Dezemberglut
Kind?“ Max schnaubte. „Du weißt so gut wie ich, dass sie kein Kind mehr ist, auch wenn du dir das einreden willst. Außerdem – wenn ich mir dich so ans e he, ist Weisheit wirklich keine Frage des Alters. Und beziehungsmäßig bist du doch auch ein Anfänger. E ine echte Jungfrau.“ Er zuckte die Achseln. „Die Kle i ne gefällt dir doch. Und sie steht auf dich, auch wenn ich keine Ahnung habe, warum. So wie du dich benimmst.“ Plötzlich grinste er. „Aber auch wer immer danebenpinkelt, trifft einmal ins Schwarze.“
Damian zog es vor, diesen Kommentar zu überhören. „Du kennst sie. Und mich.“
„Ja, allerdings.“
Damian schwieg.
„Und?“
„Wie soll das funktionieren? Jemand wie ich, mit … ihr?“
„Möchtest du eine Gebrauchsanweisung? Oder eine Garantie? D ie gibt es nicht , selbst du solltest das wissen. Aber ich hoffe, ihr werdet irgendwann ein fettes, zufriedenes Vampirpaar.“ Er lachte, als er Damians Blick sah. Dann wurde er wieder ernst. „Sich auf jemanden einzulassen, bedeutet immer ein Risiko. Für beide, und Charis ist vieles, aber kein Kind mehr. Sie wird dir guttun. Ihre Essenz ist ungewöhnlich stark. Als wäre da ein … Licht, und sie brennt wie Feuer. Ihre Glut wird dich wärmen. Sie hat dieses Wesen, die Form der Unschuld, die nichts mit ihrem Körper zu tun hat und aus der sie wohl nie herauswachsen wird, auch nicht in fünfhundert Jahren. Diese Natürlichkeit ist Teil ihres Charmes, aber das ist nur eine ihrer vielen reizvollen Seiten. Die du übrigens nicht mit Schwäche verwechseln solltest.“
Das tat er nicht. Er wusste genau, was Max meinte, obwohl er es nie so gut in Worte hätte fassen können. Er hatte nicht seine Klugheit. Oder seine Einfü h lungsgabe.
Charis. Sternenaugen.
„Aber wenn du sie nicht willst, wird irgendein anderer der E rste sein. Vielleicht werde ich selbst noch in den Wettbewerb einsteigen. Sie ist nicht nur sehr hübsch, ich mag sie wirklich gern, und es macht mir Spaß, mit ihr zusammen zu sein.“
Damian schnaubte, und seine Augen glitzerten unheilvoll. „Da bist du nicht der Einzige. Daniel ist hinter ihr her. Murat auch. Und inzwischen hat auch Jack ein Auge auf sie geworfen.“ Das waren jedenfalls die, von denen er wusste.
Max schüttelte grinsend den Kopf. „Mit dir wird es wirklich nie langweilig. Was für ein Dilemma. Du willst sie nicht, und einem anderen gönnst du sie nicht. Hör um Himmels Willen auf, dich wie ein Vollidiot zu benehmen.“
Nach diesem letzten Ratschlag war das Thema für Max erledigt, aber etwas a n deres schien ihn noch zu beschäftigen. „Davon abgesehen: Wie kommt das? Dass sie noch Jungfrau ist? Ich habe sie tanzen gesehen. Das sah aus, als hätte sie Sex mit sich selbst.“
Damians Augen blitzen zornig.
„Aua“, meinte Max. „Kopfschmerzen kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen.“
Dennoch brauchte Damian einen Moment, bis er seinen Ärger wieder zurüc k gedrängt hatte. „Sie hat es noch nicht gewollt“, meinte er kurz.
Max hob den Blick und lächelte schief. „Ich kenne deine Geschichte, Damian. Und ich verstehe, warum es dir schwerfällt, dieses Geschenk anzunehmen. Seba s tian ist tot. Aber du lebst. Du hast dich hinter seinem Tod verkrochen, anstatt wieder hervorzukommen und zu leben. Ich vermute, dass du schon lange vorher aufgegeben hast. Du könntest glücklich sein, du verdienst es, glücklich zu sein, aber du hast Angst.“
„Blödsinn.“
„Du hast Angst um sie“, fuhr Max unbeirrt fort. „Aber deine Angst um dich selbst ist größer. Angst vor Veränderung. Angst vor Verantwortung. Und vor allem vor Enttäuschung. Du solltest Charis eine Chance geben. Und dir auch.“
„Ich kann nicht vor der Vergangenheit davonlaufen.“
„Aber du musst sie auch nicht immerzu umarmen. Und genau das tust du. A n stelle einer Frau.“
„Frauen. Ich kann doch jede haben“, fügte Damian erbittert hinzu. „Hast du das vergessen?“
„Nein, ich erinnere mich durchaus. Aber das ist einer der größten deiner vielen großen Fehler. Du glaubst, dass Frauen beliebig und austauschbar sind. Wann hat dir eine Frau das letzte Mal etwas bedeutet? Bevor du Charis kennengelernt hast.“
Damian runzelte die Stirn.
„Nun?“
„Ich denke nach.“
Max verdrehte die Augen. „Nie feinfühlig, aber immer ehrlich. Kein Wunder, dass dir die Frauen nie widerstehen können.“
Damian hob die Schultern. Er erinnerte sich an seine Zeit als Mensch. An Fra u en, die seine Aufmerksamkeit
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