Dezemberglut
nie gesagt.“
Max nickte. „Vampirgeheimnisse. Er ist längst nicht so geschwätzig wie ich.“
„Dann weiß jeder Bescheid? Jeder Vampir? Nicht nur Damian, sondern alle a n deren auch? Jeder kennt meine Gedanken?“
„Nicht deine Gedanken“, erklärte Max. „Deine Gefühle. Die erwachsenen Vampire. Bis auf die Siebzehn. Und die Jungen. Du weißt jetzt mehr darüber als sie, also behalte es für dich. Ich bin sowieso dafür, unsere Geheimniskrämerei zu reformieren. Besonders die untereinander.“
Ich griff wieder nach meinem Cocktail. „Und Damian weiß es auch“, wiederho l te ich. „Wie es mir geht. Was ich fühle.“ Für ihn.
„Dass er sich wie ein Autist benimmt, heißt nicht, dass er tatsächlich einer ist.“ Max ’ Lächeln war äußerst charmant. „Für die Älteren bist du wie aus Glas. Wir können alle am Drama deines Herzens teilhaben. Vielleicht lässt du Damian ei n fach nicht mehr so sehr darauf herumtrampeln.“
Ich starrte in Max ’ freundliches Gesicht. S pürte Wut . E nttäusch ung . Und ich schämte mich. Dennoch war ich ihm dankbar für seine Ehrlichkeit. „Dann mach, dass es nicht mehr so ist, Max. Ich weiß, dass es geht. Das habe ich in eurem U n terricht gelernt. Was ist mit diesem Schleier?“
„Ich? Einen Schleier?“ Max ’ Blick veränderte sich. Vampirblick. Wenn da nicht das breite Grinsen in seinem Gesicht gewesen wäre.
„Interessante Idee. Das könnte ich tatsächlich tun. Dich abschirmen. Einen Schleier um dich legen. Aber warum sollte ich das tun, meine Süße?“
„Weil du mir helfen willst und … nett bist?“
„Nett? Hör auf, mich zu verspotten. Gib mir lieber einen besseren Grund.“
Er beugte sich zu mir, und ich versuchte, seinem Blick so lange wie möglich auszuweichen. Dann sah ich ihn streng an. Schaffte es fast eine halbe Minute.
„Weil du … mich magst?“
Er nickte langsam. „Das tue ich tatsächlich. Auch wenn ich mich manchmal darüber wundere. Denn nichts ist umsonst, meine Kleine, und was wäre mein Lohn bei diesem Arrangement? Also? Wie würdest du mich bezahlen?“
„Oh.“
„Hast du eigentlich eine Ahnung, wie hübsch du bist?“
Jetzt versuchte er mich aufzuziehen.
„Aber ich bin bestimmt nicht dein Typ, oder?“, meine ich flehentlich.
„Doch. Ganz bestimmt.“ Max ’ Gesicht verschloss sich, und er sah mich mit diesem absolut coolen Blick an, der nichts preisgab. Darum beneidete ich alle Vampire. Mir sah man alles an der Nasenspitze an.
Er hob eine Hand und wickelte sich eine Strähne meines Haares um die Finger. Mit der anderen griff er nach meiner Hand. Seine Handfläche schob sich auf me i ne und bewegte sich sanft hin und her, dabei hielt sein Blick mich fest. Er war ein unglaublich attraktiver Mistkerl, und das wusste er genau. Seine Augen waren groß und braun, sie strahlten Treue und absolute Vertrauenswürdigkeit aus. Sein G e sicht kam näher. Ich fragte mich, was er in diesem Moment alles über mich erfa h ren würde. Das Durcheinander meiner Gefühle, meine Aufregung. Ob sich mein Blutdruck veränderte, meine Atmung, mein Geruch.
Herrje. Würde er mich küssen? Und ich ihn?
Vielleicht, wenn die Dinge anders lägen.
Aber das taten sie nicht. So wusste ich, dass ich ihm meine Schuhspitze in den Schritt rammen würde, sollte sein Gesicht noch etwas näher kommen.
Max hielt abrupt inne. „Du findest mich also wirklich nur … nett. Und bist g e gen meinen Charme immun.“
„Scheint so. Falls ich dich damit nicht beleidigen sollte.“
„Nein“, meinte er trocken. „Es geht schon. Ich werde es überleben.“
„Max?“, fragte ich vorsichtig. „Bist du ganz sicher, dass du keine Gedanken l e sen kannst?“
„Ja“, meinte er erstaunt. „Warum?“
„Ach. Nur so.“
Zum Glück war er wieder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. „Gut. Ich will dir nichts versprechen. Aber ich werde darüber nachdenken, ob ich den Schleier um dich lege, damit du abgeschirmt bist. Aber bist du dir eigentlich da r über im Klaren, dass dies bei allen anderen große Überraschung auslösen würde? Und ungeheuerliche Vermutungen?“ Seine Stimme war nicht länger vorwurfsvoll, und seine Augen funkelten.
„Ja. Aber ich will kein offenes Buch mehr sein, in dem jeder nach Herzenslust lesen und blättern kann.“ Vor allem nicht für Damian. „Wird es eigentlich we h tun?“
„Überhaupt nicht.“
„Und wie wird es sein? Für die anderen? Können sie danach wirklich nicht mehr in meinen Gefühlen
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