Dezemberglut
der ein Kilo Heroin, das ihm ständig vor Augen war, ignorieren sollte. Allerdings glaubte er fest, dass er mit der Zeit Stück für Stück seiner Unabhängigkeit zurüc k gewinnen würde.
Richard war nie so abhängig von Julian gewesen. Jedenfalls hatte er ihn nie so abhängig erlebt. Die schnelle Trennung nach der Wandlung war vielleicht eine der Regeln der Gemeinschaft, die wirklich Sinn ergaben.
Nun. Es war, wie es war, und er hatte sein wichtigstes Ziel erreicht. Unster b lichkeit. Alle Zeit der Welt. Einen Schritt nach dem anderen. I rgendwann würde er sich auch Martin vornehmen. Er würde bezahlen, für alles, was er ihm angetan hatte. Aber jetzt ging es erst einmal darum, mit der Mordswut, die Martin auf die Gemeinschaft und insbesondere auf Julian hatte, zu jonglieren. Julian hatte Gr e gors Tod veranlasst und Martin einer Befragung unterzogen. Er war Gregors Vermögen auf die Spur gekommen und allen Menschen, die unter seinem Bann gestanden hatten. Vor der zweiten Befragung hatte Martin dank seiner Hilfe fli e hen und einige Geheimnisse retten können, immerhin genug, um seine Racheakt i on planen und finanzieren zu können.
Martin wiederum hatte ihn, Christian, ausgefragt, war aber mit dem Ergebnis mehr als unzufrieden. Denn von den Schutzvorrichtungen der Gemeinschaft wusste Christian nur wenig, obwohl er als Vertrauter für die Nacht-Patrouille gea r beitet hatte. Die Zentrale in Mitte war gut geschützt, und die auf Schwanenwerder, wohin sich Julian für sein Arkanum zurückgezogen hatte, ebenfalls. Wie konnte man die Gemeinschaft also treffen? Und vor allem, wen?
Martins Ziel war es, Julian und so viele Vampire wie möglich zu töten und die Gemeinschaft zu zerschlagen. Gleichzeitig wollte er die jungen Vampire, die Gr e gor und er in seiner Gewalt gehabt hatten, zurückzuholen. In seine „Familie“.
Neben Julian war es seine Gefährtin Ellen, die Martin am liebsten erneut in se i ne Gewalt gebracht hätte, aber diese eine Gelegenheit war vertan, und selbst Ma r tin besaß noch so viel gesunden Verstand, um zu erkennen, dass sich keine zweite ergeben würde. Das gleiche galt für Sonya, die zu den älteren Vampiren gehörte. Gregor und Martin hatten sie schon einmal überfallen, aber Sonya hatte überlebt, und ein erneuter Angriff würde sicher nicht gelingen, zumal Sonya wieder mit Aaron zusammenlebte. Von den Privatwohnungen kannte Christian lediglich Andrejs Loft, das sich in einem renovierten Fabrikgebäude befand. Aber Andrej, den Leiter der Nacht-Patrouille , in seiner eigenen Wohnung angreifen zu wollen, wäre ein absolutes Selbstmordkommando, das war selbst Martin klar.
Blieben die siebzehn jungen Vampire. Und Daniel, der ebenfalls von Gregor gewandelt worden war, was Christian gar nicht gewusst hatte. Dann gab es noch diese junge Frau, Charis, eine Vertraute. Als Martin ihr Bild in Christians Erinn e rung aufspürte, war er sehr wütend geworden. Martin wollte sie unbedingt zurück. Unter vielen Mühen und Schmerzen hatte sich Christian immerhin an ihren Vo r namen erinnern können, aber er hatte keine Ahnung, wo sie wohnte. Jedenfalls lebte sie nicht in der Zentrale. Sie studierte an der Freien Universität, er hatte sie abends von dort abgeholt, daran erinnerte er sich genau.
Dennoch – Martin fing an, Pläne zu schmieden.
Und es war natürlich an ihm, Christian, sie umzusetzen.
„Ich habe keine Ahnung von so etwas“, hatte er sich beschwert.
„Aber ich. Und ich kenne Leute, die sich ebenfalls damit auskennen. Julian hat längst nicht alles von mir erfahren.“
Martin gab Anordnungen. Christian nickte, zuckte die Achseln oder wide r sprach. Je nachdem. Nutzen würden seine Einwände sowieso nicht. Also fügte er sich, wählte die Telefonnummern, die Martin ihm nannte, verhandelte, nannte Martin die Summe, die er benötigte, und Martin kümmerte sich um das Geld.
Die Vorbereitungen liefen an. Zwei Männer begleiteten ihn bei seiner Mission, nicht gerade Intelligenzbestien und keine Unterstützung. Es würde alles andere als einfach sein, sie im Zaum zu halten, trotz der Drohung, dass Martin sie bestrafen würde, falls sie versagten.
***
Charis war aufgewacht. Damian sah ihren fragenden Blick. „Manchmal schottest du dich von mir ab“, sagte sie leise. „So wie jetzt.“
„Das spürst du?“
Sie nickte.
Damian zögerte. „Nicht, weil ich dir nicht vertraue“, meinte er sanft.
„Sondern?“
„Weil ich Schmerzen habe. Ich wollte dich nicht damit
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