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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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er mich z u rückwies.
    Aber warum? Weil ich noch nie mit einem Mann geschlafen hatte? Schließlich lebten wir im einundzwanzigsten Jahrhundert und nicht in einem viktorianischen Roman. Oder lag es im Gegenteil an meinem Mangel an Erfahrung? War das der Grund, oder hatte er ihn nur vorgeschoben? Seine heftige Reaktion, seine hässl i chen Worte fielen mir ein, und mir schossen erneut Tränen in die Augen.
    Damian hatte schon verunsichert gewirkt, als er das Haus betreten hatte. Ernst, grimmig. S cheu und furchtsam. Was absolut lächerlich war und unverständlich. Ich konnte mir keinen Grund vorstellen, warum Damian vor irgendetwas Angst haben sollte.
    A uch wenn ich es selbst vorgeschlagen hatte – inzwischen wollte ich Max ’ bl ö den Schleier nicht mehr.
    Ich wollte nur ihn. Damian. Zu meinen Gefühlen stehen. Dafür war ich gern bereit, meinen Stolz über Bord zu werfen. Denn welchen Sinn hätte mein Leben, wenn ich zwar meinen Stolz behielt, aber auf Damian, auf unsere Liebe, verzic h ten sollte?
    Wenn ich mich wie eine Prinzessin verhielt und abwartete, wenn ich wie das Kind aus dem Sterntaler -Märchen nur meine Schürze ausbreitete, in den Himmel glotzte und darauf wartete, dass mir seine Liebe in den Schoß fiel, würde ich ve r geblich warten. Wenn ich ihn haben wollte, würde ich um ihn kämpfen müssen.
    Ich war so aufgeregt, dass mein Mund ganz trocken war. Ich fragte mich, ob ich überhaupt ein einziges Wort hervorbringen würde, denn alles, was ich Damian sagen wollte, war nun, da ich auf das Taxi wartete, verschwunden. Stattdessen flatterten alle „Was-ist-Wenns“ durch meinen Kopf hindurch, auf die ich übe r haupt keine Antwort wusste.
    Das Taxi hielt. Damians Auto stand vor der Adresse, die ich herausgefunden hatte. Kurz verspürte ich Panik und den Impuls, wieder umzukehren. Doch dann ging ich die Stufen hinab. Souterrain.
    Einmal hatte ich Damian gefragt, wie er so wohnte.
    „Ich bin mehr der Typ fürs Souterrain“, hatte er geantwortet. „Zwei Zimmer im Wedding.“
    „Oh.“ Ich hatte mich gewundert, denn Stil war echt was anderes. Keine der Vampir-Wohnungen, die ich kannte, hatten große Sonnenfenster und Südbalkon. Naja. In so vielen war ich nicht gewesen. Ich kannte nur die Zentrale in Berlin-Mitte und die Villa in Schwanenwerder. Aber ich hatte von Andrejs Loft gehört, das wohl sehr modern eingerichtet war. Pierres Wohnung am Kurfürstendamm war voller Antiquitäten, das wusste ich von Daniel. Olivers Wohnung in Potsdam musste eine seltsame, altmodische Kuriosität in Samt und Kirschbaum sein, mit einer Küche voller Rotwein und verschieden temperierter Kühlschränke für Weißwein. Es gab sogar einen riesigen Humidor für Zigarren.
    Das Haus, in dem Damian wohnte, hatte eine bröckelnde Fassade. Fast der g e samte Stuck war abgefallen. Doch die Tür und die geschlossenen Jalousien seiner Wohnung wirkten neu und gut gesichert. Es dauerte, bis ich in dem unbeleucht e ten Eingangsbereich die unbeschriftete Klingel fand.
    Ich zögerte noch einmal, dann klingelte ich. Mehrmals, denn niemand öffnete.
     
    ***
     
    Es klingelte Sturm.
    Damian stieß einen Fluch aus. Max sollte wissen … nein. Wer … SIE.
    Der Versuch, ihr aus dem Weg zu gehen, hatte keinen Sinn gemacht, im Gege n teil. Er verwünschte ihre verflixte Hartnäckigkeit. Und versuchte zu denken. A n gestrengt. Also gut. Sie hatte es nicht anders gewollt. Nie durfte sie erfahren, was sie ihm bedeutete.
    Damian stieg in seine Jeans, nahm sein Glas und öffnete die Haustür.
    Charis starrte ihn an.
    Er starrte zurück. „Was willst du?“
    „Mit dir reden.“ Ihr unsicherer Blick glitt zu dem Glas in seiner Hand. „Aber vielleicht bist du zu betrunken.“
    „Im Gegenteil. Ich bin noch nicht betrunken genug.“ Er drehte sich um. Sollte sie doch hereinkommen. Gefallen würde es ihr nicht.
    Sie folgte ihm durch das Zimmer. Er sah, wie sie sich umschaute. Spürte ihre Beklommenheit, sah alles mit ihren Augen und fragte sich, wie er wohnen würde in dieser Zeit, wenn er anders wäre.
    Auf dem Weg ins Bad fing Damian an, sich auszuziehen. Es war ja nicht viel. Er spürte, wie sie ihn beobachtete und sich ihr Blutdruck veränderte. Die Tür zum Badezimmer ließ er offen und trat in die Dusche. Als er fünf Minuten später in der gleichen Jeans zurück ins Wohnzimmer kam, saß sie in seinem Sessel und wandte ihm den Rücken zu.
    Er ließ sich gegenüber auf das Sofa fallen, versuchte, sich zu wappnen, die Wü n sche, die sich

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