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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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bevor sie ihn mit
Haut und Haar verschlang.
    Sein Grabstein würde später die
Form eines ausgewürgten Balls haben, der aus den Überresten seines Körpers
bestehen würde, die die geflügelte Bestie nicht verwerten konnte.
    Mit einem solchen Ende hatte er
gerechnet, zumal die Kreatur ihn als zu stark und zu urtümlich erschienen war,
als dass irgendetwas sie töten könnte. Doch dann war Bruder Amadis aufgetaucht
und hatte diese Überlegungen widerlegt.
    Es waren Überlegungen, die er
seinen Kameraden verschwieg.
    Man bat ihn oft, die
Begebenheit zu schildern, aber ihm wurde dabei klar, dass niemand etwas von
seinen heimlichen Zweifeln wissen wollte. Sie interessierte nur das Aufregende,
die helden-haften Elemente und die Tapferkeit, Dinge, die vom unvermeid-lichen
Sieg des Guten über das Böse erzählten.
    Vermutlich lag es in der Natur
des Menschen, aber seine Zuhörer erwarteten von ihm, der Held der Geschichte zu
sein.
    Sie wollten ihn als
selbstbewusst, weise, unerschütterlich, furchtlos, charismatisch und
inspirierend erleben.
    Dabei hatte er in Wahrheit die
ganze Zeit über fest damit gerechnet zu versagen. Und auch wenn er es sich
nicht gestattet hatte, seine Entschlossenheit durch diese Überzeugung unter-höhlen
zu lassen, war sie doch die ganze Zeit über gegenwärtig gewesen.
    Niemand wollte diese Wahrheit
hören.
    Niemand wollte etwas davon
wissen, dass ihre Helden auch Angst haben konnten.
    In den wenigen ruhigen
Augenblicken, die sein vor ihm liegendes Leben ihm bescheren sollte, würde er sich
darüber wundern, wie verschieden die Auffassungen sein konnten, die ein und
dieselbe Sache betrafen. Aus seiner Sicht war der Sieg etwas ganz Besonderes gewesen,
weil er Angst verspürt hatte.
    Seine Kameraden dagegen
schienen die Einstellung zu vertreten, dass es unangemessen war, irgendwelche
Gefühle ins Spiel zu bringen. Es war fast so, als sei Angst eine Schande, die
geheim gehalten werden musste. Als wollten seine Zuhörer bestätigt bekommen,
dass ihr Held dieses Gefühl nicht kannte. Als bedeute es, dass sie selbst eines
Tages von ihrer eigenen Angst befreit werden würden.
    Zahariel erschien das
grundverkehrt.
    Die Angst ließ sich nur
besiegen, wenn man sich ihr stellte. Wenn man so tat, als würde sie gar nicht
existieren und sich eines Tages in Luft auflösen, machte man alles nur
schlimmer.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

     
    ZWEITES BUCH
    Bestie
     
     
     
    Fünf
     
     
     
    JAHRE VERGINGEN, UND ZAHARIELS
POSITION innerhalb des Ordens festigte sich weiter. Sein Kampf gegen das geflügelte
Monster im Wald hatte ihn beinahe das Leben gekostet, doch letztlich war es nur
zu seinem Vorteil gewesen. Die ranghohen Meister im Orden kannten mit einem Mal
seinen Namen, und obwohl Bruder Amadis derjenige war, der die Bestie getötet
hatte, war er sehr darauf bedacht gewesen, jeden wissen zu lassen, mit welchem
Mut Zahariel gekämpft hatte.
    Die toten Jungs wurden mit
allen Ehren bestattet, und das Leben ging seinen gewohnten Gang. Die Anwärter trainierten
weiter im Kloster, um eines Tages Ritter zu werden.
    Zahariel verbrachte mehr Zeit
denn je damit, den Umgang mit Pistole und Klinge zu üben und zu verfeinern. Er
war entschlossen, niemals wieder einer Bestie auf Gedeih und Verderb
ausgeliefert zu sein, sondern bei einer ähnlichen Konfrontation ohne Zögern zu
töten.
    Als die jüngste Lektion zu Ende
ging, sagte Meister Ramiel: »Denkt immer daran: Ihr werdet nicht bloß
ausgebildet, um zu töten. Jeder Dummkopf kann zum Messer greifen und es ins
Fleisch seines Feindes treiben. Er kann versuchen, mit der Klinge zuzustechen,
anzutäuschen und zu parieren. Mit ein wenig Anleitung kann er darin sogar
leidlich gut werden. Aber ihr seid mehr. Oder besser gesagt: Ihr werdet mehr
sein. Im Augenblick seid ihr Ritteranwärter des Ordens, doch in Zukunft werdet
ihr die Beschützer des Volks von Caliban sein.«
    »Gut gesprochen, wie?«, meinte
Nemiel, als sie zu einer der Bänke gingen, und griff nach einem Handtuch, um sich
das Gesicht abzuwischen.
    »Sehr gut«, stimmte Zahariel
zu. »Mindestens so gut wie die letzten hundert Male, als ich das gehört habe.«
    Die Lektion war dem Prinzip der
Verteidigung im inneren Kreis gewidmet gewesen, und beide Jungs waren von den
Übungs-kämpfen schweißgebadet. Obwohl sie sich immer noch mehr oder weniger
ebenbürtig waren, hatte Nemiel begonnen, einen kleinen Vorsprung herauszuholen.
    »Meister Ramiel liebt es eben,
aus dem Verbatim zu

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