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DGB 02 - Falsche Götter

DGB 02 - Falsche Götter

Titel: DGB 02 - Falsche Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Christian Jentzsch
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Männer, die auf Davins Mond zurückgelassen worden waren.
    Mit der Wartezeit gab es auch Zeit zum Nachdenken. Und mit Zeit zum Nachdenken konnte der menschliche Geist alle möglichen Dinge aus den Tiefen seiner Einbildung
heraufbeschwören. Titus konnte immer noch nicht glauben, dass Horus gefallen war. Ein Wesen von solcher Macht war nicht dazu bestimmt, in der Schlacht zu fallen — es war unüberwindlich, der Sohn eines Got tes.
    Im Schatten des Dies Irae fischte Titus seine Fibel der Lectitio Divinitatus heraus, und nachdem er sich verge wissert hatte, dass er allein war, las er darin. Die
schlecht gedruckte Schrift
spendete ihm Trost und richtete seine Gedanken auf die Herrlichkeit des göttlichen Impera tors der Menschheit.
    »Ach, Imperator, unser Herr und Gott über uns allen, erhöre mich in dieser Stunde der Not. Dein Diener liegt danieder mit der kalten Hand des Todes auf sich, und ich bitte dich, deinen wohlmeinenden Blick auf ihn zu richten.« Beim Lesen fischte er einen Anhänger unter seiner Uniformjacke hervor. Es war ein zierlich ge schmiedetes Medaillon aus Silber und Gold, das er von einem verständnislosen Servitor hatte anfertigen lassen.
In der Mitte prangte ein silbernes großes »I« mit einem goldenen Stern, ein Symbol für Hoffnung und das Versprechen
auf eine bessere Zukunft.
    Er drückte es an die Brust, während er weitere Worte der Lectitio Divinitatus rezitierte, und spürte, wie ihn vertraute Wärme erfüllte.
    Titus spürte es einen Moment zu spät. Als er sich um drehte, sah er Jonah Aruken und einen Teil der Besatzung
des Titans hinter sich.
    Wie er selbst waren sie nach dem Kampf gegen die Ungeheuer verdreckt und müde, aber anders als er hat ten sie keinen Glauben.
    Schuldbewusst klappte er seine Fibel zu und wartete auf Jonahs unvermeidliche Stichelei. Niemand sagte etwas, und als er genauer hinsah, entdeckte er die
spröde Nervosität des Kummers und das Bedürfnis nach Trost in den Gesichtern der Männer.
    »Titus«, sagte Jonah Aruken. »Wir ... äh ... das heißt
... der Kriegsmeister. Wir fragen uns, ob ...«
    Titus lächelte einladend, als er begriff, weswegen sie gekommen waren. Er schlug seine Fibel wieder auf.
    »Lasst uns beten, Brüder.«
     
    Das Sanitätsdeck war eine sterile, funkelnde Wildnis aus gefliesten Wänden
und Vitrinen aus gebürstetem Stahl, ein Irrgarten aus seelenlosen Glasräumen und Labo ratorien. Petronella hatte in ihrer Verblüffung über den eiligen Ruf, der sie von der Mondoberfläche in die Rä chender Geist zurückgeführt hatte, vollkommen die Orien tierung verloren.
    Auf dem Weg durch das blutige Hangardeck sah sie, dass die oberen Schiffsdecks in Aufruhr waren, nach dem sich die Nachricht vom Tod des Kriegsmeisters mit
der furchterregenden Schnelligkeit einer Epidemie von Schiff zu Schiff
ausgebreitet hatte.
    Maloghurst der Verdrehte hatte eine flottenweite Verlautbarung
herausgegeben, in der dementiert wurde, dass der Kriegsmeister tot war, aber Hysterie und Para noia hatten einen beachtlichen Vorsprung vor seinen Worten. Auf mehreren Schiffen war es zu Unruhen ge kommen, als Unheilsverkünder und Demagogen aufge standen waren und verkündet hatten, das Ende der Zeit sei angebrochen.
    Einheiten der Armee waren rücksichts los gegen alle derartigen Aufwiegler vorgegangen, aber die Unruhen brachen schneller aus, als sie sie unterdrücken
konnten.
    Der Fall des Kriegsmeisters lag erst Stunden zurück,
aber die 63. Expedition begann bereits, sich zu zerflei schen.
    Maggard folgte Petronella, nachdem seine Wunden auf dem
Rückflug zum Flaggschiff des Kriegsmeisters von
einem Apothekarius der Legion verbunden und mit
Kunsthaut versiegelt worden waren. Seine Haut hatte immer noch eine ungesunde Blässe, die Rüstung war verbeult und eingerissen, aber er war am Leben und großartig. Maggard war nur ein
Dienstverpflichte ter, aber er hatte
sie beeindruckt, und sie beschloss, ihn mit dem Respekt zu behandeln, der seinen Talenten ge bührte.
    Ein behelmter Krieger der Astartes führte sie durch das verwirrende Labyrinth des Sanitätsdecks und be deutete ihr schließlich, durch eine unauffällige weiße Tür zu treten, der mit einem geflügelten und zwei ge wundenen Schlangen umwundenen Stab gekennzeich net war.
    Maggard öffnete die Tür für sie, und sie betrat einen funkelnden Operationssaal, dessen runde Wände bis in Hüfthöhe mit grünen emaillierten Kacheln gefliest waren. Silberne Vitrinen und zischende, pumpende Ma schinen umringten den

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