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DGB 01 - Aufstieg

DGB 01 - Aufstieg

Titel: DGB 01 - Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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»Durch den Kriegsmeister?«
       »Er will Sie dabei haben.
Das soll ich Ihnen ausdrücklich von ihm ausrichten. Er war sehr zufrieden mit
Ihrer Arbeit. Er hat Ihr Ehrgefühl bewundert. >Tarik<, hat er zu mir
gesagt, >wenn jemand Sejanus' Platz einnimmt, dann sollte es Loken sein.<
Das hat er gesagt.«
       »Das hat er?«
       »Nein.«
       Loken blickte auf. Torgaddon
ging auf ihn los, die Axt hoch erhoben und wirbelnd. Loken duckte sich, wich
zur Seite aus und rammte Torgaddon das stumpfe Ende des Schafts seiner Tabar in
die Seite, was diesen aus dem Gleichgewicht brachte und stolpern ließ.
       Torgaddon explodierte in
lautes Gelächter. »Ja! Ja, das hat er. Terra, bei Ihnen ist es zu leicht,
Garvi. Viel zu leicht. Ihr Gesichtsausdruck!«
       Loken lächelte dünn.
Torgaddon warf einen Blick auf die Axt in seiner Hand und warf sie dann
beiseite, als langweile ihn die ganze Sache plötzlich. Sie landete mit einem
Klirren im Schatten abseits der Matte.
       »Also, was sagen Sie dazu?«,
fragte Torgaddon. »Was soll ich den anderen sagen? Sind Sie dabei?«
       »Hauptmann, es wäre die
größte Ehre meines Lebens«, sagte Loken.
       Torgaddon nickte und
lächelte. »Ja, das wäre es«, sagte er, »und hier ist deine erste Lektion. Du
nennst mich Tarik.«
       Es hieß, dass die Iteratoren
durch einen Vorgang ausgewählt wurden, der noch rigoroser und penibler war als
die Selektionsmechanismen der Astartes. »Einer von tausend kann vielleicht ein
Krieger der Legion werden«, sagte man, »aber nur einer von hunderttausend
eignet sich zum Iterator.«
       Loken konnte das glauben.
Ein potenzieller Astartes musste robust, fit, genetisch anpassungsfähig und
reif für Verbesserung sein. Ein Chassis aus Fleisch und Knochen, auf dem ein
Krieger gebaut werden konnte.
       Doch um Iterator zu werden,
musste eine Person über gewisse seltene Gaben verfügen, die sich nicht
künstlich verbessern ließen.  
       Einsicht, Wortgewandtheit,
politisches Genie, wache Intelligenz. Letztere ließ sich natürlich steigern,
entweder digital oder pharmazeutisch, und ein Geist ließ sich in Geschichte,
Ethik-Politik und Rhetorik schulen. Einer Person konnte beigebracht werden,
richtig zu denken und einen Gedankengang korrekt auszudrücken, aber man konnte
ihr nicht beibringen, wie man dachte.
       Loken beobachtete die
Iteratoren gern bei der Arbeit. Gelegentlich hatte er den Rückzug seiner
Kompanie hinausgezögert, sodass er ihnen durch eroberte Städte folgen und dabei
zusehen konnte, wenn sie zu den Massen sprachen. Es war, als beobachte man
einen Sonnenaufgang über einem Weizenfeld.
       Kyril Sindermann war der
beste Iterator, den Loken je erlebt hatte. Sindermann hatte den Posten des
Ersten Iterators in der 63. Expeditionsflotte inne und war für die Gestaltung
der Botschaft verantwortlich. Bekanntermaßen verband ihn eine tiefe und innige
Freundschaft mit dem Kriegsmeister ebenso wie mit dem Oberkommandierenden der
Expeditionsflotte und ihren höchstrangigen Unterführern. Und sein Name war
sogar dem Imperator persönlich bekannt.
       Sindermann beendete gerade
einen Vortrag in der Iteratorenschule, als Loken in den Hörsaal schlenderte,
ein langes Gewölbe tief im Bauch der Rächender Geist.
       Zweitausend Männer und
Frauen, alle in den schlichten beigen Gewändern ihrer Profession, saßen auf den
terrassenförmig angeordneten Bankreihen und hingen fasziniert an seinen Lippen.
       »Um es abschließend
zusammenzufassen, denn ich rede bereits viel zu lange«, sagte Sindermann
gerade, »diese jüngste Episode ermöglicht uns, echtes Blut und Sehnen unter der
wortreichen Haut unserer Philosophie zu beobachten. Die von uns vermittelte
Wahrheit ist die Wahrheit, weil wir sagen, dass sie die Wahrheit ist. Reicht
das?« Er zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht. >Meine Wahrheit ist besser
als deine Wahrheit< ist ein Schulhof-Streit und nicht die Grundlage für eine
Kultur. >Ich habe recht, also hast du unrecht< ist ein Trugschluss, der
in sich zusammenfällt, sobald man auch nur ein grundlegendes ethisches
Hilfsmittel darauf anwendet. Ich habe recht, ergo hast du unrecht. Darauf
können wir keine Verfassung aufbauen, und wir können, sollen und werden uns
nicht überreden lassen, auf dieser Grundlage zu iterieren. Das würde uns wozu
machen?«
       Er schaute auf seine
Zuhörerschaft. Eine ganze Reihe Hände wurden gehoben.
       »Sie, bitte?«
       »Zu Lügnern.«
       Sindermann lächelte.

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