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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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Galle hochkommen — sie hatte etwas Widerwärtiges, nahezu Lepröses
an sich. Ein Gestank nach Zerfall umgab sie, wobei er sich nicht sicher war, ob
es sich tatsächlich um einen Geruch handelte. Vielmehr kam es ihm vor, als übertrage
sich die der Kreatur eigene Abscheulichkeit auf jedes Objekt in seiner
unmittelbaren Nähe.
    Zahariel hatte das Gefühl, dass
die faulige Aura durch die Rüstung hindurch bis in jede seiner Poren gedrungen
war. Die Präsenz der Bestie wirkte wie ein Krebsgeschwür im Herzen der Welt,
eine Quelle übelster Verseuchung, die ausgelöscht werden musste. Sein Hass gab
ihm die nötige Kraft.
    Auge in Auge stand er der
Kreatur gegenüber, dann feuerte er zwei weitere Salven aus nächster Nähe ab. Der
Löwe schlug mit seiner Pranke nach ihm, aber Zahariel konnte der plumpen
Bewegung geschickt ausweichen, und gleich darauf stach er mit dem Schwert nach
der Brust des Tiers.
    Der Löwe brüllte, und als er
das Maul aufriss, feuerte Zahariel seine Pistole erneut ab, wobei er auf den
Gaumen zielte.
    Wieder und wieder suchte er den
Kontakt mit seinem Schwert, dessen Klinge hin und her rutschte, als sich die
Sägezähne durch die obersten Panzerschichten fraßen. Der Löwe versetzte ihm mit
seinem riesigen Kopf einen Stoß gegen den Körper. Zahariel wurde mit solcher
Wucht zu Boden geschleudert, dass er zu seinem Entsetzen hören musste, wie
mehrere Knochen brachen.
    Der Aufschlag trieb ihm die
Luft aus den Lungen, zumal sich die Kreatur mit beiden Vorderbeinen auf seine
Brust stemmte. Die monströsen Krallen schnitten sich durch die obersten Lagen
seiner Rüstung, und als sich die Spitzen in das Fleisch und seine
Brustmuskulatur bohrten, begann er zu schreien.
    Er spürte das Gewicht des Löwen
— dessen Kopf war nur wenige Zentimeter von seinem eigenen entfernt. Dickflüssiger,
ätzender Speichel tropfte auf sein Gesicht, so dass er kaum atmen konnte.
    Die Hand, in der er die Pistole
hielt, war noch immer frei, also blieb ihm die Möglichkeit, aus unmittelbarer Nähe
mehrere Schüsse in den Bauch der Bestie abzugeben.
    Als die Verschlüsse seiner
Rüstung nachgaben, hörte er ein unheilvolles Krachen. Nun stand der Löwe mit allen
vier Pfoten auf ihm und sah Zahariel an, während er ihn langsam zu Tode
quetschte.
    Zahariel fühlte sich, als hätte
ihm jemand ein stählernes Band um den Oberkörper gewickelt, das ihn am Atmen
hinderte. Langsam zog ihn der Löwe mit den Klauen hoch, um ihm den Kopf
abbeißen zu können. Er öffnete das Maul, und aus dem unglaublich breiten Schlund
schlug ihm der widerwärtigste Gestank entgegen, den man sich vorstellen konnte.
    Aus dem Oberkiefer ragten die
langen Säbelzähne hervor. Sie wirkten wie organische Schwertklingen. Vergeblich
versuchte er sich zu wehren, doch die Klauen, die sich in seinen Brustpanzer
gebohrt hatten, hielten ihn unerbittlich fest. Er schrie vor Wut und Angst und merkte,
wie sich in seinem Inneren der ganze Hass auf die Kreatur zu einem gleißenden
Ball aus tosender Energie ballte.
    Er spie in das Maul, das sich
langsam zu schließen begann.
    Während die Fangzähne auf ihn
herabfuhren, spürte er, wie sein Hass explosionsartig in einem funkelnden Lichtkranz
förmlich aus seinem Körper herausgesprengt wurde.
    In diesem Moment kam alles zum
Stillstand.
    Obwohl er die Augen geschlossen
hatte, konnte er die schim-mernden Konturen des Löwen sehen, ebenso jeden Knochen
und alle inneren Organe, als würden sie von innen beleuchtet. Er konnte das
Blut sehen, wie es durch die Adern strömte, er sah das Herz schlagen, und er machte
die bösartige Energie aus, die die Bestie geschaffen hatte.
    In Wahrheit bewegte sich alles
weiter, jedoch so langsam wie ein Gletscher. Jeder Herzschlag des Löwen war ein
gemächlicher, wabernder Donnerschlag.
    Die Fangzähne kamen ebenfalls
unerbittlich näher, doch so unendlich langsam, dass er eine Weile benötigte,
ehe ihm eine Bewegung auffiel.
    Jeder Knochen und jeder Muskel
in Zahariels Körper schmerzte.
    Seine Brust schien in Flammen
zu stehen, und lähmende Kälte bahnte sich ihren Weg durch seine Knochen, als
diese neue, nie gekannte Energie ihn durchströmte. Er sah an sich herab und
konnte durch die Haut hindurch die Adern und Knochen erkennen.
    Wie vermutet, hatte die Bestie
ihm mehrere Rippen gebrochen. Er konnte beobachten, wie sich die gesplitterten
Enden aneinander-rieben.
    Er hob den Arm zum Löwen, wobei
seine Hand durch die geisterhaften Konturen hindurchglitt, als würde die Bestie
aus

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