DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
zu
befinden. Ein gewöhnlicher Mann hätte vermutlich die Nerven verloren, wäre er
einer so eindringlichen Musterung ausgesetzt worden.
»Lord«, fragte er. »Wie kann
die Siebte Kompanie Ihnen zu Diensten sein?«
Mortarion winkte ihn zu sich.
»Der Hauptmann der Kompanie kann vortreten, Garro. Er hat sich eine Belohnung verdient.«
Nathaniel gehorchte und warf
Hakur nur einen flüchtigen Blick zu. Seine Worte, die er am Seeufer gesprochen hatte,
hallten in seinem Kopf wider. Wir streben nicht nach Lob und Ehre. Garro war
davon überzeugt, dass sich der Veteran über diese Entwicklung köstlich
amüsierte.
»Mein Herr«, begann er. »Ich
verdiene keine besondere ...«
»Das ist doch keine Weigerung,
die Ihnen über die Lippen kommen will, oder etwa doch, Hauptmann?«, warnte ihn
Typhon.
»Solche falsche Bescheidenheit
ist unerwünscht.«
»Ich bin nur ein Diener des
Imperiums«, brachte Garro heraus.
»Das ist für mich Ehre genug.«
Mortarion bedeutete dem
Servitor, sich nach vorn zu begeben, dann sah der Hauptmann das Tablett mit
Kelchen und Schälchen.
»Vielleicht würden Sie mir dann
ja die Ehre erweisen, mit mir anzustoßen.«
Er versteifte sich, da er die
verzierten Gefäße und das Getränk darin erkannte. »Na... natürlich, Lord.«
Es hieß, dass es keinen
Giftstoff gab, mit dem ein Death Guard nicht zurechtkam. Seit ihrer Gründung
war die XIV. Legion die Kriegertruppe des Imperators gewesen, die in den
unwirtlichsten Umgebungen zum Einsatz kam und sich durch Chemikalienwolken
kämpfte oder ätzende Atmosphären in Kauf nahm, in denen kein normaler Mensch
überleben konnte. So wie ihr Primarch waren auch die Astartes der Death Guard
ein widerstandsfähiger, unbesiegbarer Haufen.
Sie härteten sich ab, indem sie
sich chemischen Kampfstoffen ebenso aussetzten wie tödlichen Viren und Giften in
tausend verschiedenen Variationen — und nichts davon machte ihnen etwas aus.
Dadurch war es ihnen möglich gewesen, den Brandpilz auf Urssa und die
Hornissenschwärme auf Ogre IV zu überleben und den Sieg davonzutragen. Und es
war auch der Grund, weshalb man sie losgeschickt hatte, um sie gegen die
Jorgall kämpfen zu lassen, die Chlor atmeten.
Der Servitor mischte
verschiedene dunkle Flüssigkeiten zusammen und schenkte ein. Garros Geruchssinn
erkannte den Gemisch sofort: ein Destillat aus dem Kampfstoff
Magenta-Nervengift, eine Variation des Schwertkäfergifts, dazu andere, nicht so
leicht zu identifizierende Substanzen. Kein Astartes in Mortarions Dienst hätte
es je gewagt, diese Praxis als Ritual zu bezeichnen. Ein Ritual weckte Gedanken
an primitive Götzenverehrung, was der klaren, gottlosen Logik der Imperialen
Wahrheit widersprochen hätte. Es war einfach eine Tradition bei den Death
Guard, die trotz der Bemühungen von Männern wie Ignatius Grulgor bislang
überlebt hatte. Die Becher gehörten Mortarion, und nach jeder Schlacht, bei der
der Death Lord persönlich in den Kampf zog, wählte der Primarch einen Krieger
aus, mit dem er einen Schluck Gift teilte. Sie würden trinken und überleben und
damit die unüberwindliche Kraft der Legion festigen, für die sie standen.
Der Servitor hielt dem
Primarchen das Tablett hin, dann nahm er selbst einen Becher, gab einen Garro
und einen weiteren Typhon.
Mortarion hob seinen Kelch zum Salut.
»Gegen den Tod«, sagte er, dann trank er in einem Zug aus.
Typhon ließ ein schiefes
Lächeln erkennen, dann folgte er dem Beispiel des Primarchen, brachte den
Trinkspruch aus und trank mit großen Zügen aus.
Garro sah, wie das Gesicht des
Ersten Hauptmanns einen Moment lang rot anlief, doch davon abgesehen, ließ Typhon
nicht erkennen, dass das Getränk irgendetwas bei ihm bewirkte. Garro
schnupperte an der Flüssigkeit, und sofort sträubten sich alle seine Sinne.
Allerdings wäre es als Schwäche
ausgelegt worden, wenn er abgelehnt hätte, und Nathaniel Garro würde niemals
zulassen, dass man ihm so etwas vorwerfen konnte. »Gegen den Tod!«, sagte er.
In gleichmäßigen Zügen trank er
aus und stellte den Kelch umgedreht zurück auf das Tablett. Zustimmendes
Gemurmel machte sich in den Reihen der Siebten Kompanie breit, doch Garro bekam
davon kaum etwas mit. Laut rauschte ihm das Blut in den Ohren, und sengende
Hitze machte sich in Kehle und Magen breit, während die Mechanismen der
Astartes-Physiologie zum Leben erwachten und sich überschlugen, um die
konsumierten Gifte zu bekämpfen. Decius beobachtete ihn voller Ehrfurcht und
träumte zweifellos
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