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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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wollen oder nicht, hat auf das Resultat keinen nennens-werten Einfluss.«
    »Und was ist mit unserem
Regime?«, fragte der Lord- Hochkommissar und wandte sich wieder dem Löwen zu.
»Was ist mit der Regierung der Saroshi? Haben Sie entschieden, dass sie
ungeeignet ist?«
    »Die Entscheidung ist noch
nicht gefallen«, entgegnete der Löwe.
    »Ich muss sagen, es freut mich,
dass wir so offen darüber reden können. Mir war zu Ohren gekommen, dass Ihr
Volk dazu neigt, diesen Themen ... auszuweichen.«
    »Ja, dazu haben wir geneigt«,
antwortete der Lord Hoch-kommissar und trotzte dem Blick des Löwen. »Bis wir
feststellen mussten, dass der Zeitpunkt näher rückte, an dem von uns eine
Entscheidung erwartet wird. Wie ich hörte, verehrt das Imperium keine Götter.
Genauer gesagt, es soll angeblich jede Form von Anbetung verbieten. Stimmt
das?«
    »Das ist richtig«, bestätigte
der Löwe, von dem abrupten Themen-wechsel überrascht. »Aber ich erkenne den
Sinn Ihrer Frage nicht. Man sagte mir, dass Sie unsere Ansichten zur Religion
teilen. Sie haben keine Priesterschaft und keine Kirchen oder Tempel.«
    »In diesem Punkt irren Sie
sich«, erwiderte der Lord Hoch-kommissar.
    »Unsere Tempel befinden sich in
der Wildnis, in Wäldern und Höhlen, und die Botschafter unserer Götter sprechen
zu den von ihnen Auserwählten, den Ascendim. Wir sind ein gläubiges Volk.
Unsere Gesellschaft basiert auf dem göttlichen Geheiß, das den Ascendim gewährt
wurde. Seit mehr als tausend Jahren befolgen wir ihre Anweisungen, und wir
haben die vollkommene Gesellschaft zustande gebracht.«
    »Warum erfahre ich erst jetzt
davon?«, fauchte der Löwe und sah den Designierten Lord-Gouverneur sowie die
anderen imperialen Würdenträger an, die alle ebenso verblüfft waren wie er. Er
drehte sich wieder zum Führer der Saroshi um.
    »Das haben Sie vor uns geheim
gehalten?«
    »Das ist richtig«, ließ der
Lord Hochkommissar ihn wissen.
    »Geholfen hat uns dabei die
Tatsache, dass der Glaube bei meinem Volk eine persönliche Angelegenheit ist.
Als Ihre ersten imperialen Scouts unsere Welt besuchten, da konnten sie nichts
vorfinden, was sie als religiöse Symbole hätten deuten können. Keine
verschwenderischen Tempel, keine heiligen Bezirke in unseren Städten. Wir
halten unsere heiligen Orte geheim, weil die Melachim das so angeordnet haben.«
    »Die Melachim?«, wiederholte
der Löwe verständnislos.
    »Sie sind unsere Götter. Sie
sprechen zu den Ascendim, den Einzigen, die ihre göttlichen Worte hören können.
Sie sprechen zu ihnen, wenn sie sich in die Wildnis begeben, fort von der
Zivilisation. Sie sagen den Ascendim, was getan werden soll, und die verbreiten
diese Botschaft in der Gesellschaft. Durch solche Methoden kann der Wille der
Götter unmissverständlich vermittelt werden.«
    »Das ist doch albern«, knurrte
der Löwe, der zunehmend wütender wurde. »Sie sind ein rationales Volk, eine
technologisch hoch entwickelte Gesellschaft. Ihnen muss doch klar sein, was das
für ein Aberglaube ist.«
    »Sie haben Ihr wahres Gesicht
zu früh gezeigt«, sagte der Lord Hochkommissar.
    »Als sich Ihre Scouts uns
offenbarten, da sprachen sie ausführlich darüber, wie Sie alle Religionen
abgeschafft und als kindischen Aberglauben abgetan haben. Von dem Moment an
wussten wir, dass Sie böse sind. Keine Gesellschaft kann von sich behaupten,
rechtschaffen zu sein, wenn sie nicht die Vorherrschaft einer göttlichen Macht
anerkennt. Als wir hörten, dass Ihr Imperator verkündet, es gebe nur falsche
Götter, da wussten wir, was er in Wahrheit ist — ein verlogener Dämon, ein
Geschöpf voll Falschheit, das von dunklen Mächten geschickt wurde, um die
Menschheit vom rechten Weg abzubringen.«
     
    Zahariel ging durch den
Schiffskorridor, um zum Rest seines Trupps zu gelangen. Im Geiste hakte er
dabei die Liste der Dinge ab, um die er sich noch kümmern musste, ehe er zur Calibans
Zorn zurückkehrte und die Landung auf Sarosh anstand. Ob tatsächlich mit
einer baldigen Landung zu rechnen war, vermochte er nicht zu sagen, aber er
hatte noch immer Kurgis' Warnung im Ohr, den Saroshi dürfe man nicht vertrauen.
    Noch während ihm dieser Gedanke
durch den Kopf ging, fiel ihm wieder Luthers sonderbarer Gesichtsausdruck ein,
nachdem er unter dem Saroshi-Shuttle zum Vorschein gekommen war. Er fragte
sich, was den Stellvertreter des Löwen aus der Fassung gebracht hatte — er sah
das bleiche, erschrockene Gesicht deutlich vor sich. Was war es nur

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