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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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in ihm regten, wegzudrücken.
    Sie schützen, indem er sie wegschickte. Einmal das Richtige tun.
    Ihr Blick klebte an dem Tisch mit den leeren Gläsern und Flaschen, der zw i schen ihnen stand. Er spürte ihren Schmerz, Enttäuschung und Widerwillen. Und die Aufrichtigkeit ihrer Gefühle für ihn, sodass er glaubte, verzweifeln zu müssen.
    „Du gibst wohl nie auf“, sagte er müde. „Wie bist du hierhergekommen?“
    „Mit dem Taxi.“
    Er griff in seine Hosentasche und drückte ihr einen Geldschein in die Hand. „Du kannst nicht bleiben. Geh draußen nach rechts. Fünfzig Meter weiter, an der nächsten Ecke, ist ein Taxistand. Fahr nach Hause, Charis.“
     
    ***
     
    Ein schmaler Läufer, der vom Eingang in das Zimmer führte und ausschließlich hygienischen Zwecken diente.
    Das war nicht Schloss Neuschwanstein. Und auch nicht die Bat-Höhle. So, wie ich Damian inzwischen kannte, hatte ich auch keinen Palast erwartet. Aber das hier? Dieses dunkle Loch ohne Bild an der Wand, mit nichts, was eine Wohnung ausmacht, nichts Persönlichem, Schönem, war einfach zu frustrierend. Minimali s tisch wäre eine Übertreibung.
    Ein Sessel, ein Sofa, ein Tisch. Bis auf das Chaos an Flaschen auf dem Tisch zeigte seine Wohnung die gleiche bestürzende Leere, die ich so oft in seinem G e sicht gesehen hatte, und sie machte mich genauso betroffen.
    „Ich wollte mit dir reden“, meinte ich und steckte das Geld irgendwo zwischen die leeren Bier- und Wodkaflaschen.
    Er trug eine schwarze Jeans und hatte ein schwarzes Shirt in der Hand. Eines von denen, die er lange nicht mehr getragen hatte. Ich musterte ihn. Seine Haut, sein Haar war noch feucht. Er sah so gut aus, dass es schmerzte.
    Damian zog sich das Shirt über den Kopf und schaute mich wütend an. „W a rum? Ich bin nicht dein Märchenprinz. Das solltest du inzwischen begriffen h a ben.“
    Ich hielt seinem Blick stand und hoffte, stark zu sein. Ich hatte ja gewusst, dass es alles andere als einfach werden würde. Ich musste mich an das halten was ich wusste, was ich gespürt hatte. Egal, wie er sich jetzt verhielt.
    „Eigentlich dachte ich, dass dir das inzwischen klar sein müsste. Aber du scheinst immer noch eine Erklärung zu benötigen.“
    „Damian“, sagte ich. „Ich liebe dich.“
    Er tat, was noch nie geschehen war: Er wich meinem Blick aus und senkte den Kopf. „Ich könnte dich an mich binden, mit meinem Aussehen. Du wirst mir eines Tages noch dankbar dafür sein, dass ich deine Unschuld nicht ausnutze. Du solltest ein menschliches Leben führen. Bei Licht. Erfahrungen machen, um die ich dich bringen würde.“
    „Und wenn ich solche Erfahrungen gar nicht will?“, fragte ich leise.
    „Ich glaube nicht, dass du das beurteilen kannst“, sagte er arrogant. „Dafür bist du noch zu jung.“
    „Glaubst du, es ist nur dein Aussehen, das mir an dir gefällt?“
    „Nur?“ Er hob den Blick. Seine Augen funkelten spöttisch.
    „Es ist nicht dein Aussehen. Das wirklich … ganz in Ordnung ist. Du weißt, was ich für dich empfinde. Vielleicht bevor ich es selbst wusste. Du kannst meine Gefühle lesen. Das konntest du schon immer. Max hat es mir erklärt.“
    „Was hat Max dir erklärt?“
    „Ihr könnt die Gefühle von Menschen erkennen.“
    „Dazu hatte er kein Recht“, sagte er wütend.
    „Mir hat es geholfen, zu verstehen.“
    „Was verstehst du? Du verstehst nicht das Geringste.“
    „Damian. Ich liebe dich.“
    „Verliebtheit.“ Er zuckte die Achseln. „Manchmal ist sie tief und manchmal nicht. Bevor sie vorübergeht. “
    Das war keine direkte Antwort. Und auch keine Lüge. Auf jeden Fall war sie sehr, sehr gemein. Damian kannte jeden meiner wunden Punkte und schnitt de n noch tief hinein.
    Ich suchte nach Worten und fürchtete auch diesmal, die falschen zu finden. „Weißt du, wann ich das erste Mal gedacht habe, dass du vielleicht gar nicht so ein riesiger Blödmann bist?“
    Er zog hochmütig die Brauen nach oben.
    „Als du mir den Kopf gehalten hast, während ich mich übergeben habe. Als ich merkte, dass Schuld und Tod Themen sind, über die wir sprechen können. Ü ber … P robleme.“
    „Deine P robleme.“
    „Ja. Meine. Ich weiß nicht, ob ich es ohne dich geschafft hätte, mein Leben wi e der auf die Reihe zu bekommen. Mir meinen Onkel vom Hals zu schaffen. Mich in meinem Studium zurechtzufinden.“
    „Du hast eine Art Vaterfigur gebraucht.“
    „Nein. Ich hatte schon einen Vater. Einen sehr guten.“
    Er schüttelte den

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