Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
Vom Netzwerk:
kaufen und ins Wohnzimmer stellen.
    Im nächsten Frühjahr würde ich den Führerschein machen, so wie ich es schon lange geplant hatte. Sicher würde Damian mir Fahrunterricht geben. Nein, besser nicht – er musste mich ja nicht in allem unterrichten. Ich würde Daniel fragen. Dann, im März, war die Gartenarbeit fällig. Mein Vater hatte immer im März a n gefangen, Frau Bergdorf würde mir schon sagen, was ich zu tun hatte.
    Ich hörte in mich hinein und fühlte mich gut mit meinen Entscheidungen.
    Vielleicht hatte Damian recht. Ich wusste nicht, wie groß meine Schuld am Tod meiner Eltern war, und vielleicht war sie viel geringer, als ich glaubte. Doch ich wusste sicher, dass sie bestimmt nicht gewollt hätten, dass mich Schuldgefühle quälten. Sie hatten mich geliebt und nur das Beste für mich gewollt. Dass ich glücklich bin. Nichts anderes.
     
    Am Abend schleppte ich einen Umzugskarton zur Trainingshalle. Daniel, der sofort bereit gewesen war, mir zu helfen, ging hinter mir her. Er trug die restlichen Kisten, die noch etwas größer und schwerer waren, als meine.
    Ich stellte den Karton vor Tiffany ab. Sie stand vollkommen still, nur ihre A u gen wurden groß. Dann stieß sie einen lauten Freudenschrei aus und umarmte mich. „Danke. Danke. Danke. Wie bist du darauf gekommen?“
    „Schon gut“, meinte ich hastig und drücke ihr schnell noch die neuesten Ausg a ben ihrer Lieblingszeitschriften mit den Fotos von Filmstars und Mitgliedern von Fürstenhäusern in die Hand. „Das war überhaupt kein Problem.“
    So cool, wie sie sich immer gab, war Tiffany gar nicht. Tiffany war unglücklich, das hatte ich gemerkt und mir Sorgen gemacht. Außerdem war sie meine Freu n din, und ich hatte gehofft, sie etwas aufheitern zu können. Also waren Daniel und ich zu Tiffanys früherer Kollegin gefahren. Ich erzählte ihr die wilde Geschichte über eine angebliche Tante, eine begeisterte Kundin von Christina, wie Tiffany ja in ihrem ersten Leben hieß. Meine Tante wollte sich nun selbst gern zur Nagel- Stylistin ausbilden lassen. Die Utensilien ihres Vorbildes sollte n eine Weihnach t s überraschung sein.
    Ich fand meine Geschichte entsetzlich schwach. Das Arbeitsmaterial einer Ve r schollenen? Zu Weihnachten? Wie gruselig war das denn? Aber anstatt sie in f rage zu stellen, hatte sie mir meine Geschichte abgenommen. Und viel zu viel Geld für Tiffanys Sachen. Ich war gern bereit gewesen, den Preis zu zahlen, und Tiffany zeigte mir mit ihrer Freude und Begeisterung, dass ich mein Geld perfekt inve s tiert hatte.
    Später tauchte Damian auf und sah unserer Übungseinheit kommentarlos zu. Ich freute mich, dass er mich heute nach Hause fahren würde. Als ich nach me i ner Sporttasche griff, fasste er nach meiner Hand und betrachtete meine Finge r nägel. Sie waren blau mit kleinen weißen Delfinen darauf.
    „Nett“, stellte er fest.
    Ich wurde rot, sah auf unsere Hände, dann in sein Gesicht. Ich hatte keine A h nung, was in ihm vorging, denn er hatte seine Gefühle abgeschottet.
    Ich erzählte ihm hastig von meiner Kaufaktion für Tiffany, und er zog seine Augenbrauen hoch. „Du bist wie das Mädchen in Sterntaler.“
    „Sterntaler?“ Damian kannte Märchen?
    „Ja. So selbstlos, wie du Gutes tust.“ Plötzlich lächelte er, und es war ein L ä cheln, das seine Augen erreichte.
    Auf einmal hatte ich total gute Laune.
    Kaum war ich zu Hause angekommen, durchforstete ich die Bücherregale me i nes Vaters. Leider vergeblich. Natürlich erinnerte ich mich an das Märchen, und nun musste ich es noch einmal lesen. Unbedingt.
     
    ***
     
    Die Ampel schaltete auf Grün. Damian beschleunigte den Porsche, setzte sich vor ein Taxi, und fuhr zurück ins Stadtzentrum. Es war angenehm, sich mit seiner Schülerin zu befassen. Damian dachte an Charis Lächeln, spürte sein eigenes und schüttelte es ab.
    Der Vampirdämon. Ablenkung war schön, aber er durfte die Jagd nicht ve r nachlässigen. Bei diesem Gedanken sank seine gehobene Stimmung beträchtlich.
    Vorletzte Woche hatte es noch einen Todesfall gegeben, in Köpenick. Ein ju n ges Paar, dessen Ermordung sich eindeutig auf den Vampirdämon zurückführen ließ. Seitdem war Ruhe, und Damian überlegte, ob ihn das nicht noch mehr beu n ruhigte. Sie hatten Berlin in Kleingruppen gründlich und systematisch abgesucht. Fast alle älteren Vampire hatten sich an den Patrouillen beteiligt, aber der Va m pirdämon war und blieb verschwunden. Entweder hatte er sehr viel Glück gehabt

Weitere Kostenlose Bücher