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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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vorsichtig über die Kabinenwand und ging davon.
    Als Charis kurz darauf die Kabine verließ, blitzten ihre Augen und das aufgere g te Lächeln, das ihr Gesicht erhellte, verblieb während der ganzen Fahrt in ihrem Gesicht.
    Es fiel ihr gar nicht auf, dass Daniel, der wusste, dass er nicht der Grund für ihre gute Laune war, sehr still war.
     
    ***
     
    Bei Damians nächstem Besuch war ich vorbereitet.
    „Hier“, sagte ich zu ihm . Das Fahrrad lehnte an der Wand der Garage. „Ich h a be es extra für dich aufgepumpt.“
    „Nicht dein Ernst.“
    „Oh doch. Du weißt, wie ein Pedal funktioniert?“ Ich grinste voller Vorfreude. „Das ist ein Sport für die ganz harten.“
    „Das muss wohl so sein.“ Damian strich über den schmalen Rennsattel und verzog das Gesicht. Fast war ich sicher, er würde einen Rückzieher machen. Doch dann griff er nach dem Lenker und zog das Rad weg von der Wand. „Schön, noch neue Tricks lernen zu dürfen. Das gibt mir Trost fürs Alter, aber wenn du irgen d wem davon erzählst …“
    „Reißt du mir dann mein schwarzes Herz heraus?“
    „Dein schwarzes Herz? Du gibst also zu, dass du eines hast.“ Damian schüttelte den Kopf. „Das hättest du zwar verdient, aber nützen würde es mir auch nicht mehr. Nein. Mein Ruf – in deiner Hand.“ Sein Gesicht zeigte komische Verzwei f lung.
    Das stimmte. Ich stellte mir vor, wie ich die Geschichte überall zum Besten gab. Tiffanys Gesicht. Aber gleichzeitig wusste ich, dass ich sie niemandem erzählen würde. Das hier war etwas nur zwischen uns, zwischen Damian und mir. Aber nichts in der Welt würde mich daran hindern, seine Fahrradübung ihm gegenüber von Zeit zu Zeit hervorzukramen. Ich drehte mich um und öffnete die Pforte des Jägerzauns. Schließlich hatte ich als Kind auch auf der Straße geübt.
    Damian stieg auf. Das Fahrrad wackelte bedenklich. Es war viel zu klein für ihn, und seine Knie stießen an die Unterarme. Aber er fing sich rasch und fuhr die nächsten Meter ohne Probleme, leider. Ich hatte es geahnt. Dennoch – das Bild war so komisch, dass ich schmunzelte. „Vielleicht hast du ja Freunde in der Hölle, aber bestimmt keine im Fahrradladen.“ Ich konnte nicht mehr an mich halten und lachte. E rstaunt hielt ich den Atem an, aber ich konnte nicht anders, als weiterz u lachen. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal so gelacht hatte und konnte nicht mehr aufhören. Als hätte ich mit Damian wiedergefunden, was ich für i m mer verloren glaubte.
     
    ***
     
    Damian sah Charis gerötetes Gesicht, hörte, wie sie lachte, erhaschte einen Blick in ihre leuchtenden Augen, sah das vergnügte Funkeln, den ungewöhnlichen Glanz, das intensive Strahlen.
    Sternenaugen.
    Auch nachdem sie sich beruhigt hatte, strahlte sie weiter vor Aufregung und Freude, und die Stärke dieser Gefühle, für die er zu seiner Überraschung so oft der Auslöser war, erstaunte ihn erneut, und etwas in ihm erwärmte sich.
    Charis schloss die Augen. Ihr Gesicht bekam einen genießerischen Ausdruck, als sie langsam ihre Lungen mit der kalten Winterluft füllte. „Dezembernächte sind ganz besonders“, verkündete sie. „Und es riecht nach Schnee.“
    Damian lächelte.
    Dann starrte sie auf den Ärmel seines Shirts, der hochgerutscht war. Der Ve r band war deutlich zu sehen. Ihr Lächeln verschwand.
    Er sah ihre Besorgnis, die Verunsicherung und Frage in ihrem Blick. Damian bremste und stieg ab. Mit einem Ruck zurück in der Realität.
    Das war besser so.
    „Damit brauchst du dich nicht zu belasten. Glaub mir.“ Seine Stimme war sor g fältig ruhig, sein Blick so abweisend, wie es ihm möglich war.
    Er erwartete Verärgerung, Entrüstung oder Groll. Aber da war keine Verurte i lung, weil er sie zurückgewiesen hatte. Alles, was er sah, war Erstaunen und Ve r wirrung, ein vorsichtiges Mitgefühl, als sie noch einmal den Verband betrachtete.
    Wärme, Spitzbüberei und Lachen, nie Falschheit und Verachtung.
    Damian wandte den Blick ab und zog das Fahrrad herum. „Wir hören auf“, sa g te er barsch. „Sonst kommst du heute zu spät zum Training.“
     
    ***
     
    Meine privaten Übungsstunden neigten sich dem Ende entgegen. Heute war es Zeit für die letzte Übung, die schwierigste von allen.
    Ich ging mit Damian in den Kerker, viele Stufen nach unten, dorthin, wo die Luft abgestandenen war und es mir viel mehr ins Bewusstsein kam als überall sonst in der Zentrale, dass ich mich weit unter der Erde befand. Die Luft schien kälter zu sein,

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