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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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vor! Das
wäre doch witzig gewesen, nicht wahr? Da kommst du zurückgeritten und musst
erfahren, dass wir bereits deinen Namen in eine der Gedenktafeln in den
Katakomben eingemeißelt haben.«
    Es war später Nachmittag am Tag
nach seiner Rückkehr nach Aldurukh. Erst wenige Stunden zuvor hatte er das
große Portal der Festung durchschritten und war mit Jubel und Getrampel em-pfangen
worden. Offenbar hatte sich vom Ausguck die Nachricht von seiner Heimkehr in
Windeseile herumgesprochen, denn als ihm die Tore geöffnet wurden, da schien
es, als hätte sich ganz Aldurukh versammelt, um ihn zu begrüßen.
    Als Zahariel auf den Innenhof
ritt, sah er Ritter, Anwärter und Seneschalle, die sich alle über seine
wohlbehaltene Rückkehr freuten. Die Jubelrufe waren ohrenbetäubend. Es war ein
Augenblick, den er immer in Erinnerung behalten würde: das Ende seines ersten Abenteuers,
das stürmisch gefeiert wurde. Endlich fühlte er sich den anderen im Orden
ebenbürtig.
    Nemiel wartete ebenfalls auf
ihn, und er begrüßte Zahariel als Erster, indem er ihn in die Arme schloss und ihn
an sich drückte. Er redete auch mit ihm, doch was er Zahariel sagte, konnte der
nicht einmal erahnen — jedes Wort ging im Jubel der anderen unter.
    Nachdem sich die Begeisterung
etwas gelegt hatte, meldete er sich so beim Wachtposten, wie es von ihm erwartet
wurde, und dann wurde ihm der Zeitpunkt genannt, zu dem er sich bei den Prüfern
des Ordens einzufinden hatte. In der Zwischenzeit erhielt er den Befehl, aus
dem Schlafsaal auszuziehen. Sein neues Quartier war einer von einem halben
Dutzend Schlafräume in einem nur selten besuchten Winkel der Festung. Sie standen
denjenigen zur Verfügung, die wie er eine Mission erfüllt hatten, aber noch
nicht offiziell in den Stand eines Ritters erhoben worden waren.
    »Das ist es also«, sagte
Zahariel, als er die Tür zu seinem neuen Quartier öffnete und einen Blick
hineinwarf. Den klösterlichen Traditionen gemäß war der Raum so gut wie leer,
wenn man von einem schlichten Feldbett absah. Es gab hier nicht einmal einen
Stuhl, so dass das Ganze mehr wie eine Zelle wirkte.
    »Man geht wohl nicht davon aus,
dass du lange hierbleiben wirst«, redete Attias neben ihm weiter.
    Zahariel lächelte nachsichtig,
da er wusste, Meister Ramiel war mit den Fortschritten des Jungen sehr
zufrieden. »Du kannst dich wirklich glücklich schätzen«, murmelte Attias fast
ehrfürchtig.
    »Glücklich?«, fragte Zahariel
und deutete auf das Zimmer. »Bist du blind, oder wieso nimmst du nichts von
deiner Umgebung wahr? Du siehst diese spartanische Zelle, und trotzdem
bezeichnest du mich als glücklich?«
    »Ich habe nicht den Raum
gemeint«, gab er zurück und stellte die Schachtel auf den Boden. »Ich meine, dass
du eine der großen Bestien erlegen durftest. Du stehst kurz davor, ein Ritter
zu werden. Ich freue mich so sehr für dich. Du hast es verdient, du wirst Sar
Zahariel sein. Du wirst mit den besten Ordensrittern in Schlachten ziehen und
Kriege führen. Du wirst an der Seite des Löwen und von Sar Luther kämpfen
dürfen. Meister Ramiel wird stolz auf dich sein. Du wirst ein Ritter sein.«
    »Das wirst du auch, Kleiner«,
sagte Zahariel. »Ich weiß, es scheint alles so unendlich weit entfernt, aber schon
bald wirst du deinen eigenen Auftrag erhalten. Nur noch ein paar Jahre, mehr
nicht. Halt dich an die Lektionen, übe pflichtbewusst, und ehe du dich
versiehst, ist die Zeit bereits verstrichen.«
    »Aber das ist es ja gerade«,
wandte Attias kopfschüttelnd ein.
    »Wenn ich alt genug bin, werden
sich die Dinge längst geändert haben. Der Feldzug des Ordens gegen die großen
Bestien wird bis dahin abgeschlossen sein. Dann wird es keine der Bestien mehr
geben. Du hast etwas geleistet, das mir nie möglich sein wird, Zahariel: Du
hast eine der großen Bestien gejagt.«
    Während er redete, setzte
Attias eine betrübte Miene auf, die einem zu Herzen gehen konnte. Er war noch
so jung. Er sah eine Welt auf sich zukommen, in der kein Mann mehr zum Ritter
aufsteigen konnte, da es keine Bestien mehr gab.
    Instinktiv wies Zahariel diese
pessimistische Sichtweise zurück.
    Er war mit Leib und Seele
Optimist und Idealist. Wenn er den Feldzug des Ordens gegen die Bestien
betrachtete, konnte er diese vollbrachten Leistungen nur loben. Er war
überzeugt, dass die Zukunft nur die Dinge mit sich bringen würde, die Luther
und der Löwe den Menschen von Caliban vor Beginn ihres Feldzugs versprochen
hatten. Wenn er an die Zukunft

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