Dezemberglut
Haar und den extravaganten, tief ausgeschnittenen und weitärmeligen Rüschenhemden. Max hatte seine langen Dreadlocks aufgegeben, sein braunes Haar war nun raspelkurz, was ihn in meinen Augen noch attraktiver machte. Sein Verhaltensrepertoire reichte von höflich und charmant bis zu einem attraktiven Hauch von Verworfenheit.
Damian war nichts von alledem.
Trotzdem war er es, nach dem ich Ausschau hielt. Wenn er bei mir war, war a l les andere unwichtig. Ich sah nur ihn, sein gleichgültiges, bestenfalls spöttisches Gesicht, das er der Welt zeigte. Seine Stimme, die ihre Ungeduld verlor, wenn er mit mir sprach. Den Blick seiner dunkelblauen Augen, der sanfter wurde, wenn er mich ansah.
Ich dachte daran, wie er mich gehalten hatte, wie es war, als mein Kopf an se i ner Brust gelegen hatte. Als ich mich gleichzeitig berauscht und beruhigt fühlte von seiner kühlen Hitze, die in mich strömte, und ein seltsames Glücksgefühl mich überflutete. Fast glaubte ich, seinen Arm um mich zu spüren … und seinen Duft zu riechen. Fühlte die Erinnerung und was sie in mir auslöste.
Damit musste Schluss sein, befahl ich mir streng. Damian war mein Mentor.
Ich wollte keine Gefühle für einen Vampir entwickeln.
Und für diesen schon gar nicht.
Kapitel 14
Damian starrte auf den Verband, den ich an meinem Oberarm trug.
„Es ist nicht das, was du denkst“, meinte ich schnell.
„Du weißt doch gar nicht, was ich denke.“
„Ich wette, nicht an Schießübungen.“
„Schießübungen? Die hast DU mitgemacht?“ Ich hörte geradezu die Großbuc h staben.
„Schießübungen sind … allgemein. Sie gehören nicht zum speziellen Kampftraining für Vampire.“ Mein Gott. Auch ich schwafelte manchmal zieml i chen Blödsinn.
„Und DAS ist das Resultat?“
Ich konnte es nicht leiden, wenn Damian wütend wurde, und verdrehte die A u gen. Das hier würde sehr, sehr schwierig werden, ich hatte es geahnt.
„Wer war das?“
„Ein Versehen.“
„Wer?“
Ich seufzte. „Tiffany. Aber sie hatte auf ein magisches Bild gezielt. Es war wir k lich ein Versehen.“
„Ein Versehen? Natürlich war es ein Versehen, dass Tiffany dich getroffen hat. Und wenn dein Gehirn an der Wand klebte, wäre das auch ein Versehen!“
Ich schnaubte. Damian-Geschwafel. Völlig übertrieben noch dazu .
„Sie hat dich fast umgebracht! Vampir wunden können heilen, aber du wärest tot. Obwohl es in Tiffanys Kopf vielleicht nur sehr wenig gibt, was heilen müs s te“, fügte er ärgerlich hinzu. „Vielleicht würde sich nach dem Verlust ihrer alten Hirnmasse zum ersten Mal ein wenig Verstand aufbauen. Ich muss unbedingt mit Max und Armando sprechen. Sie sollten die Illusionen nicht so dicht an euch heranziehen. Das ist viel zu gefährlich.“
„Gut.“ Ich nickte hastig.
Seine Augen wurden schmal. Damian-Blick. Damit hätte er mich noch vor w e nigen Wochen zu Tode erschreckt. Inzwischen hatte ich ihn schon so oft gesehen, dass er mir nur noch wegen Damians blauer Augen imponierte.
„Wie weit war die Illusion von dir entfernt?“
„Vielleicht drei, vier Meter?“
Für seine Verhältnisse wirkte Damian regelrecht erschüttert.
„Aber ich bin so fürchterlich schlecht im Schätzen“, fügte ich hastig hinzu.
„Tiffany ist wirklich gefährlich. Vermutlich weiß sie gar nicht, dass ihr Kopf nicht nur zum Frisieren da ist. Ich werde mit Sonya sprechen.“
Die arme Tiffany. Sie hatte sich schon so oft bei mir entschuldigt. Manchmal konnte Damian so gemein sein. Ich holte tief Luft, um ihm zu widersprechen, aber sein Blick ließ mich verstummen.
„Außerdem wollte ich dich selbst unterrichten. Im Schießen. Und dir erst ze i gen, wie eine Pistole funktioniert. In unserem Einzeltraining.“
„Ja? Das wusste ich nicht.“ Leider, fügte ich in Gedanken hinzu.
„Aber du machst ja nie, was man dir sagt. Man hätte dir früher öfters Hausarrest geben sollen.“
„Dir aber auch. Für mindestens zweihundert Jahre.“
Er unterdrückte ein Lächeln. „Dämonen sind einfacher als du.“
„Dämonen haben bestimmt keinen Mentor.“ Auch ich musste grinsen. „Bitte. Mach Tiffany das Leben nicht schwer. Es tut ihr furchtbar leid, und sie fühlt sich sowieso schon schuldig genug.“
Damian verzog das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen, was aber unmöglich war. Glaubte ich wenigstens. Er hob die Schultern, drehte sich um und ging.
„Jetzt? Hier?“, fragte ich am nächsten Tag misstrauisch, als Damian mir gegen seine sonstigen
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