DGB 07 - Legion
Frage, wirklich hervorragende Frage, Tche. Es
gibt einen Grund, warum ich darauf bislang nicht eingegangen bin. Laut den
Analysen ist unsere Zielwelt unbewohnt. Es gibt keine Gegner.«
Das löste heftige Protestrufe
aus.
»Ja, ganz genau ... wir landen
im Dreck und unternehmen dann einen Spaziergang durchs Gebirge«, rief Bronzi,
wobei er den Lärm seiner Männer übertönen musste. »Und jetzt haltet die Klappe.
So, das ist schon besser. Wie lautet die oberste Regel des Soldaten-daseins? Soldat
Duarte?«
»Immer davon ausgehen, dass ein
Vorgesetzter nicht die ganze Wahrheit sagt?«
»So ist's richtig! Es ist nicht
alles so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Also immer wachsam bleiben!«
Ein raues, schroffes Summen
schallte über das Deck.
»Das ist das Zeichen!«, brüllte
Bronzi. »Noch fünf Minuten! Packt euer Zeug, und lasst alle Beschwerden und
Sorgen hier auf dem Schiff zurück. Wenn ihr wiederkommt, werden die alle
geduldig auf euch warten. Jokers, habt ihr verstanden?«
»Geht im Glück!«, erwiderten
sie lautstark.
»Erst die Kompanie, dann das
Imperium. Geno geht vor Gen«, rief er. »Und jetzt ab mit euch, verdammt nochmal!«
Er schlenderte zurück zu Honen
Mu. Sie hatte ihre Besprechung abgeschlossen, und die Adjutantinnen standen
beisammen, um eifrig, aber gedämpft über taktische Varianten zu diskutieren.
»Keine Gegner?«, wunderte er
sich.
»So was können doch nur
unvollständige Daten sein, oder?«
Mu zuckte mit den Schultern.
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Der Lordkommandant befiehlt uns, ein
Gelände zu sichern. Ich bin versucht zu glauben, dass sich dort unten
irgendetwas Wertvolles befindet und wir runtergeschickt werden, um das Gelände
abzuriegeln, damit das Objekt geborgen werden kann.«
»Etwas Wertvolles? Was denn zum
Beispiel?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie.
»Vielleicht der Sinn für Humor, der unserem Kommandanten fehlt?«
Bronzi stutzte.
»Ist was?«, fragte sie.
»Sie haben einen Witz
gerissen«, meinte er strahlend.
»Einen echten, richtigen Witz.«
Sie sah ihn an. Ihre Miene war
völlig ernst, ihre Augen jedoch lachten. »Na ja, aber erzählen Sie's nicht
herum. Sonst will jeder einen von mir haben.«
Das Deck erzitterte, und sie
hörten das ferne polternde Kreischen, als sich die Plasmakatapulte am hinteren
Ende des Schiffs entluden.
»Das war gerade der erste
Eskort-Fighter«, sagte Bronzi.
»Jetzt dauert's nicht mehr
lange. Nervös?«
»Warum sollte ich nervös sein,
Hurtado?«
Er zog die Schultern hoch. »Es
kommt nicht oft vor, dass die Uxoren mit uns Soldaten runtergehen und mitten im
dicksten Gewühl landen. Sie folgen üblicherweise erst mit der Nachhut.«
»Die Operation erfordert es
so«, erwiderte sie. »Vom Orbit aus können wir Sie nicht mit zuverlässigen 'cept-Daten
versorgen.«
»Aha. Tja, und ich dachte
bereits ... ich könnte neben Ihnen sitzen und Ihre Hand halten, wenn es allzu
ruppig zugeht«, bot Bronzi ihr an.
»Das wird nicht nötig sein. Ich
habe schon genug Gefechts-landungen mitgemacht. Gehen Sie im Glück, Hurtado.«
»Versorgen Sie mich gut mit
Ihrem 'cept, Honen«, meinte er.
Sie machte eine halbe
Verbeugung und kehrte zu ihren Mädchen zurück.
Bronzi sah sich ein letztes Mal
auf dem weitläufigen Hangardeck um. Ein elektrischer Munitionszug ratterte vorüber.
Vier Crew-mitglieder arbeiteten
hektisch am Austausch einer defekten Hydraulik des Landeschiffs gleich nebenan.
Ein Paar hakennasige Eskort-Fighter wurden über ihnen an der Decke entlang
hinweggezogen. Die Panzer wurden mittlerweile verladen, und vom Unterdeck war
weiteres gepanzertes Gerät herauf-geschafft worden, das nun darauf wartete, auf
einem der Heber einen Platz zu finden.
Er machte das Gleiche wie vor
jeder Landung, ein privates Ritual, bei dem er die Fingerspitzen an die Lippen
legte, sich bückte und mit den Fingern das Deck berührte. »Wollen wir uns alle
wiedersehen«, flüsterte er.
»Und wollen wir alle sicher
heimkehren.«
Dann richtete er sich auf, zog
das Päckchen mit den Einsatzbefehlen aus der Tasche und las sie noch einmal,
damit er sicher sein konnte, nichts übersehen zu haben.
Wie sich herausstellte, hatte
er etwas übersehen.
In dem Pergamentumschlag fand
sich neben den Papieren noch ein dünnes grünes Objekt, das er im ersten Moment
für ein Blatt von einer Pflanze hielt.
Dann erst erkannte er, dass es
sich um ein hauchdünnes Stück Metall handelte, das bearbeitet worden war, damit
es einer Echsenschuppe
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