DGB 02 - Falsche Götter
Kriegsmeister, der in einem Gewirr aus Schläuchen und Drähten auf dem Operationstisch
lag. Neben dem Tisch stand ein glänzender Metallhocker.
Sanitätsservitoren warteten in Wandnischen, und eine über dem Kriegsmeister hängende gurgelnde Maschine fütterte seinen Körper mit Blut und Flüssigkeit.
Ihre Augen trübten sich, als sie ihn in diesem Zustand sah, und ihr kamen die Tränen angesichts dieser Verlet zung der natürlichen Ordnung. Ein riesiger Astartes in Chirurgenkittel und Maske näherte sich ihr und sagte: »Ich
bin Apothekarius Vaddon, Fräulein Vivar.«
Sie fuhr sich mit den Händen über die Augen, und ihr wurde
klar, wie sie aussehen musste — ihre Kleider zerrissen und dreckverklebt, die
Augen schwarz von ver schmierter Schminke.
Sie wollte schon die Hand zu einem
Kuss ausstrecken, aber dann ging ihr auf, wie albern das wäre, und sie nickte nur. »Ich bin Petronella Vivar«, brachte sie heraus. »Ich bin die
Dokumentatorin des Kriegsmeisters.«
»Ich weiß«, sagte Vaddon. »Er hat namentlich nach Ihnen
verlangt.«
Jähe Hoffnung regte sich in ihrer Brust. »Er ist wach?«
Vaddon nickte. »Ja. Ginge es nach mir, wären Sie jetzt nicht hier, aber ich gehorche den Anweisungen des Kommandanten,
und er wünscht mit Ihnen zu reden.«
»Wie
geht es ihm?«
Der Apothekarius schüttelte den Kopf. »Perioden der
Klarheit kommen und gehen, also erwarten Sie nicht zu viel von ihm. Wenn ich entscheide, dass es Zeit für Sie wird, gehen Sie. Haben Sie verstanden?«
»Ja«, sagte sie, »aber, bitte, kann ich jetzt mit ihm reden?«
Vaddon schien es zu widerstreben, sie in die Nähe des Kriegsmeisters zu lassen, trat aber beiseite und machte Platz. Sie nickte dankend und machte einen zögern den Schritt zum Operationstisch, erpicht darauf, Horus zu
sehen, und voller Angst vor dem, was sie vorfinden würde.
Petronellas Hand fuhr zum Mund, um einen unwill kürlichen Seufzer zu unterdrücken. Seine Wangen waren eingefallen und hohl, die Augen matt und glanzlos. Graue Haut hing von seinem Schädel, runzlig und alt, und
seine Lippen waren blau wie die einer Leiche.
»Sehe ich
so schlimm aus?«, fragte Horus mit rasseln der und weit entfernter Stimme.
»Nein«,
stammelte sie. »Ganz und gar nicht, ich ...«
»Belügen
Sie mich nicht, Fräulein Vivar. Wenn Sie meine Abschiedsworte hören wollen, darf es keine Falsch heit zwischen uns geben.«
»Abschiedsworte?
Nein! Auf keinen Fall. Sie müssen leben.«
»Glauben Sie mir, ich würde nichts lieber tun«, ras selte er, »aber Vaddon hat mir gesagt, dass die Aussich ten nicht besonders gut sind, und ich habe nicht die Ab sicht, ohne Vermächtnis aus dem Leben zu treten. Eine Aufzeichnung, in der die Dinge gesagt werden, die vor dem Ende gesagt werden müssen.«
»Milord,
ihre Taten allein sind ein ewiges Vermächt nis, bitte verlangen Sie das nicht von mir.«
Horus hustete blutigen Schaum auf seine Brust und nahm alle Kraft zusammen, und plötzlich war seine Stimme wieder so stark und kraftvoll, wie sie sie in Er innerung hatte. »Sie haben gesagt, es sei Ihre Berufung, mich unsterblich
zu machen, Horus' Herrlichkeit für zu künftige Generationen aufzuzeichnen, ist es nicht so?«
»Ja, so
ist es«, schluchzte sie.
»Dann tun
Sie mir diesen letzten Gefallen, Fräulein Vivar«, sagte er.
Sie schluckte, dann holte sie Datentafel und Mnemo- Federhalter aus ihrem Netz, bevor sie sich auf den hohen Hocker neben dem
Operationstisch setzte. »Also gut«, sagte sie schließlich. »Beginnen wir mit dem Anfang.«
»Es war zu viel«, begann Horus. »Ich habe meinem Vater versprochen, ich würde keine Fehler machen, und jetzt ist es zu dem hier gekommen.«
»Fehler?«, fragte Petronella, obwohl sie den Verdacht hatte, dass sie wusste, was er meinte.
»Temba, ihn zum Statthalter von Davin zu machen«, sagte Horus. »Er hat mich angefleht, ihn nicht zurückzu lassen, behauptet, es sei zu viel für ihn. Ich hätte auf
ihn hören sollen,
aber ich war zu versessen darauf, zu einer neuen Eroberung aufzubrechen.«
»Tembas Schwäche ist nicht Ihre Schuld, Milord«, sagte sie.
»Es ist nett von Ihnen, das zu sagen, Fräulein Vivar,
aber ich habe ihn ernannt«, sagte Horus. »Die Verant wortung liegt bei mir. Thron! Guillaume wird lachen, wenn er davon hört, er und auch Lion. Sie werden sagen, dass ich nicht zum Kriegsmeister tauge, weil ich die Herzen der Männer nicht lesen konnte.«
»Niemals!«, rief Petronella. »Das würden sie nicht wagen.«
»Oh, sie
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