DGB 07 - Legion
sie,
ohne eine Miene zu verziehen.
»Wir wurden soeben abgenommen«,
erwiderte er. »Wir können jederzeit loslegen, Uxor. Wann werden wir erfahren,
wo der Einsatz erfolgt?«
»Jeden Augenblick, Bronzi«, gab
sie zurück. Sie begrüßte seine Verärgerung. Namatjira hatte alle Details über
die bevorstehende Operation für sich behalten, was ihrer Meinung nach ein
Fehler war. Nach dem Desaster auf Nurth hätte der Lordkommandant alles daransetzen
sollen, die Moral der Truppe zu stärken.
Stattdessen war er noch
ungenießbarer als sonst, was vermutlich der Makel der Niederlage war. Doch
selbst wenn, so überlegte sie, war das keine Entschuldigung für ein solches
Verhalten.
Achtundzwanzig Stunden nach dem
Zusammenbruch auch des letzten Versuchs einer Evakuierung hatte sich die
Expeditionsflotte am Rand des nurthenischen Systems gesammelt. Von dort waren
sie nach Empesal geflogen, um Reparaturen vorzunehmen und eine Bestandsaufnahme
durchzuführen. Auf Empesal war ihnen allen ein kurzer Landurlaub gewährt
worden, der aber in keiner Weise genügt hatte. Schnell sprach sich herum, dass
Namatjira mit den hochrangigen Offizieren der Flotte zusammengekommen war, um
eine neue Operation zu planen. Einige Gerüchte besagten, die gesamte Expedition
könnte nach Dreiundsechzig-Neunzehn geschickt werden, um die Luna Wolves beim dortigen
Folgsamkeitskrieg zu unterstützen, in den sie verwickelt waren.
Das wäre nach Mus Meinung eine
durchaus gute Sache gewesen.
Alle Gedanken an die bittere
Niederlage auf Nurth wären vergessen gewesen, hätten sie an der Seite des neuen
Kriegs-meisters und seiner edlen Legion kämpfen können.
Doch offenbar verfolgte
Namatjira andere Pläne, und schließlich erklärte er, die Expedition nehme eine
Operation gemeinsam mit der Alpha-Legion in Angriff. Dieser Einsatzbefehl kam
so plötzlich, dass fast achttausend Verletzte bei Empesal zurückbleiben
mussten, die nicht einsatzfähig waren. Außerdem konnten vier Transporter nicht
mitreisen, da die notwendigen Reparaturen zu lange dauerten.
Um die geschwächte 670.
Expedition zu stärken, verpflichtete Namatjira in aller Eile zwei Brigaden der lusitanischen
Schweren Infanterie sowie eine gepanzerte Kavallerie-Kompanie von Pramatia,
zusammen mit deren Transportschiffen und Tendern.
Hinzu kamen sechzehn
Flotten-Hilfsschiffe. Als die Expedition Empesal verließ, besaß sie in etwa
zwei Drittel der Kampfkraft, mit der sie Nurth angeflogen hatte. Auch wenn Jeveth'
Titanen nicht länger dabei waren, besaß die Flotte doch wieder beträchtliche
Präsenz.
Und dann war da ja natürlich
noch die Schlachtbarkasse der Alpha-Legion, die die Spitze des Konvois bildete.
Namatjira hatte seine
Streitkräfte zu einer viereinhalb Monate langen Reise an einen geheim
gehaltenen Ort verpflichtet. Das Training an Bord ging wie gewohnt weiter, doch
die Moral blieb schon bald auf der Strecke. Niemand verriet, wohin sie
unterwegs waren und was sie am Ziel erwarten würde. Das schien Namatjira nicht
zu kümmern. Es schien, als müsse er dringend etwas beweisen oder als wollte er
sich nach dem Debakel auf Nurth gleich wieder ins Gefecht stürzen. Mu fand,
dass er sich etwas zu sehr beim gnadenlosen Pragmatismus der Alpha-Legion
bediente.
Eine Woche vor der Ankunft
befahl Namatjira seinen Streit-kräften, Vorbereitungen für eine Bodenoffensive zu
treffen, und ließ verlauten, das Missionsziel trage die Bezeichnung 42HtX.
Das stieß allgemein auf
Verwirrung. Den Regeln entsprechend hätte der Feldzug offiziell die Bezeichnung
Sechs-Siebzig Sechsundzwanzig tragen müssen. Offenbar ging es bei diesem
Einsatz nicht darum, einen Planeten folgsam zu machen.
42Ht war ein Planetencode, und
das X stand für Außer-gewöhnliche Operationen. Namatjira ließ seine
Offizierskaste wissen, dass die Expedition die Alpha-Legion bei einem Geheim-auftrag
unterstützen sollte. Laut seinen Worten hatte Alpharius unmittelbar vom Kriegsmeister
die Erlaubnis erhalten, der Mission diesen Status zu verleihen.
Allein die notwendigen
Vorbereitungen sowie die tägliche Routine der Waffenabnahme und Fitnesstests hielten
die Leute davon ab, sich ausführlich darüber Gedanken zu machen, was ihnen wohl
nun wieder bevorstand.
Mu drehte sich zu Tiphaine um,
die die schwarze Ledermappe in ihrer Hand öffnete und einen versiegelten Stoß
Papiere heraus-holte. Mu nahm die Dokumente und reichte sie an Bronzi weiter.
»Ihre Einsatzbefehle«, sagte
sie.
»Na endlich«, murmelte Bronzi,
hielt die
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