Dezemberglut
einem Impuls heraus und ließ sich neben Paula fallen.
Paula löffelte in aller Ruhe ihre Suppe. Die ganze Küche roch nach Kohl, da kam auch das Kaffeearoma nicht gegen an.
Ellen sah auf die Uhr. Die Kaffeemaschine röchelte und zischte.
Paula legte ihren Löffel beiseite. „Dein neuer Freund steht dir.“ Sie betrachtete Ellen forschend. „Du hast ja immer schon sehr gut ausgesehen, aber jetzt leuchtet dir das Glück aus den Augen. Wann lerne ich ihn endlich kennen?“
Ellen stand auf, nahm einen der bunten Kaffeebecher aus dem Küchenschrank und griff nach der Kaffeekanne. „Er ist immer sehr beschäftigt.“
„Vielleicht zu Heidis Geburtstagsfeier? Bei Loretta ?“
„Warum nicht? Vielleicht kommt er nach.“ Ellen steckte den Kopf in den Küh l schrank. Es gab nur Kondensmilch. Da trank sie ih ren Kaffee schon lieber schwarz. „Ich muss jetzt los.“ Sie griff nach der Kaffeetasse und ging eilig in ihr Büro. Gott sei Dank wartete ihre Patientin noch nicht vor der Tür. Sie setzte die Tasse ab und schloss das gekippte Fenster, als das Telefon auch schon klingelte.
„Langner?“
„Dieser Mann ist nochmals dran“, meinte Paula. „Ich stelle ihn zu dir durch.“
„Danke.“
„Hier ist Christian“, sagte eine vertraute, männliche Stimme. „Hartmann“, fügte er hinzu.
Ellen spürte, wie ihr Herzschlag erst aussetzte und sich dann beschleunigte. Sie hatte das Bild ihres Schlafzimmers vor Augen, nachdem Martin ihm mit Christian einen Besuch abgestattet hatte. „Ja?“, fragte sie vorsichtig.
„Hören Sie zu “, sagte er hastig. „Eine Nachricht für die Gemeinschaft. Heute Nacht darf niemand in ein Auto steigen. Es gibt Autobomben a n einigen Wagen der Nacht-Patrouille . R ufen Sie die Zentrale an. Sofort.“
„ Was? Christian …“
„ T ut mir leid. Alles.“ Er hatte bereits aufgelegt.
Es klopfte, und die Patientin kam herein.
„Einen Moment “, sagte Ellen ungeduldig. „I ch muss noch telefonieren.“
Das Lächeln der Patientin löste sich auf. Sie sah aus, als wollte sie sofort in Tr ä nen ausbrechen. Ellen wusste, dass ihre Worte bei dieser Borderline-Patientin einer Katastrophe gleichkam en . Ellen würde den Rest der Stunde – vielleicht s o gar der Woche – damit verbringen, die vermeintliche Zurückweisung aufzuarbe i ten. Aber sie hatte keine Wahl.
Autobomben!
„Ich hole Sie gleich in ihrem Zimmer ab“, meinte sie kurz und tippte eine Tel e fonnummer ein.
***
Zu der Zeit, als Ellen ihre Verbindung mit Sam unterbrach, um Julian anzurufen, parkte Andrejs BMW vor dessen Loft. Eine Inspektion des Wagens war fällig, und dies erklärte, warum der Wagen nicht in der Garage stand.
Zwei der menschlichen Vertrauten, die innerhalb der Tagesschicht der Nacht-Patrouille arbeiteten, hatten heute endlich Zeit gefunden, sich um den Werkstattb e such zu kümmern. Der Fahrer hielt neben dem BMW und ließ den Beifahrer au s steigen. Während der Fahrer schwungvoll wendete, öffnete der Beifahrer die Fahrertür des BMW, nahm hinter dem Lenkrad Platz, verstellte den Sitz und schob ihn nach vorn, steckte den Zündschlüssel ein und stellte fest, dass Andrej den gleichen Radiosender mochte wie er.
Dann flog der Wagen in die Luft.
Sam rief an, während Julian gleichzeitig versuchte, Andrej telepathisch zu erre i chen. Doch es war bereits zu spät . D ie Explosion ließ zwei Fensterscheiben seiner Wohnung bersten.
Andrej war außer sich. Aber er konnte nichts tun, außer den Maßnahmen der Polizei durch eine Kamera zu folgen, die nur einen kleinen Teil des Parkplatzes abdeckte, und auch nicht den, wo der Wagen gestanden hatte. Er telefonierte mit Steffen, erneut mit Sam, der inzwischen weitere Anrufe getätigt hatte, auch mit einem Freund, der bei der Polizei arbeitete. Und dem Anwalt der Gemeinschaft . Schließlich telefonierte er mit Julian, Pierre, Oliver und Damian. Vor der Dämm e rung konnte niemand von ihnen etwas unternehmen. Für den Abend wurde ein Treffen des Inneren Kreises einberufen und alle jungen Vampire mit einem Au s gehverbot belegt.
Die Untersuchungen ergaben, dass die Autos von Pierre, Oliver und Jack, die in abgeschlossenen Tiefgaragen standen, sicher waren. Doch es gab Autobomben an den Wagen von Aaron, Damian und Max sowie an drei weiteren . Nie zuvor hatte es einen derart heimtückischen und massiven Angriff auf die Gemeinschaft geg e ben.
***
Als Damian anrief, stand ich in einem Supermarkt vor dem Regal mit Süßigkeiten, auf der
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