Dezemberglut
Besorgnis, Schuld und …. Liebe. Seine Liebe zu mir, die so unfassbar groß war. Zweifel , mir seine Gefühle zu ze i gen, weil sie so tief waren.
D och dann drehte D a mian sich um und riss mich an sich. „Ich liebe dich so“, sagte er rau.
„Ich dich auch. Alles ist gut. Es war richtig, hörst du.“
Er nahm mein Gesicht in seine Hände , betrachtete mich forschend und setzte mich auf das Fensterbrett . Vorsichtig lehnte er seine Stirn an meine. Wir verhar r ten eine ganze Weile, sagten nichts, aber nie hatte ich mich ihm näher gefühlt.
Endlich weinte ich an seiner Schulter, schon wieder, und doch ganz anders. D i cke, erlösende Tränen.
„Ich war wütend und habe völlig die Kontrolle über mich verloren und dich verletzt“, meinte ich endlich. „Bin ich schlecht? Ein schlechter Vampir?“
„Nein , Charis, das haben wir alle in uns. Im ersten und im zweiten Leben. Jetzt sind viele dieser Empfindungen stärker, sie haben viel mehr Macht über dich. Außerdem reagierst du impulsiver.“
„Aber so will ich nicht sein.“
Er nahm mich tröstend in den Arm. „Du lern st , dich zu beherrschen.“
Hoffentlich. Oder w ürde es jetzt immer so sein, zwischen uns? Dass Damian dieses unglaubliche Verlangen in mir auslöste, nach Blut, ihn bluten zu lassen, diesen Wahnsinn, der mein Gehirn komplett ausschaltete?
Und, dass er mir jederzeit Befehle geben konnte, die mich zu einer hilflosen M a rionette machen, seiner Marionette, und mich ihm für immer auslieferte? Würde ich je wieder ich sein, ich selbst, so wie früher?
„Das ist der Grund, warum wir uns bald trennen werden“, meinte er. Sonst wirst du abhängig von mir.“
„Aber ich bin sowieso abhängig von dir. Ich liebe dich.“
Damian schüttelte den Kopf. „Es geht nicht anders. Denn ich möchte dich, Charis, keine Sklavin, die sich gegen meine Entscheidungen nicht wehren kann. Irgendwann, wenn du bleib st und weiterhin mein Blut n immst , würdest du mich fürchten. Und hassen. Wenn du zurückkommst, wirst du gefestigt sein und es verstehen.“
Ich schlug die Augen auf, hatte keine Ahnung, wie lange ich geschlafen hatte. Es war still. Friedlich. Zum ersten Mal fühlte ich mich nicht desorientiert. Ich fühlte mich gut. Das heißt, ich hatte keine Schmerzen, die Geräusche im Haus und draußen kamen mir erträglich vor und lösten keine Explosionen aus in meinem Kopf.
Der Wahnsinn war endlich vorbei. Unser Feuer suchte nicht länger nach Na h rung, brannte herunter zu einer wärmenden Glut.
Die drängende Lust, die meinen Körper folterte, hatte Erfüllung gefunden. A uch mein gequälter Verstand war zur Ruhe gekommen. Ich hatte endlich Frieden g e funden.
Was wir taten, änderte sich. Ich hatte mich verändert. Auch unser Sex wurde ruhiger, zärtlicher, und ich weinte schon wieder, diesmal nicht, weil sich Damian weigerte, mein Verlangen zu stillen, sondern weil ich ihn bald verlassen musste. „Wir st du es nicht leid, dass ich andauern d deine Schulter vollweine?“ schluchzte ich. Ich hatte es schon so oft getan. Aber zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, meinen Durst beherrschen zu können.
„Wie viel Zeit bleibt uns noch?“
„Übermorgen“, sagte er ernst. „Übermorgen ist es so weit.“
So bald, dachte ich erschrocken.
Damian öffnete das vergitterte Fenster. Ich fühlte keine Panik mehr, keine Ve r wirrung, ich sah und staunte, hörte, witterte und konnte sie ertragen. Die selts a men und intensiven Geräusche und Gerüche von draußen.
„Wir können ja skypen“, meinte ich hoffnungsvoll.
„Bevor ich nur deine Nase oder deine Stirn in Großaufnahme sehe, möchte ich lieber deine Stimme hören. Mich zurücklehnen, den Hörer in der Hand und dich in meiner Fantasie vor mir sehen. Ganz.“
Der moderne Vampir ! Ich wusste nicht, ob ich ihn süß oder hoffnungslos al t modisch finden sollte und entschied mich für die erste Möglichkeit.
„Weißt du, was ein eindeutiger Vorteil der Wandlung ist? Nach meiner Rüc k kehr zu dir?“
Er sah mich fragend an.
„Ich kann jetzt mitkommen. Zur Dämonenjagd.“ Fasziniert betrachtete ich Damian s Gesicht . Sah einen ganzen Videoclip von Gefühlen. Schade. Das hätte ich für Youtube aufnehmen sollen.
„Träum weiter.“
„Aber …“
„Nein! Und wenn ich es dir verbieten muss.“
„Aber Murat, Richard und sogar Sarah …“
„Gut. In dreißig Jahren darfst du vielleicht im Auto auf mich warten.“
Ich schnaubte. Dann lächelte ich. Ich hatte ja jetzt Zeit,
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