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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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sich wieder auf seine Papiere zu konzentrieren.
    Es gab keinen Grund, Julian um seine Position als Anführer zu beneiden, übe r legte er nicht zum ersten Mal. Wirklich keinen einzigen.
    ***
     
    Auf Damians Weg zur Telefonzentrale beeilte sich jeder, ihm und seinem Zorn aus dem Weg zu gehen.
    Warum ausgerechnet sie ?, dachte er verärgert. Die Kleine hatte eine Riesenangst vor ihm, und davon abgesehen, hatte er wirklich Besseres zu tun. Schließlich war er kein Kindergärtner. Da gab es andere, die viel besser für diesen Job geeignet waren als er. Also, warum hatte Julian diese junge Frau ausgerechnet ihm aufg e halst? Bis zu seiner Rückkehr würde es allerdings keine Möglichkeit geben, an seiner Entscheidung zu rütteln. Pierre würde es sowieso nicht wagen, Julians B e fehle überhaupt nur infrage zu stellen, und er selbst stand bei ihm im Wort.
    Damian knirschte mit den Zähnen. Das war nicht das erste Mal, dass Julian ihn dazu gebracht hatte, ein Versprechen zu geben, dessen Konsequenzen er nicht voraussehen konnte. Damian versuchte, seinen Ärger hinunterzuwürgen, aber es gelang ihm nicht. Wenn er es nicht besser wüsste, müsste er glauben, dass Julian die Kleine ausgesucht hatte, um ihn zu bestrafen. Oder umgekehrt. Aber das war nicht Julians Art. Im Gegensatz zu ihm mochte Julian Menschen. Andererseits machte Julian nie etwas ohne Hintergedanken. Aber so sehr er auch überlegte, es fiel ihm kein Grund ein, der auch nur ansatzweise einen Sinn ergab. So oder so. Er konnte es nicht ändern, und falls es einen gab, würde er ihn herausfinden. Julians Arkanum würde ja nicht ewig dauern. Damian verdrehte die Augen. Nicht länger als etwa acht Wochen.
    „He y .“
    Murat, der ihm entgegenkam, blinzelte verunsichert und senkte seinen Blick.
    „Diese Kleine. Charis. Wo hält sie sich auf um diese Zeit?“
    „Vermutlich bei Sarah. In ihrem Appartement.“
    „Welche Nummer?“
    „Vierzehn.“
    „Wo?“
    Murat hob den Zeigefinger und gab vorsichtig die Richtung an.
    Damian setzte sich mit langen Schritten in Bewegung.
     
    ***
     
    Sarah hatte ein kleines Appartement in einem Seitenflügel der Zentrale, und ich verbrachte häufig Zeit mit ihr. Manchmal glaubte ich, Sarah hatte die Anweisung, sich mit mir zu beschäftigen, aber im Moment war ich einfach keine gute G e sprächspartnerin, und wir waren froh, dass wir endlich etwas gefunden hatten, worüber wir uns unverfänglich unterhalten konnten: Musik.
    Sarah öffnete den Schrank, um mir ihre Sammlung aus CDs und Schallplatten aus Vinyl zu zeigen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Damian stand im Eingang . S ofort schien das Zimmer zu schrumpfen. Er sah Sarah an und machte eine Kopfbewegung Richtung Tür. Sarah ignorierte meinen flehenden Blick und erhob sich nervös. S ie murmelte etwas Unverständliches und quetschte sich an ihm vorbei, um leise die Tür hinter sich zuzuziehen.
    Sie ließ mich einfach im Stich.
    Damian beachtete sie nicht mehr. Mich leider schon. „Du hast mit Julian g e sprochen?“
    Meine Kehle war trocken, und ich räusperte mich, um überhaupt sprechen zu können. „Ja.“ Ich streifte seinen Blick. Sofort sammelte sich meine Angst in me i nem Magen wie ein schwerer Klumpen.
    „Und es war dein Wunsch, von mir zu lernen?“
    „Ja“, meinte ich verwirrt. „ D as weißt du doch.“
    „Nun, du hast deinen Willen bekommen. Julian hat mich zu deinem Mentor b e stimmt.“
    „Meinem Mentor?“
    „Das hast du doch gewollt.“
    Einen Mentor? „Nein. Ich brauche keinen Mentor.“ Und bestimmt keinen wie ihn. „Außerdem habe ich mit Julian nicht über dich gesprochen.“
    Ich wagte, ihn kurz anzusehen. Er starrte mich an , und mein Herz pochte wild .
    Damian war nicht wie Gregor und auch nicht wie Martin. Aber er war auch nicht wie die anderen Vampire der Gemeinschaft, die ich bisher kennengelernt hatte. D ie trotz ihres unterschiedlichen Aussehens alle für den Cosmopolitan-Männerkalender hätten Modell stehen können. Damian hingegen sah aus wie der heißeste Kandidat für die Hauptrolle in einem dieser Splatter- und Horrorfilme, die nur nachts im Privatfernsehen liefen. Einfach nur zum Fürchten. Seine schwarzen Lederklamotten, diese blöde schwarze Wollmütze. Der Blick seiner Augen und der Ausdruck in seinem Gesicht, dieser gerade noch zurückgehaltene Zorn, der sich so tief darin eingeprägt hatte, und nur von absoluter Leere und Teilnahmslosigkeit abgelöst wurde, die mich aber nicht minder erschreckten.
    Nun hatte ich

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