Dezemberglut
suchen. Ihre Jagd hatte sie zufällig zu einem Dämon geführt. Der Dämon hatte den Körper höchstens seit vier Tage n in Besitz, weshalb sie ihn eliminieren und seinen Wirt retten konnten.
Aber der Vampirdämon war und blieb verschwunden.
Damian und Max stiegen in Max ’ Audi. Sie sahen beide ziemlich mitgenommen aus, aber Max war alles andere als empfindlich, was seine jeweiligen Autos betraf. Sie fuhren an weiteren Hochhäusern vorbei und nahmen die Auffahrt zur Stadta u tobahn, als Max plötzlich das Wort ergriff. „Was ist denn nun mit Charis?“
„Was soll sein?“, fragte Damian gereizt.
„Wann reicht es, Damian? Wie lange musst du dich noch für Fehler bestrafen, die du nie begangen hast?“
„ H ast du dir deine Predigt aufgehoben, bis ich im Auto sitze und mich nicht wehren kann?“
Max weiße Zähne blitzten in einem kurzen Lächeln, aber als er den Zorn in Damians Gesicht sah, wandte er den Blick sofort wieder ab. „Du benimmst dich wie ein Märtyrer. Unausstehlich. Du hast einen riesigen Hass auf dich selbst und lässt ihn an uns allen aus. Dabei ist das, was du wirklich brauchst, ein kräftiger Tritt in den Hintern.“
Damian biss die Zähne zusammen. Das hatte noch nie jemand zu ihm gesagt. Jedenfalls nicht ins Gesicht. „Was wagst du? Du hast keinen Respekt.“
„Respekt?“ Max zuckte die Achseln. „Wenn du es so nennen willst? Respekt, wie vor einem Minenfeld, in dem man ängstlich zu Boden schaut und hofft, dass es einen nicht erwischt?“ Max seufzte. „Damian, ich bin dein Freund. Vielleicht habe ich schon viel zu lange geschwiegen, weil ich dich kenne, aber als dein Freund muss ich dich in deine Wunden beißen, damit sie heilen können.“
Damians Blick heftete sich auf den Stapel von Strafzetteln für Falschparken, der zwischen Quittungen, Kleingeld und Kugelschreibern auf der Konsole unter der Windschutzscheibe lag.
„Was weißt du denn schon? Mein Freund?“ Damian sprach das letzte Wort mit all seiner Verachtung aus.
„Du liebst Charis. Sonst wärest du nicht so empfindlich. Und du kannst nicht mehr zurück. Du hast dir vor langer Zeit eine Rüstung angelegt. Diese Rüstung passt dir schon lange nicht mehr. Aber du weigerst dich, sie abzulegen, weil du lieber den Schmerz aush ä lt.“
Damian ballte die Hände zu Fäusten und schwieg. Schon wieder dachte er über Frauen nach . Dabei war er nicht der Ansicht, dass sich der Charakter von Frauen, den er gering schätzte, seit seinem ersten Leben verändert hatte. Die Aufmer k samkeit, die sein Aussehen erregte, hatte ihn immer schon gestört, ebenso wie die Vergünstigungen, die ihre Blicke versprachen und die er gar nicht wollte.
Begehren, das er weder erfüllen konnte noch wollte. U nabgeschirmte Gefühle. Das, was er bei ihnen auslöste. Und sie in ihm, der Ärger und die Frustration. Er war nie einer Frau begegnet, die an seiner Haltung rüttelte und gleichzeitig sein Interesse weckte.
Bis er Charis traf.
Damian hatte keinen Zweifel an ihren Gefühlen, die er frei und offen spürte. Gefühle, die er nie erwartet hatte. Sie waren so anders, ohne Forderungen und Bedingungen. Das war vollkommen neu für ihn.
Liebe. Er selbst hatte dieses Wort längst aus seinem Leben verbannt. Vielleicht hatte Max recht, aber sie durfte nicht sein. Davor w ürde er Charis bewahren .
Der Verkehr wurde im Stadtzentrum dichter. Nach dem Alexanderplatz passierten sie den Berliner Dom, das Deutsch Historische Museum und die Humboldt-Universität.
Damians Zorn auf Max verrann. Max meinte es ja gut, auch wenn er das U n mögliche versuchte. „Ich wollte eigentlich noch beim Training vorbeisehen“, meinte er versöhnlich.
Max lächelte schief. Sein Blick zeigte, dass er verstand. „Das kannst du. Sobald du geduscht und deine Klamotten gewechselt hast. Oder, wenn du weniger ping e lig bist, geh, wie du bist. Man liebt dich auch so.“
***
Ich saß auf meinem Sofa und streichelte Püppi, die mit ihrem Kopf auf meinen Oberschenkeln lag und mir gnädig erlaubte, sie hinter den Ohren zu kraulen.
Ich dachte an Damian. Ich dachte nur noch an Damian. Vielleicht konnte er die Dinge auf sich beruhen lassen, ich konnte es nicht.
Ich liebte ihn. Und er mich auch, da war ich mir sicher. Ich hatte es gespürt, Heiligabend, als wir uns berührten. Als er mich küsste. I ch hatte es gesehen, in seinen Augen. Er war so zärtlich gewesen. Und glücklich, für einen Moment. Bis sich etwas in ihm und dadurch alles zwischen uns veränderte. Und
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