Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
Vom Netzwerk:
Blut, aber auch an Sex, Zärtlichkeit und Trost, den Richard erha l ten hatte. „Nein. Bei der Gemeinschaft gibt es keine Ketten und …“ Er unte r brach sich, schüttelte den Kopf, weil es keinen Sinn machte, weiterzusprechen und die Fürsorge der Gemeinschaft zu erklären. Martin hätte sie sowieso nicht verstanden.
    „Die Woche ist um“, meinte Martin und begann, ihm die Ketten abzunehmen. „Ich halte mein Wort. Du kannst gehen.“
    Christian hatte jedes Zeitgefühl verloren. Er rieb sich die geschundenen Han d gelenke und fühlte sich wie gelähmt. Sein Herz begann zu rasen, und er warf Ma r tin einen fragenden Blick zu. Als der nickte, begann er, von Martins Handgelenk zu trinken.
    „Ich kann dich nachher mitnehmen in die nächste Stadt. Aber …“ Martin machte eine Pause und betrachtete ihn lauernd. „Wenn du willst, kannst du ble i ben, und ich werde dich lehren, dich der Menschen zu bedienen.“
    Christian hob den Blick und versuchte, in Martins Gesicht zu lesen.
    Martin lächelte träge. „Mein Versprechen gilt. Es ist deine Entscheidung. Du darfst gehen, wann immer du willst.“
    Christian zögerte. Er war ein Vampir. Unsterblich. Hatte sein Ziel erreicht. Und er war frei. Aber die Vorstellung, Martin zu verlassen und auf sein Blut verzichten zu müssen, war unerträglich. Er wollte bei ihm liegen, seinem Herzschlag folgen, mit ihm verschmelzen, im Geschmack seines Blutes zerfließen.
    Er brauchte ihn.
    Eine kleine Stimme warnte Christian , Martins Angebot sofort anzunehmen und ihn zu verlassen. Er könnte gehen. Oder Richard anrufen. Richard würde ko m men und ihn in Tschechien abholen. Vielleicht sollte er sich sogar der Bestrafung durch die Gemeinschaft unterwerfen. Richard würde ihm helfen und zu ihm st e hen.
    „Wirst du mir zu trinken geben? Von dir?“
    „Wenn du bleibst, jede Nacht. Noch eine Woche lang. Dann werden wir weite r sehen.“
    Christians Atem ging schneller. Die kleine Stimme jammerte und flehte. Aber Martin war eine Versuchung, der er nicht widerstehen konnte. Er hatte nicht die Kraft zu gehen. Martin war wie eine Sucht. Er hasste ihn, aber er kam nicht von ihm los. Christian hatte sich nun selbst in Ketten gelegt, und Martin hatte es g e wusst. Von Anfang an.
    Bilder aus der vergangenen Woche stiegen in Christian auf, er drückte sie hastig weg. Nächste Woche, tröstete er sich. Wenn er die Erfahrung mit Menschenblut hatte.
    Bald. Bald würde er stark genug sein, um zu gehen.
     
    Die Tage vergingen, aber Christian hatte nicht das Gefühl, dass Martins Anzi e hungskraft nachließ oder sich zwischen ihnen etwas veränderte. Wenn Martin da war, spürte er dessen Gegenwart, die wichtiger war als alles andere, so stark, dass er nicht mehr klar denken konnte. Am liebsten wäre er gar nicht von Martins Seite gewichen, wie ein Hund hinter ihm hergelaufen. Manchmal spürte er Martins lauernden Blick. Hin und wieder gab Martin ihm sein Blut, und nichts verschaffte ihm größere Erleichterung.
    Manchmal schickte ihn Martin weg, in ein anderes Zimmer, als wäre er ein läst i ges Möbelstück, dessen Anblick er überdrüssig war. Einmal sogar in den Keller, wo er auf den Stufen warte n musste , wütend, verzweifelt und durstig. Unfähig, sich Martins Befehl zu widersetzen und aufzustehen. Voller Angst, nur mit der vagen Hoffnung, von Martin nicht vergessen und zurückgelassen zu werden. Christian wusste, dass Martin sich oben im Bett mit einer Frau vergnügte. Er roch und hörte den Sex. Sogar das Blut. Manchmal quälte Martin ihn absichtlich. Chri s tian hasste ihn, aber er konnte nicht anders, als ihm aufs Wort zu gehorchen. Ob er es jemals schaffen würde, sich von Martin loszusagen? Christian hatte Angst, es sich einzugestehen : Er würde bei ihm bleiben. Martin hatte ihn bezwungen, voll und ganz.

Kapitel 22
     
    Ein unangenehmer Schneeregen fiel vom Himmel.
    Auf ihrem Weg zurück zum Auto gingen Damian und Max vorbei an hohen, kastenförmigen Miet s häusern aus grauem Fertigbeton. In einigen Wohnungen brannte Licht. Vor quadratischen Fenstern lagen Getränkedosen und Fast - Food-Verpackungen, als hätten Bewohner ihren Müll achtlos aus dem Fenster geworfen. Ein Windstoß schob Tüten und Becher aus Plastik vor sich her. Eine Gruppe Jugendlicher, die sich nicht vom Wetter abschrecken ließ, trank Bier und Schnaps hinter der Hecke eines Spielplatzes und blieb ihren Blicken verborgen.
    Wieder hatten sie Stunden damit zugebracht, durch Berlin zu fahren, um den Vampirdämon zu

Weitere Kostenlose Bücher