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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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helfen.“
    Die Frau reagierte nicht auf seine Worte. Sie sah aus, als wäre sie auf dem Rückweg von ihrer Arbeit überfallen worden. Der Mantel lag zusammengeknüllt neben ihr, der schwarze Rock war geöffnet , die Feinstrumpfhose aufgeplatzt, ihre Schuhe fehlten. Da war nicht nur die Bisswunde am Hals, auch eine am Nacken und in der Brust.
    Damian zog ihr den Slip nach oben über den entblößten Unterleib und bedeckte sie mit ihrem Mantel. Er legte ihr die Linke auf die Stirn und hielt die Rechte über die Verletzung. Spürte, wie die Blutung stoppte und zerrissenes Fleisch zu heilen begann. Er wiederholte den Vorgang bei den anderen Verletzungen. Der He i lungsprozess würde viel länger dauern, als bei einem Vampir, aber ihr Leben war nun sicher, und er hatte für ihre Genesung günstige Voraussetzungen geschaffen.
    Schließlich f orschte er in ihren Gefühlen und in ihrem Verstand. Er löste die e i sigen Schockwellen, die sich gesammelt hatten, was viel mehr Zeit und Aufmer k samkeit erforderte, als die Heilung des Körpers , und löschte ihre Erinnerung an das, was der Vampirdämon ihr angetan hatte, aus.
    Damian griff nach seinem Handy. Sam würde alles Notwendige veranlassen.
    Er lauschte. Die Straße war leer, die umliegenden Häuser dunkel . Er nahm die Frau in die Arme, sprang in die Tiefe und legte sie vorsichtig auf die Planken des Gerüsts. Ihre flachen Pumps lagen noch auf dem Bürgersteig.
    D ie Sirenen des nahenden Rettungswagens wurden lauter, und er fuhr davon.
     
    ***
     
    Ich saß mit Leonie, einer der Siebzehn, im Wilhelmina und wartete auf Tiffany.
    Heute herrschte eine hohe Blondinendichte.
    Happy Hour für Vampire.
    Mein Blick fiel auf drei junge Frauen, die nicht nur die Nachtstunden, sondern auch das Haarfärbemittel zu teilen schienen.
    An einem Tisch gegenüber hatten zwei Frauen die Köpfe zusammengesteckt und kicherten. Blondinen-Talk.
    Zwei Vampire saßen nebeneinander. Still, unbewegt, mit unbeteiligten Gesic h tern. Vampir-Talk.
    Blondinen. Vampire.
    Auf einmal tat ich mir leid. Ich war wie ein Hummer in einem Haifischbecken. Nirgendwo gehörte ich wirklich dazu.
    Jack ging vorbei, sein langes schwarzes Haar glänzte wie kaltes Silber im künstl i chen Licht der Beleuchtung. Er hob den Blick und betrachtete mich intensiv, wobei er es gleichzeitig schaffte, seine Aufmerksamkeit beiläufig und achtlos wi r ken zu lassen. Wie machte er das nur?
    Ich wurde rot und senkte den Blick.
    Leonie lächelte neidisch. „Vielleicht gefällst du ihm“, mein t e sie vorsichtig. „Er hat dir gestern zugesehen. Beim Tanzen.“
    Ich schnaubte. „Ich finde ihn einfach unheimlich.“
    Sie musterte mich erstaunt. „Damian ist dein Mentor. Und Jack findest du u n heimlich?“
    „Ach, Damian ist gar nicht so.“ Ich spürte, wie ich schon wieder rot wurde.
    Leonie nickte. „Das meinen inzwischen alle, die in seiner Gruppe sind. Und Jack ist natürlich auch nicht so“, fügte sie hastig hinzu. Sie duckte sich, als erwarte sie, für irgendetwas bestraft zu werden. Die ängstliche Energie, die sie verströmte, ging immer noch auf den Einfluss der Wandlung durch Gregor zurück, das wusste ich inzwischen, wenn ich auch Ablauf und Wirkung einer Wandlung nicht ve r stand. Tiffany war jedenfalls ganz anders, obwohl sie ebenfalls von Gregor g e wandelt worden war. Niemand sprach mit mir über die praktischen Vampirdinge, und ich glaube, ich wollte sie auch gar nicht wissen.
    „Und wie ist Jack so? Als Mentor?“
    Leonie hob nervös die Schultern. „ I n Ordnung, denke ich. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass er mich einmal angelächelt hat. Meistens sieht er mich an wie ein Staubkorn auf einem seiner Rüschenhemden.“ Sie seufzte. „Aber er ist schon toll, irgendwie.“
    Wir grinsten einträchtig. Die älteren Vampire, ihr Charisma und ihr gutes Au s sehen waren ständig Gesprächsthema, und unsere Vermutungen über ihr Liebe s leben der Mittelpunkt von Klatsch und Tratsch. Ich dachte an Jack mit seinem wallenden schwarzen Haar und seinen auffallenden Hemden. So gleichgültig se i nem Äußeren gegenüber wie Damian war er jedenfalls nicht. Doch ich fand Damian wesentlich attraktiver. Und interessanter.
    Und es reichte, dass nur ich das wusste. Sowieso.
    Kurz darauf wuchtete sich Tiffany auf den Hocker neben mir. Dass alle Vamp i re sich still und elegant bewegten, stimmte nicht. Definitiv.
    Nun beobachteten wir die Gäste zu dritt.
    „Jack sieht unglaublich gut aus“, meinte

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