DGB 07 - Legion
Verzeihung,
Lord Omegon«, sagte er, konnte jedoch sein Kichern nicht unterdrücken. »Aber
Sie haben eine ganze Expeditionsflotte auf der Grundlage meiner >vagen Geschichte<
etliche Parseks bis hierher reisen lassen. Und jetzt erst kommt es Ihnen in den
Sinn zu überlegen, ob Sie überhaupt da unten landen wollen? Hören Sie auf mit
Ihren Ausflüchten.«
Omegon warf dem Menschen einen
finsteren Blick zu. »Der Erste Hauptmann Pech sagt, Sie hätten die
bevorstehende Katastrophe als Krieg gegen das Chaos bezeichnet.«
»Das stimmt, mein Herr«,
bestätigte Grammaticus. »Auch wenn der Krieg gegen das Chaos bereits tobte, als
die Galaxis noch in den Kinderschuhen steckte. Allerdings ist jetzt die
menschliche Spezies in den Mittelpunkt dieses Krieges gerückt, und das Imperium
ist das Schlachtfeld. Die Kabale hat vor langer Zeit vorausgesehen, dass die Ereignisse
der nächsten Jahre entscheidend für das Schicksal aller Rassen sein werden.«
Omegon wandte sich ab und
betrachtete wieder den Planeten.
»Pech erwähnte noch etwas, was
Sie in Mon Lo gesagt haben. Sie nannten das, was kommen würde, einen >Krieg
gegen Sie selbst<. Das klingt nach einer Umschreibung für einen Bürgerkrieg,
John Grammaticus.«
»Ja, danach klingt es«, stimmte
Grammaticus dem Giganten zu, den er noch immer ansah.
»Bürgerkrieg im Imperium ist
ein Ding der Unmöglichkeit«, erklärte Alpharius und stellte sich zu ihnen. »Dazu
kann es schlichtweg nicht kommen. Der Plan des Imperators ist ...«
»Utopisch«, warf Grammaticus
forsch ein.
»Und deshalb ist der Plan
letztlich zum Scheitern verurteilt. Bitte, kommen Sie. Die Alpha-Legion ist so
pragmatisch und klug wie keine zweite. Sie sind nicht so wie die anderen von
imperialen Dogmen geblendet. Sie sind nicht an Guillaumes Verhaltensideale
gebunden. Sie sind anders als Russ' Krieger frei von Stammes-traditionen, und
anders als Dorns berühmte Männer sind Sie keine treuen Schoßhunde und auch
keine automatischen Berserker wie Angrons Monster. Sie denken eigenständig!«
»Das kommt einer Ketzerei näher
als alles, was je in meiner Gegenwart geäußert wurde«, erwiderte Alpharius
leise.
»Und deshalb hören Sie mir auch
zu«, fuhr Grammaticus grinsend fort. »Sie erkennen, wenn jemand die Wahrheit
spricht. Sie rekrutieren nur die Besten und Klügsten. Sie denken eigenständig.«
Er stand zwischen den Riesen,
doch so erdrückend ihre Größe auch sein mochte, konnte Soneka dennoch mit einem
Lächeln feststellen, dass John mit jedem Wort an Selbstbewusstsein gewann.
»Der Imperator jagt einem
utopischen Ideal nach«, betonte Grammaticus, »was prinzipiell in Ordnung ist.
Das reißt die Massen mit und spornt sie an, das gibt einem Soldaten etwas,
worauf er sich konzentrieren kann. Aber Perfektion ist und bleibt nichts weiter
als ein Ideal.«
»Wir haben über diese Themen
nachgedacht«, erklärte Pech mit leiser Stimme.
»Und?«
»Wir sind zu der Ansicht
gelangt, dass utopische Ziele für das Überleben einer Spezies letztlich
kontraintuitiv sind«, räumte Pech ein.
»Keine Macht«, meldete sich ein
anderer Hauptmann zu Wort, »kann den Zustand der Perfektion erzeugen oder ihn
zwingen, erzeugt zu werden. Denn Perfektion ist ein absoluter Zustand, der von
einer unvollkommenen Spezies nicht erreicht werden kann.«
»Es ist besser, die Schwächen
der Menschen fortlaufend zu verwalten und zu wahren«, fand Pech.
Grammaticus verbeugte sich.
»Vielen Dank für diese Einschätzung.
Ich beglückwünsche Sie zu dieser Erkenntnis.« Er sah Alpharius an. »Mein Herr,
das Imperium steht kurz davor zu implodieren. An der Haltestätte auf Eolith
wartet die Kabale darauf, Ihnen zu zeigen, wie man die Schwächen der Menschen
fortlaufend verwaltet und wahrt, wie Ihr Erster Hauptmann es so treffend
formuliert hat.«
Alpharius stieß einen tiefen
Seufzer aus und musterte Grammaticus. »Ich frage mich, ob ich es in einigen Jahren
wohl bereuen werde, dass ich Sie nicht jetzt und hier hingerichtet habe.«
»Ein Bürgerkrieg, mein Herr«,
warnte Grammaticus ihn. »Denken Sie darüber nach.«
Der Astartes schüttelte den
Kopf. »Das tue ich, John. Meine Primarchenbrüder haben ihre Streitigkeiten und Eifersüchteleien,
sie streiten sich und wenden sich voneinander ab, so wie es unter engen
Verwandten schon mal vorkommt. Ich gehöre erst seit kurzer Zeit zu dieser
Familie, und ich weiß jetzt bereits, wie es da zugeht. Nehmen wir zum Beispiel
Roboute. Er verabscheut mich, und ich ignoriere ihn. Es
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