DGB 01 - Aufstieg
starrte.
»Nenne uns deinen Namen«,
rief eine Stimme aus der Dunkelheit. Sie sprach Cthonisch, seine Heimatsprache
und das Schlachtenidiom der Luna Wolves.
»Garviel Loken nenne ich als
Namen.«
»Und was ist dein Rang?«
»Ich bin Hauptmann der
Zehnten Kompanie der Sechzehnten Legio Astartes.«
»Und wer ist dein beeideter
Herr?«
»Sowohl Kriegsmeister als
auch Imperator.«
Stille folgte, nur gestört
durch das Platschen von Fröschen und die Geräusche der Insekten in diesem
sumpfigen Dickicht.
Die Stimme sprach wieder.
Zwei Worte. »Erleuchte ihn.«
Ein metallisches Kratzen
ertönte, als der Schlitz einer Laterne geöffnet wurde, und gelbes Flammenlicht
griff nach ihm. Drei Gestalten standen auf der Bauminsel vor ihm, von denen
eine die Laterne in die Höhe hielt.
Aximand. Torgaddon, der die
Laterne hob. Abaddon.
Wie er trugen sie ihre
Kriegerrüstung, und das tanzende Licht spiegelte sich hell auf ihren Rundungen.
Alle trugen ihren Helm am Gürtel.
»Verbürgst du dich dafür,
dass diese Seele all das ist, was sie zu sein behauptet?«, fragte Abaddon. Es
schien eine seltsame Frage zu sein, da alle drei ihn gut genug kannten. Loken
begriff, dass dies Teil der Zeremonie war.
»Ich verbürge mich dafür«,
sagte Torgaddon. »Mehr Licht.«
Abaddon und Aximand traten
beiseite und öffneten die Schlitze von einem Dutzend anderer Laternen, die an
den umliegenden Ästen hingen. Als sie fertig waren, waren sie alle in ein
goldenes Licht getaucht. Torgaddon stellte seine eigene Lampe auf den Boden.
Das Trio trat vor und ins
Wasser, bis es vor Loken stand. Tarik Torgaddon war der größte von ihnen, und
sein schalkhaftes Grinsen wich nicht von seinem Gesicht. »Entspann dich,
Garvi«, sagte er glucksend. »Wir beißen nicht.«
Loken ließ ein Lächeln
aufblitzen, war aber weiterhin angespannt.
Zum Teil lag es am
gewaltigen Status dieser drei Männer, aber er hatte auch nicht damit gerechnet,
dass die Aufnahme ein so feierliches Ritual sein würde.
Horus Aximand, Hauptmann der
Fünften Kompanie, war der jüngste und kleinste von ihnen, noch kleiner als
Loken. Er war untersetzt und robust wie ein Wachhund.
Sein Kopf war kahl geschoren
und eingeölt, sodass sich das Licht darauf spiegelte. Wie viele Angehörige der
jüngeren Generation in der Legion hatte Aximand seinen Namen zu Ehren des
Kommandanten bekommen, aber nur er benutzte den Namen offen. Sein edles Gesicht
mit den weit auseinanderstehenden Augen und der starken, geraden Nase ähnelte
auf unheimliche Weise der Visage des Kriegsmeisters, und das hatte ihm den
Kosenamen »Klein-Horus« eingebracht. Klein-Horus Aximand, der Teufelshund im
Krieg, der Meisterstratege. Er nickte Loken grüßend zu.
Ezekyle Abaddon, Erster
Hauptmann der Legion, war ein hoch aufgeschossenes Ungetüm. Irgendwo zwischen
Lokens und Torgaddons Größe, wirkte er wegen des Haarknotens auf seinem
ansonsten kahl rasierten Kopf größer als beide. Wenn er keinen Helm trug,
umwickelte Abaddon seine schwarze Mähne mit einer silbernen Manschette, sodass
sie stolz wie eine Palme oder ein Fetischstab in die Höhe standen. Wie
Torgaddon war er seit dessen Gründung im Mournival. Wie Torgaddon und Aximand
hatte auch er die gerade Nase und die weit auseinanderstehenden Augen, die so
an den Kriegsmeister erinnerten, obwohl ihm nur Aximand tatsächlich ähnlich
sah. Sie hätten Brüder sein können, echte, leibliche Brüder, wären sie auf die
alte Weise gezeugt worden. So aber waren sie Brüder hinsichtlich ihrer
Gen-Quelle und ihrer martialischen Verwandtschaft.
Nun sollte Loken auch ihr
Bruder werden.
In der Legion der Luna
Wolves kam es sonderbarerweise vor, dass Astartes ihrem Primarchen vom Gesicht
her ähnelten. Dies führte man auf Gemeinsamkeiten in der Gensaat zurück, aber
dennoch wurden jene, die Horus von ihren Zügen her ähnelten, als besonders vom
Glück begünstigt betrachtet und waren bei allen Männern als »Horussöhne«
bekannt. Es war ein Ehrenmal, und oft schien es so zu sein, dass »Söhne«
rascher aufstiegen und mehr Gunst fanden als der Rest. Loken wusste jedenfalls
mit Sicherheit, dass alle bisherigen Mitglieder des Mournival »Horussöhne«
gewesen waren. In dieser Beziehung war er einzigartig. Loken verdankte sein
Aussehen der Abstammung von der blassen, unebenen Blutlinie von Cthonia. Er war
der erste Nicht-»Sohn«, der in diesen innersten
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