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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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dachte, sah er am Horizont Frieden und Wohlstand
aufziehen. Er sah ein Ende der Angst, des Leids und der Habgier. Er sah ein
besseres Morgen.
    Wann immer Zahariel in die
Zukunft blickte, sah er nur das Beste.
    Das war sein Fluch.
    »Du siehst das alles viel zu
düster, mein Freund«, sagte er zu Attias und lächelte den Jungen aufmunternd an.
»Ich weiß, die Leute reden ständig davon, der Feldzug sei so gut wie beendet,
aber ich gehe davon aus, dass er noch eine ganze Weile dauern wird. Sogar ganz sicher,
wenn alle noch lebenden Bestien so schrecklich sind wie die, der ich mich gestellt
habe. Ich glaube, die großen Bestien werden nicht einfach aufgeben und tot umfallen.
Sie werden sich mit allen Mitteln zur Wehr setzen, so wie sie es bislang auch
getan haben. An deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen machen, Attias. Du
wirst auch deine Gelegenheit bekommen, eine Bestie zu töten. Und dir bleibt
noch genug Zeit, um Ritter zu werden.«
    Am anderen Ende des Raums fand
sich ein schmales Fenster, von dem aus man die Spitzen der Baumkronen sehen
konnte. Wie so oft grübelte er einen Moment lang über die zwiespältige Natur
ihrer Welt nach. Aus der Ferne betrachtet, waren die Wälder auf düstere,
unheilvolle Art schön, aber befand man sich erst einmal mitten in dieser
pittoresken Landschaft, stieß man auf Kreaturen, die menschlichen Alpträumen
entsprungen zu sein schienen.
    Zahariel liebte Caliban, aber
er verschloss nicht die Augen vor den Schrecken dieser Welt. Manchmal schien es,
als lebten sie auf einer Welt, die Hölle und Paradies zugleich war — dennoch
fühlte er sich ihr enger verbunden als irgendetwas anderem in seinem Leben. Er
liebte sie bedingungslos, mit ihren Fehlern und Schwächen.
    »Weißt du, warum die Leute
diese Festung manchmal als den >Fels< bezeichnen?«, fragte er plötzlich.
Es war der Blick aus dem Fenster auf die Wälder unter ihnen, der ihn darauf
gebracht hatte.
    Er wollte sein Wissen mit
Attias teilen, um den Jungen aus seiner betrübten Stimmung zu holen.
    »Das liegt daran, dass die
Festung Aldurukh heißt«, antwortete Attias. »In einem der alten Dialekte
bedeutet das so viel wie >Fels der Ewigkeit<. Meister Ramiel sagt, dass
eigentlich der Berg so hieß, auf dem wir uns hier befinden, Als die
Ordensgründer beschlossen, genau hier ein Kloster zu errichten, benannten sie
es nach dem Fels, auf dem es gebaut wurde.«
    »Das ist ein Grund«, bestätigte
Zahariel. »Doch es gibt noch einen anderen. Denk an den Namen Aldurukh, also
Fels der Ewigkeit. Der Orden verfügt auch noch über andere Klosterfestungen,
aber dies hier war die erste. Sie ist unsere spirituelle Heimat und der
Ausgangspunkt all unserer Unternehmungen. Darum gaben die Gründer ihr einen
bedeutungsvollen Namen, einen Namen, der das ausdrückte, was sie hier zu
errichten versuchten. Dieser Ort hier ist unser Fels, Attias. Er ist unser
Grundstein. Solange er existiert, wird ein Teil unserer Ideale immer lebendig
sein. Verstehst du, was ich dir damit sagen will?«
    »Ich glaube schon«, entgegnete
Attias, der konzentriert drein-blickte. »Du willst damit sagen, auch wenn es
keine Bestien mehr gibt, wird der Orden immer noch existieren ... und mit ihm
auch die Ritter.«
    »Ganz genau. Es gibt keinen
Grund für dich, so traurig zu sein. Wenn es dich beruhigt, dann sieh es so: Unsere
Pflicht ist es, die Menschen vor den Kreaturen in den Wäldern zu beschützen.
Auch wenn die großen Bestien nicht mehr da sind, wird sich an dieser Pflicht
nichts ändern, denn hier wird es immer Monster geben.«
     
    Meister Ramiel war einer der
Ersten, die ihm zu seiner Ernennung zum Ritter gratulierten. Sein vormaliger Tutor
wollte noch mehr sagen, doch er wurde von der Masse der Ritter weggerissen, die
von allen Seiten zu Zahariel gestürmt kamen, um ihn im Orden willkommen zu
heißen. Im Gegensatz zu der ernsten Zeremonie, mit der er vor vielen Jahren in
den Orden aufgenommen worden war, spielte sich sein Aufstieg zum Ritter in
enormem Trubel ab. Es war ein bedeutender Moment im Leben eines jeden Mannes,
den jeder der Anwesenden bereits erlebt hatte und den sie alle mit ihm teilen
wollten. Ringsum erblickte Zahariel unter den Kapuzen der Chorröcke nur
strahlende, fröhliche Gesichter. Ehe er sich versah, wurde er von einigen
Männern gepackt und in die Luft geworfen. Weit über Kopfhöhe flog er nach oben,
und als er zum Boden zurückkehrte, fingen ihn die gleichen Männer wieder auf.
    Während er durch die Luft
gewirbelt wurde, sah

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