DGB 01 - Aufstieg
verschrieben, aber Saul war fest in seinem
Pflichteifer verwurzelt, wo Lucius ambitioniert war.
Saul Tarvitz war schon lange
klar, dass Lucius ihn eines Tages in puncto Ehre und Rang übertreffen würde.
Irgendwann mochte Lucius ein Lordkommandant werden und Teil des unnahbaren
inneren Kreises im traditionell hierarchischen Kern der Legion.
Tarvitz war das egal. Er war
ein Mannschaftsoffizier, in der Reihe geboren, und strebte nicht nach Erhöhung.
Es reichte ihm, den Primarch und den Imperator, von allen geliebt, zu
verherrlichen, indem er seinen Platz kannte und diesen mit uneingeschränkter
Hingabe hielt.
Lucius machte sich manchmal
spielerisch über ihn lustig, indem er behauptete, Tarvitz hofiere die
Mannschaften, weil er nicht die Achtung der Offiziere gewinnen könne. Darüber
lachte Tarvitz immer, weil er wusste, dass Lucius ihn nicht richtig verstand.
Saul Tarvitz folgte exakt dem Codex und war stolz darauf. Er wusste, dass es
seine perfekte Bestimmung war, Mannschaftsoffizier zu sein. Sich nach mehr zu
sehnen, wäre anmaßend und mangelhaft gewesen. Tarvitz hatte seine Maßstäbe und
verachtete jeden, der seine persönlichen Maßstäbe auf der Jagd nach
unangemessenen Zielen beiseite stellte.
Es ging nur um Reinheit,
nicht um Überlegenheit. Das war es, was die anderen Legionen nie begriffen.
Kaum fünfzehn Minuten nach
der Entdeckung des Baums - des ersten von vielen, die sie in dem knarrenden
Grasland noch überall finden sollten - hatten sie ihre erste Begegnung mit den
Megarachniden.
Drei Vorzeichen hatten die
Ankunft des Feindes angekündigt: die Larven in der Nähe hatten plötzlich
aufgehört zu zischen, die Grashalme hatten mit einer abrupten, zitternden
Vibration begonnen, als stünden sie unter Strom, und dann hatten die Astartes
ein seltsames Zwitschern gehört, das sich näherte.
Tarvitz sah die feindlichen
Krieger bei diesem ersten Aufeinandertreffen kaum. Sie waren aus dem Graswald
gekommen und hatten sich dabei so schnell bewegt, dass sie silberne Schemen
waren. Der Kampf dauerte zwölf chaotische Sekunden, ein Zeitraum, der bis zum
Bersten mit Schüssen, Geschrei und eigenartigen, massigen Einschlägen gefüllt
war. Dann war der Feind wieder verschwunden, so schnell, wie er gekommen war,
die Halme hatten sich beruhigt und die Larven ihr Zischen wieder aufgenommen.
»Haben Sie sie gesehen?«,
fragte Kercort, während er sein Boltgewehr neu lud.
»Ich habe etwas gesehen...«,
gab Tarvitz zu, der dasselbe tat.
»Durellen ist tot. Martius
auch«, verkündete Lucius beiläufig, der sich ihnen mit etwas in der Hand
näherte.
Tarvitz konnte nicht recht
glauben, was er soeben gehört hatte.
»Sie sind tot? Einfach...
tot?«, fragte er Lucius. Der Kampf hatte gewiss nicht lange genug gedauert, um
den Tod zweier Astartes-Veteranen herbeigeführt haben zu können.
»Tot«, nickte Lucius. »Du
kannst dir die Leichen ansehen, wenn du willst. Sie sind da drüben. Sie waren
zu langsam.«
Mit erhobener Waffe eilte
Tarvitz durch die schwankenden Halme, von denen manche im hektischen
Boltgewehrfeuer gebrochen und umgeknickt waren. Er sah die beiden Körper in
einem Gewirr aus gefallenen weißen Halmen auf der roten Erde liegen. Ihre
wunderschönen lila und goldenen Rüstungen waren zersägt und mit Blut
überströmt.
Bestürzt wendete er den
Blick von dem Gemetzel ab. »Suchen Sie Varras«, sagte er zu Kercort, und der
Mann machte sich auf die Suche nach dem Apothekarius.
»Haben wir irgendwas getötet?«,
fragte Bulle.
»Ich habe etwas getroffen«,
sagte Lucius stolz, »aber ich kann keinen Leichnam finden. Das ist
zurückgeblieben.« Er hielt das Ding in seiner Hand hoch.
Es war ein Glied oder ein
Teil eines Gliedes. Lang, schlank, hart.
Der Hauptteil, einen Meter
lang, war eine leicht gekrümmte Klinge, anscheinend aus gebürstetem Zink oder
galvanisiertem Eisen gefertigt. Sie lief zu einer erstaunlich scharfen Spitze
aus. Die Klinge war dünn, nicht dicker als das Handgelenk eines erwachsenen Mannes.
Die lange Klinge endete in einem sich verbreiternden Gelenk, das es mit einem
dickeren Teil des Gliedes verband. Dieser Teil war außerdem mit einem
scheckigen grauen Metall gepanzert, endete aber abrupt, wo Lucius' Schuss das
Glied abgetrennt hatte. Das abgebrochene Ende enthüllte im Querschnitt eine
Metallhaut, die eine Hülle aus natürlichem arthropoiden Chitin um eine innere
Masse aus
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