Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
Vom Netzwerk:
zu ihrem Tod. Nun, Julian hatte mich d a von überzeugt, dass ich auch danach noch gebraucht werde.“
    „Das werden Sie. Ganz bestimmt.“
    Er nickte würdevoll.
    „Wie ist es für Sie … ich meine …“ Oje. Erst denken, Charis, dann reden!
    Aber er lächelte. „In einem alten Körper unter all denen, die viel älter sind, aber ewige Jugend besitzen?“ Er zuckte die Achseln. „Der Umgang mit Äußerlichke i ten hängt wohl immer von den Zielen ab, die man sich setzt.“
    Ich nickte erstaunt. Georg hatte eine Zufriedenheit in seinem Blick, die mich nicht daran zweifeln ließ, dass er mit seinen Zielen im Einklang war.

Kapitel 7
     
    In der folgenden Nacht fuhr Damian mich in einem dunklen Audi zum Bahnhof Zoo. Sein Schweigen machte mich nervös. Ich warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. Die Straßenbeleuchtung erhellte für Sekunden sein Gesicht. Es war hart und bleich, wie aus Marmor gemeißelt. Heute hatte es einen grüblerischen Ausdruck, als wäre er in Gedanken ganz weit weg. Als er nach der Schaltung griff, berührte er zufällig meine Hand . Ich zog sie hastig weg.
    Schmerzen, wusste ich plötzlich. Damian hatte Schmerzen, und sie waren so stark, dass ich erschrak. Verstohlen musterte ich sein Profil. Er wandte sein G e sicht und sah mich an, bevor ich den Blick hastig senkte. Diesmal machte er ke i nen Versuch, meinen Blick aufzufangen. Seine Augen waren leer, wie ein glänze n der Spiegel, der nun meine eigenen Gefühle zurückwarf.
    Während meiner Gefangenschaft hatte n m ich die Empfindungen von Gregor und Martin überrollt w ie etwas, was ihr Inneres verströmte. Eine wütende Gier und gnadenlose Brutalität. Doch bei Damian war es anders. Als hätte ich Zorn und tiefe Verzweiflung gespürt, schon zum zweiten Mal.
    Ich sah den Abschluss eines Verbands an seinem Unterarm. Entweder war er nicht gut angelegt, oder die Verletzung war schlimmer, als er angenommen hatte , denn a m Rand war der Verband rot, als sammelte sich dort Blut. Es handelte sich ganz offensichtlich um eine frische Verletzung , und ich fragte mich, wie er sie sich zugezogen hatte.
    „Hattet du wieder einen Übungskampf mit Andrej?“
    „Nein.“ Damians Blick war wie eine Mauer, an der mein Mut abprallte. Auf eine weitere Frage hätte er genauso wortkarg reagiert, wenn überhaupt, also sagte ich nichts mehr. So abgebrüht und arrogant, wie Damian war, brauchte er mein Mi t gefühl sowieso nicht. Damian war ein Vampir. Und ein kompletter Blödmann obendrein . Ein Idiot in Not. Ich hätte wetten können, dass es hunderttausend Gründe gab, warum er Schmerzen verdiente. Dennoch – die Vorstellung, dass es jemand geschafft haben sollte, Damian so schmerzhaft zu verletzen, fand ich u n geheuerlich.
    A uch wenn es seltsam war, so langsam entspannte ich mich neben ihm. Jemand, der so sehr mit sich selbst und seiner eigenen Hölle beschäftigt war, hatte anderes zu tun, als mir gefährlich zu werden.
    Damian hielt in der Jebensstraße. Er griff hinter den Sitz und drückte mir me i nen Rucksack in die Hände.
    Ich hielt den Rucksack auf dem Schoß und starrte ihn an . I ch hatte ihn seit W o chen nicht mehr gesehen. Umständlich öffnete ich den Reißverschluss und scha u te hinein. Meine Monats-Fahrkarte, die längst abgelaufen war, Papiere, Geld, Handy, sogar mein Hausschlüssel, alles Symbole meines früheren Lebens. Ich sah Damian fragend an und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.
    „Ich habe ihn gestern bei den Sachen aus Gregors Haus gefunden.“
    Ich räusperte mich und nickte. Da ich nicht wusste, was ich hätte sagen können, öffnete ich die Beifahrertür.
    „Kommst du klar?“
    Seine Frage überraschte mich und ich zögerte.
    „Du kannst jederzeit zurück nach Schwanenwerder.“
    „Nein. Ich will nach Hause.“
    „Gut. Falls es Schwierigkeiten gibt, ruf an, und wir lassen uns etwas einfallen.“
     
    Noch in der gleichen Nacht wurde die Bahnhofspolizei auf mich aufmerksam , den n i ch bekam einen Schwächeanfall, direkt vor ihrer Tür. Zuerst wurde ich verhört, bald darauf lag ich in einem Krankenhausbett und ließ viele Unters u chungen über mich ergehen, so wie Damian es vorausgesagt hatte. Ich sprach mit Ärzten, Psychologen und wieder mit der Polizei und gab ihnen Antworten, die ich mit Damian abgesprochen hatte. Oder ich behauptete , mich nicht mehr erinnern zu können. Ich sah mir Fotos an. Als ich Mirkos Foto sah, weinte ich. Bei den Fotos möglicher Täter schüttelte ich den Kopf. Es waren

Weitere Kostenlose Bücher