DGB 06 - Gefallene Engel
Mann
wohl aus, frage ich mich?«
Früh am Morgen hatten imperiale
Gesandte angekündigt, der Imperator beabsichtige Caliban zu besuchen. Er sei
keine drei Wochen Reisezeit entfernt. Mit dem Einverständnis des obersten Rats
des Ordens wurde entschieden, die Wälder unterhalb von Aldurukh abzuholzen, um
dort einen Landeplatz für den Imperator einzurichten.
Die von den Imperialen
mitgebrachten Crawler kamen zum Einsatz, und die immer größer werdende Lichtung
sollte der Ort werden, an dem der Imperator zum ersten Mal calibanischen Boden
betreten würde.
Zahariel freute sich nicht als
Einziger darauf, den terranischen Imperator zu erleben. Die Nachricht von der bevorstehenden
Ankunft war das vorrangige Gesprächsthema in ritterlichen Kreisen, denn nach
den Schilderungen der Giganten über ihren Führer zu urteilen, musste der Imperator
die Verkörperung absoluter menschlicher Vollkommenheit sein.
»Wenn man seinen Anhängern
Glauben schenkt«, meinte Nemiel ironisch, »dann muss er mindestens zehn Meter
groß sein, vielleicht sogar zwanzig. Er atmet Feuer, und seine Augen können
Todesstrahlen ausstoßen, so wie die Bestien in den Legenden. Vielleicht hat er
auch zwei Köpfe, einen, der aussieht wie ein menschlicher, und einen zweiten,
der dem einer Ziege gleicht. Woher soll ich wissen, wie er aussieht? Da tappe
ich genauso im Dunkeln wie du.«
»Sei vorsichtig«, warnte
Zahariel. »Die terranischen Giganten mögen es nicht, wenn man so über ihren
Führer redet. Du würdest sie damit nur beleidigen.«
Wie den meisten Calibanern
verschlug es Zahariel den Atem, dass die Imperialen nicht nur über eine so außergewöhnliche
Tech-nologie verfügten, sondern sie auch noch als selbstverständlich anzusehen
schienen. Selbst die Gemeinsamkeiten seines Volks und des der Terraner dienten
nur dazu, den zwischen ihnen klaffenden Graben noch zu verbreitern.
Die Waffen und Rüstungen der
calibanischen Ritter wiesen den gleichen Stil auf wie die der Astartes, aber die
Kettenschwerter, Pistolen und Panzerrüstungen der Terraner waren ungleich
besser und effektiver als die Modelle, die auf Caliban zum Einsatz kamen.
Die Unterschiede traten am
deutlichsten zutage, wenn Zahariel die Vorzüge seiner Rüstung mit denen der
Astartes verglich. Von der deutlich größeren Statur abgesehen, war die
Astartes-Rüstung in jeder Hinsicht seiner eigenen überlegen. Zahariel war darin
vor Schüssen und Schlägen sicher, ob es nun Pranken- oder Schwert-hiebe waren.
Er konnte sogar seinen Helm schließen, um Rauch und andere schädliche Stoffe
aus der Luft zu filtern, so zum Beispiel die tödlichen Pollen der Süßwurzblume.
Eine Astartes-Rüstung bot deutlich
mehr Schutz. Der Träger war in der Lage, trotz völliger Dunkelheit seine Umgebung
zu sehen, er konnte extrem tiefe und extrem hohe Temperaturen überleben, er
verfügte über eine eigene Sauerstoffversorgung. Mit dieser Technologie
ausgestattet, konnten die Krieger der Astartes in jeder noch so unwirtlichen
Umgebung ins Gefecht ziehen.
Für die Terraner waren das
alles offenbar Selbstverständ-lichkeiten, für die Menschen von Caliban kamen sie
dagegen Wundern gleich. Und das galt noch mehr für die imperiale Medizin.
Einige Tage nach der Ankunft
der Imperialen auf Caliban erlitt einer der Anwärter des Ordens — ein Junge namens
Moniel — einen Unfall, als er mit einer Klinge in der Hand der Spirale folgte,
ausrutschte und sich das Schwert ins Knie jagte.
Die Apothekarii des Ordens
konnten zwar die Blutung stoppen und damit das Leben des Jungen retten, doch
für sein Bein konnten sie nichts mehr tun. Um zu verhindern, dass das Fleisch
faulig wurde, sahen sie sich gezwungen, das verletzte Bein zu amputieren.
Es verstand sich von selbst,
dass ein Beinamputierter keine Hoffnung mehr haben konnte, Ritter zu werden.
Unter normalen Umständen hätte man Moniel in die Obhut seiner Familie
entlassen. So aber ergab sich der glückliche Zufall, dass die Imperialen
eingriffen und für einen erfreulichen Ausgang sorgten.
Ein terranischer Apothekarius
erfuhr von Moniels Unfall und entschloss sich zu einer Operation, bei der
esoterische Methoden zum Einsatz kamen, um das Bein aus dem Stumpf nachwachsen
zu lassen.
Natürlich nannten die
Imperialen die Welt nicht Caliban.
Die Imperialen konnten
schließlich nicht wissen, welchen Namen die Bewohner ihrer Welt gegeben hatten,
und natürlich war ihnen auch nichts über die Kultur dieser Welt bekannt. Sie
hatten von den Ritterorden
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