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DGB 02 - Falsche Götter

DGB 02 - Falsche Götter

Titel: DGB 02 - Falsche Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Christian Jentzsch
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ersticken.
    Er würde ohne sie in die Mensa der Iteratoren gehen. Dort gab es reichlich Wein umsonst, und trotz Ignaces neu entdeckter Hingabe an die Sache des Memorierens gefiel ihr die Vorstellung nicht, ein derartiges Füllhorn an Alkohol könne direkt vor ihm ausgeschüttet wer den.
    Sie verdrängte alle Gedanken an Karkasy, als die zi schenden mechanischen Halbkugeln des Übungskäfigs
auseinanderklafften und eine Glocke läutete. Loken trat aus dem Käfig, die blonden Haare, die länger geworden waren, an den Kopf gekleistert und die leicht sommer sprossige Haut von der Anstrengung gerötet.
    »Sie sind verletzt«, sagte sie, als sie ihm ein Handtuch reichte.
    Er schaute nach unten, als habe er die Wunde noch gar nicht zur Kenntnis genommen. »Das ist nichts«, sagte er, indem er das bereits geronnene Blut wegwischte. Sein Atem ging rasch und stoßweise, und sie versuchte ihre Überraschung
zu verbergen.
    Einen
Astartes außer Atem zu sehen, war absolut ungewohnt für sie. Wie lange war er bei ihrem Eintreffen in der Halle schon im
Übungskä fig gewesen?
    Loken wischte sich den Schweiß von Gesicht und Oberkörper, während er zu seiner Rüstkammer ging. Mersadie folgte ihm. Wie üblich bewunderte sie unwill kürlich die Perfektion seiner Statur.
    Die alten Stämme der Olympischen Hegemonie hatten solche Exemplare physischer Perfektion Adonis genannt, und das Wort passte zu Loken wie eine meisterhaft geschmiedete Mark IV-Rüstung. Beinahe ohne nachzudenken, klick-blinzelte Mersadie
ihn.
    »Sie gaffen«, sagte Loken, ohne sich umzudrehen.
    Überrumpelt sagte sie: »Verzeihung, ich wollte nicht ...«
    Er lachte. »Ich ziehe Sie nur auf. Es macht mir nichts aus. Wenn man sich an mich erinnern soll, dann auf der Höhe meiner Kräfte, nicht als zahnlosen alten Mann, der in
seine Grütze sabbert.«
    »Mir war nicht klar, dass Astartes altern«, erwiderte sie, als sie sich wieder gefasst hatte.
    Loken zuckte die Achseln und nahm sich eine Arm schiene und ein Poliertuch. »Ich weiß nicht, ob wir al tem. Keiner von uns hat jemals lange genug gelebt, um es herauszufinden.«
    Ihr Gefühl für Ungesagtes verriet ihr, dass sie diesen Ansatz in einem Kapitel ihrer Memoratorien benutzen konnte,
wenn er noch mehr über dieses Thema verriet. Die
Melancholie des Unsterblichen oder das Paradoxon eines alterslosen Wesens im Fluss beständigen Wan dels — zappelnde Fliegen im gerinnenden Harz der
His torie.
    Ihr ging auf, dass sie sich selbst vorauseilte, und
fragte: »Stört es sie, nicht alt zu werden? Ist etwas in
Ihnen, das alt werden will?«
    »Warum sollte ich alt werden wollen?«, fragte Loken, indem er seine Büchse mit Polierpulver öffnete und etwas davon auf die Armschiene gab, deren neue Farbe, ein blasses, metallisches Grün, ihr immer noch unver traut war. »Wollen Sie das etwa?«
    »Nein«, gab sie zu, wobei ihre Hand unbewusst zu ihrer schwarzen, haarlosen Kopfhaut wanderte. »Nein, will ich nicht. Um ehrlich zu sein, macht es mir sogar Angst. Ihnen auch?«
    »Nein. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nicht an gelegt bin, um Angst zu empfinden. Ich bin jetzt stark, kräftig. Warum sollte ich das ändern wollen?«
    »Ich weiß nicht. Ich dachte, wenn Sie älter werden,
könnten Sie eines Tages, na ja, sich zur Ruhe setzen. Wenn der Kreuzzug vorbei ist, meine ich.«
    »Vorbei?«
    »Ja, wenn die Kämpfe beendet sind und das Reich des Imperators wiederhergestellt wurde.«
    Loken antwortete nicht sofort, sondern polierte weiter seine Rüstung.
    Sie wollte die Frage schon wiederholen, als er sagte: »Ich weiß nicht, ob er je vorbei sein wird, Mersadie. Seit
ich dem Mournival angehöre, habe ich mit einer Reihe von Leuten gesprochen, die alle zu glau ben scheinen, dass wir die Große Vereinigung nie voll enden werden. Oder dass es nicht von Dauer sein wird, falls wir es tun.«
    Sie lachte. »Das klingt, als hätten Sie zu viel Zeit mit Ignace verbracht. Hat seine Poesie wieder eine Wen dung
zum Rührseligen genommen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Was ist es dann? Was bringt Sie auf diesen Gedan ken? Die Bücher, die Sie sich von Sindermann geliehen haben?«
    »Nein«, sagte er wieder, und der Blick seiner hell grauen Augen verfinsterte sich bei der Erwähnung des ehrwürdigen Ersten Iterators.
    Sie spürte, dass er sich zu diesem Thema nicht weiter auslassen würde, und verschob dieses Gespräch auf eine andere Gelegenheit, wenn er sich offener zu diesen un gewöhnlich düsteren Gedanken äußern

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