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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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Einkaufszentren vorbei, leeren Restaurants und Geschäften. Die Stadt wirkte verlassen, ebenso wie die alten Prachtbauten, Ausdruck einer pompösen Macht, die gekommen und gegangen war wie so v ieles in Berlin. Er fuhr immer weiter, aus dem Stadtzentrum heraus nach Norden und kam schlie ß lich an einer kleinen Kirche vorbei, unauffällig und von der Straße zurückgesetzt, mit einem altmodisch geschmückten Weihnachtsbaum, nicht so herausgeputzt wie die in den Einkaufsstraßen. Eher so wie der in Charis Garten.
    Irgendwie erinnerte ihn alles an Charis.
    Nur langsam beruhigte sich sein Herzschlag. Endlich fuhr er auf die Stadtaut o bahn und ordnet sich ein in die Spur in Richtung . Wedding .
    Zeit, nach Hause zu fahren.
     
    Den Tag verbrachte Damian damit, auf dem Bett zu liegen und zur Decke zu starren. Seine Gedanken sprangen hin und her, stundenlang, während seine G e fühle zwischen Zweifeln, Furcht und einer bangen Hoffnung schwankten.
    Charis hatte angerufen, sehr früh am Morgen. Er hatte ihre Nummer auf dem Display gesehen und nicht abgehoben, sodass sich die Mailbox einschaltete. Ihre Stimme klang atemlos und voller Vorfreude.
    Fast wünschte er einen Notruf aus Hamburg herbei. Der Wunsch nach Unte r stützung bei einer Dämonenjagd käme ihm gerade recht. Aber ein solcher Anruf blieb aus. Und er fragte sich, was er tun sollte.
    Er hatte geglaubt, seine Wünsche seien verwelkt. N un blühten sie üppiger denn je. Doch sein Glaube war schon längst in einem Feuer aus Schuld und Asche ve r brannt. Ja, er wollte Charis. Und sie ihn. Sie war etwas ganz Besonderes. Voller Licht und Wärme.
    Aber er glaubte nicht halb so sehr an sich, wie sie es tat.
    Er hatte Gefährten. Waffenbrüder. Das hatte ihm genügt.
    Dann hatte ihn Julian in diese Mentorenrolle gedrängt. Zuerst hatte er sie nicht haben wollen. Aber dann war es gut gewesen. Er hatte eine Rolle gefunden, die eines Freundes und Beraters, und auch, als er merkte, dass sie sich in ihn verliebte, hatte er sich an das gehalten, was richtig war. Abstand gewahrt.
    Bis gestern.
    Da hatte er versagt und aufgehört, vernünftig zu sein. Denn was er wollte, war alles andere als gut für Charis . Obendrein war er viel zu alt für sie. Stopp. Und Julian? Er hatte es auch gewagt. Aber Ellen war älter als Charis. Charis war selbst für ein Menschenalter jung. Viel zu jung. Allerdings war Julian etwa doppelt so alt wie er selbst. Damian schloss genervt die Augen. Das war lächerlich. Durch M a thematik würde er sein Problem bestimmt nicht lösen können.
    Charis hatte so viel durchgemacht. Würde ihr Schmerz nicht noch größer we r den, wenn er es zuließe? Ihr Herz und ihren Körper nicht länger zurückstieß, sondern in Besitz nahm?
     
    Damian saß im Auto und beobachtete das Haus. Jedes Gefühl von Hoffnung war gänzlich verschwunden, selbst die Zweifel längst abgelöst von düstere r Gewis s heit .
    Hätte er die Wahl gehabt, er wäre umgekehrt, nicht weil er es wollte, sondern weil sich seine Vernunft inzwischen durchgesetzt hatte. Es war falsch. Alles in ihm, der Rest an Anstand , schrie ihn an, es zu lassen.
    Seine Gedanken sprangen zurück in die Vergangenheit, wie sie es immer taten . N icht mehr anders konnten. Blieben dort, wo es nur Schuld und Verzweiflung gab, und quälten ihn.
    Doch Charis war stark. Sehr stark. Aber war sie stark genug?
    Und war er stark genug, sie zurückzuweisen?
    Seine Sehnsucht schmerzte . Irgendwann würde er sie sowieso verlieren. Es gab nichts, was er nicht zerstörte, ob er es wollte oder nicht. Andererseits wäre das das Beste, was Charis passieren konnte. Schließlich war er ein lebender Fluch für alle, die ihm wichtig waren.
    Er würde nie der sein, der gut für sie w ar .
    Umkehren konnte er nicht mehr , denn er stand bei ihr im Wort. Also stieg er aus und überquerte die Straße. Letztendlich hatte er ihr nur versprochen, vorbe i zukommen – nicht zu bleiben. Dieser Gedanke verschaffte ihm Erleichterung.
     
    ***
     
    Damian lehnte wie so oft im Türrahmen. Seine Schönheit, so ewig, ohne Makel und Verfall, schüchterte mich ein.
    Ich war ein einziges Nervenbündel. Ich hatte den ganzen Tag Zeit gehabt, mich in eine unglaubliche, nervöse Vorfreude hineinzusteigern.
    „Du hast angerufen. Also bin ich hier.“ Er hielt meinen Blick fest, als würde er etwas darin suchen. Sein Gesicht zeigte nichts von der Zärtlichkeit und Freude, die ich gestern darin gesehen hatte und die ich mir auch jetzt so sehr

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