtig tastete ich nach dem Lichtschalter, blinzelte helle Wände an mit al t modischen Gemälden. Der Biedermeierschrank aus Kirschbaum und der Polste r sessel, alles war da und stand an seinem Platz. Langsam beruhigte ich mich.
    Ich setzte mich auf und umschlang die Knie mit den Armen, verlor mich in Zweifeln an meinen Plänen. Und immer wieder kreiste ich um meine Schuld, me i ne Schuld am Tod meiner Eltern.
    Früher, in einem anderen Leben, als ich noch bei ihnen lebte und studierte, war ich fröhlich, überschwänglich und kannte keine Angst. Damals glaubte ich noch, Vampire gäbe es nur in Büchern und Filmen.
    Wenn ich nicht an jenem Freitag zu dieser Party gegangen wäre, wenn dieser Typ mich nicht angelächelte hätte, als ich eben beschlossen hatte, mit den anderen nach Hause zu fahren, wenn er sich nicht als absoluter Vollidiot entpuppt hätte, und wenn ich nicht das Übernachtungsangebot einer Bekannten abgelehnt hätte, die nur um die Ecke wohnte, weil ich meinen Eltern versprochen hatte, mit ihnen am Samstagmorgen in ein Möbelhaus zu fahren, wo sie sich eine Couchgarnitur kaufen wollten, die mir sowieso nicht gefallen hätte. Wenn … dann hätte ich di e ses Leben immer noch.
    Dieses

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