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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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Menschen. Ich b e schrieb Gregor , so gut ich es vermochte. Sie nickten zufrieden, versuchten, mich vorzubereiten und zeigten mir dann ein Foto seiner Leiche. Gregor, zweifelsfrei.
    Ich zitterte am ganzen Körper.
    Es kam der Vorschlag, mich in eine Klinik einzuweisen, damit ich mich dort e r holen konnte. Ich hörte Wörter wie Tagesklinik, Trauma-Therapie, Psychother a pie, Trauerarbeit und viele andere. Die Polizeibeamtin und ihr Kollege meinten es gut, die Ärztin und der Psychologe auch. Vielleicht, ohne mein Geheimnis, wäre eine Therapie sogar hilfreich gewesen, aber so, da ich die Wahrheit verschweigen musste, machte sie keinen Sinn.
    Früher hätte ich mich von diesen Autoritäten bestimmt beeindrucken lassen, aber nun hatte ich keine Mühe, meinen Willen ihnen gegenüber durchzusetzen. Schließlich hatte ich inzwischen Erfahrungen mit ganz anderen Verhandlung s partnern und wusste, dass mir solche Menschen nie wieder Angst einjagen wü r den. Einige Tage später durfte ich endlich nach Hause.
    Als ich die Haustür öffnete, wunderte ich mich über das Licht im Wohnzimmer. Ich war nicht allein. Mein Onkel aus Hamburg war eingezogen und schlief im Zimmer meiner Eltern. Hamburg lag zwar nicht so furchtbar weit weg, aber das Verhältnis zwischen ihm und meinen Eltern war nie besonders gut gewesen, es gab so gut wie keinen Kontakt, nur Anrufe zu Geburtstagen und Weihnachten. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, ihn der Polizei als Bezugsperson zu nennen. Mein Onkel sah mich an wie einen Geist. Er zeigte sich so überrascht über meine Rückkehr, wie ich, ihn zu Hause vorzufinden. Hastig umarmte er mich und vers i cherte mir, wie froh er sei , mich wiederzusehen.
    Ich wusste, dass er nicht die Wahrheit sagte.
    Damian. Es gab ja niemanden sonst, an den ich mich hätte wenden können. Und es hatte doch schon einmal geklappt, machte ich mir Mut. Wobei mein Wunsch nach Hause zurückzukehren, bestimmt seinen eigenen Interessen en t sprochen hatte. Diesmal war ich mir nicht so sicher. Wenn er mir helfen würde, dann nur, um mir einen Gefallen zu tun.
    „Damian. Ich brauche deine Hilfe.“
    „Haargummis habe ich keine mehr.“
    Sofort kontrollierte ich meinen Pferdeschwanz und ärgerte mich über das kurze Funkeln in Damians Augen.
    Ich riss mich zusammen. „Fährst du mich nach Hause?“ Ich lächelte süß.
    „Ich?“ Er trat einen hastigen Schritt zurück, und für einen wunderbaren M o ment war ich stolz . Kill your enemies with love , genau. Meine neue Strategie war erfolgreich. „Falls du Zeit hast. Das würde mich freuen.“ Ich strahlte ihn an.
    Damians Gesicht zeigte die Leere, die ich bereits kannte. Gleichzeitig unterzog er mich einer gründlichen Musterung. „Übertreib es nicht.“ Dann, zu meiner Überraschung, nickte er tatsächlich. „Also gut. Komm mit.“
    Ich folgte ihm ins Parkhaus, zu dem Deck, wo die Autos der Nacht-Patrouille standen. Er drehte sich kein einziges Mal zu mir um, und ich musste fast rennen, um mit ihm Schritt zu halten. Er ging zu der Beifahrertür eines schwarzen Po r sches und öffnete sie. Höflicher Vampir, er war tatsächlich für weitere Überr a schungen gut. Erst als ich einstieg, erinnerte ich mich, dass ich schon einmal in diesem Auto gesessen hatte.
    In einem Porsche lässt sich Nähe nicht vermeiden, und Damian verströmte Kä l te und Abstand aus jeder Pore, sodass ich mich auf dem Beifahrersitz alles andere als wohlfühlte.
     
    Um diese Zeit waren die Straßen frei, und ich dirigierte ihn über Schöneberg und Steglitz in den Südwesten Berlins, nach Zehlendorf, in eine ruhige Straße mit Einfamilienhäusern, die alle aussahen, als hätte ein Riese seine Würfel sorgfältig mit gleichem Abstand nebeneinander aufgestellt.
    „Halt. Wir sind da.“
    Ich betrachtete mein Zuhause. Das kleine weiße Haus mit der hohen Tanne, den Rosenbüschen und dem Rhododendron im Vorgarten. Es war das L etzte vor dem kleinen Wendeplatz, der die Straße zu einer ruhigen Sackgasse machte.
    „Es wäre gut, das Haus zu schützen“, meinte Damian.
    „Schützen?“
    „Einen Schutzzauber.“
    „Einen Zauber?“, fragte ich neugierig und versuchte, in seinem Gesicht zu l e sen.
    „Ja. Ich werde mich darum kümmern.“
    Einen Schutzzauber. Für mich. Um mich zu schützen, dachte ich überwältigt. Ich hatte keine Ahnung, was es damit auf sich hatte, aber die Überraschungen schienen heute gar nicht mehr aufzuhören.
    Ich starrte auf die hell erleuchteten Fenster. „Würdest du

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