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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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haben. Das hier ist erst der
Anfang. Eines Tages werden wir innerhalb des Ordens so hoch aufsteigen, wie es
nur geht. Wir beide, wir werden wie der Löwe und Luther sein. Wir sind Brüder,
und wir werden unsere Welt neu erschaffen.«
    Meister Ramiel war im Gegensatz
dazu weitaus behutsamer gewesen. Wie üblich hatte Zahariel Schwierigkeiten, die
Mimik des Mannes zu deuten. Nachdem Nemiel davongewankt war, um sich in einen
Sessel fallen zu lassen und augenblicklich einzuschlafen, hatte sich Ramiel zu
Zahariel gesellt, um seinem vormaligen Schüler abermals zu gratulieren.
    »Sar Zahariel«, sagte er. »Das
klingt sehr gefällig. Aber vergiss nicht, dass die wirklich anstrengende Arbeit
erst beginnt, wenn ein Mann zum Ritter ernannt worden ist. Bis jetzt warst du
nur ein Junge, der ein Ritter und ein Mann hatte werden wollen. Jetzt wirst du lernen,
welch schwere Verantwortung beides einschließt.«
    Weiter äußerte sich Ramiel
nicht, stattdessen entschuldigte er sich und zog sich zurück, während Zahariel über
das Gesagte nachzugrübeln begann. Er fühlte sich rastlos und unbehaglich.
    Nachdem er so lange alle Energie
darauf verwandt hatte, Ritter zu werden, verspürte er nun eine gewisse
Unzufriedenheit. Er hatte seinen Kindheitstraum verwirklicht. Welcher neue
Ehrgeiz sollte ihn noch antreiben?
     
    Später unterhielt er sich mit
Lord Cypher, der bereits einiges getrunken hatte und über die verschiedenen Dienstgrade
und Posten innerhalb des Ordens schwadronierte.
    Begonnen hatte es als
Unterhaltung über die Schwüre, die er als Ritter würde ablegen müssen, und
schließlich war eine Diskussion daraus geworden: über die oberste Hierarchie im
Orden und seinen eigenen Platz darin.
    »Natürlich ist das der Grund,
weshalb einige glauben, Ramiel werde der neue Lord Cypher, wenn Jonson zum
Großmeister aufsteigt.«
    »Ich hielt es nur für ein
Gerücht«, sagte Zahariel, »dass der Löwe Großmeister werden soll. Für ein
Gerücht, das niemand bestätigt hat.«
    »Wie?«, gab Lord Cypher zurück
und stierte ihn verständnislos an. Erst nach ein paar Sekunden begriff er den
Zusammenhang.
    »Oh. Es könnte sein, dass ich
mit den mir bekannten Geheim-nissen etwas zu sorglos umgegangen bin. Das ist
für einen Mann in meiner Position unverzeihlich.« Er seufzte. »Ich bin wohl
schon älter, als ich gedacht hatte. Dennoch kann man einen jungen Mann nicht
vergessen lassen, was er einmal gehört hat. Ja, du hast Recht. Es ist noch
nicht bestätigt worden, doch die Entscheidung ist gefallen. Wir haben sie nur noch
nicht bekannt gegeben. Jonson wird der neue Großmeister und Luther sein
Stellvertreter. Was mich angeht, so werde ich mich in wenigen Tagen von meinen Aufgaben
zurückziehen. Dann ist es an Jonson, meinen Nachfolger auszuwählen. Ich habe
wirklich keine Ahnung, für wen er sich entscheiden wird, aber Meister Ramiel
wäre sicher ein guter Kandidat, oder meinst du nicht?«
    »Sogar ein sehr guter
Kandidat«, stimmte Zahariel ihm zu.
    »Ich glaube, er wäre ein
würdiger Lord Cypher.«
    »Ja, das denke ich auch. Aber
diese Meinungsäußerung musst du für dich behalten, Zahariel, so wie alles andere
auch, was ich dir gesagt habe. Mach das Versagen des Gedächtnisses eines alten
Mannes und seine unbedachten Bemerkungen nicht noch schlimmer, indem du jedem
davon erzählst. Es würde mich nur in Verlegenheit bringen, und die
Ordensführung wird glauben, dass sie mich schon vor langer Zeit aus meinem Amt hätte
entfernen sollen. Kann ich mich auf deine Diskretion verlassen?«
    »Auf jeden Fall. Sie haben mein
Wort, dass niemand je von dieser Unterhaltung erfahren wird.«
    »Hervorragend«, sagte Lord
Cypher. »Ich bin froh, dass dir der Wert der Verschwiegenheit bewusst ist.«
    Sekundenlang ließ er den Blick
über die versammelten Ritter wandern, die Wein tranken und in Unterhaltungen
vertieft waren, dann wandte er sich abrupt ab und verließ die Zusammenkunft.
    Unwillkürlich fühlte sich
Zahariel an einen alten Bären erinnert, der sich schlurfend zum Sterben in den Wald
zurückzog.
    »Der Orden ist in guten
Händen«, fügte Lord Cypher an, als er ihm einen letzten Blick über die Schulter
zuwarf. »Mit Männern wie Jonson, Luther, Meister Ramiel und sogar jungen Leuten
wie dir bin ich fest davon überzeugt, dass der Orden in den vor uns liegenden Jahrzehnten
weiter aufblühen wird. Ich werde wohl nicht lange genug leben, um das noch mit
anzusehen, dennoch stimmt es mich zufrieden. Es wird Zeit, dass

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