DGB 07 - Legion
dass Namatjira seinen Zorn nicht gegen
sie richten konnte. Was sich bei Mon Lo zugetragen hatte, fiel nicht in ihre
Wache.
Sie bedauerte Nitin Dev, ein
Major General beim Zanzibari Hort und verdammt guter Krieger, wie Mu aus
eigener Erfahrung wusste. Dev hatte das Oberkommando über den Kriegsschauplatz
Mon Lo.
Namatjira sah Dev in die Augen.
»Major General? Haben Sie etwas
dazu zu sagen?«
Es folgte Schweigen. Nur selten
besuchte Lordkommandant Teng Namatjira persönlich ein Kampfgebiet, stattdessen
ging er für gewöhnlich davon aus, erst nach getaner Arbeit zur Siegesfeier zu
erscheinen. Er zog es vor, seine Feldzüge vom Orbit aus zu leiten.
Dass er auf eine Planetenoberfläche
kam und ein großes Risiko einging, unmittelbar in den Konflikt verwickelt zu
werden, war schon äußerst vielsagend.
»Nein, mein Lord«, erwiderte
Dev.
»Das habe ich nicht.«
»Tatsächlich?«
»Ja, mein Lord. Es gibt nichts
hinzuzufügen, was Sie nicht bereits wüssten.«
Honen kniff voller Bewunderung
die Augen zusammen. Der Major General hatte Mut. Wie oft hatte sie Offiziere
erlebt, die in Tränen ausbrachen und tausend Ausflüchte vorbrachten, wenn sie
von ihren Vorgesetzten zur Rede gestellt wurden. Dev versuchte gar nicht erst,
sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen. Er stellte sich der Situation.
Namatjira musterte den Major
General. Dev stand steif und mit durchgedrücktem Rücken da, die Augen so
glänzend schwarz wie die präzisen Falten des Durbands, mit dem sein
dornenbewehrter Helm auf seinem Kopf gehalten wurde. Dev zog seinen Säbel halb heraus,
mit der linken Hand hielt er die Scheide fest und wartete.
Damit zeigte er an, dass er
bereit war. Der Lordkommandant musste nur nicken, dann würde er die Klinge
durchbrechen als Symbol für seine Schmach und seine Entlassung, als Symbol für
den Verlust seines Rangs und aller damit verbundenen Rechte.
Es war eine mutige Geste.
»Vielleicht später, Major
General Dev«, sagte Namatjira sanft.
Dev schob den Säbel zurück in
die Scheide. Der Lord-kommandant kam nach vorn, woraufhin die versammelten
Offiziere sofort eine Gasse bildeten. Er schritt in ihrer Mitte durch den Saal
und steuerte auf die Fenster am anderen Ende des Saals zu. Seine Lucifers
folgten ihm, und auch der Thylacene ging mit, ein Geschöpf so schlank wie ein
Windhund. Die Zunge hing seitlich aus dem langen, räuberischen Maul.
»Acht Monate«, begann
Namatjira, während er den Saal durchquerte. »Wir haben uns acht Monate lang auf
dieser Welt gequält, und trotzdem versetzen uns diese Bastarde mit ihren
Zauberkünsten in Verwirrung. Ich dachte, der Durchbruch wäre geschafft, als Tel
Utan fiel. Ich dachte, wir würden endlich unserem Gegner den Sieg aus den toten
Händen reißen können. Aber jetzt das. Dieser Unsinn. Es ist, als hätten wir
einen Schritt nach hinten getan. Nein, gleich ein ganzes Dutzend Schritte. Es
kommt einem vor, als würde dieser verdammte Krieg gerade erst anfangen, und bei
Terra, er hat uns jetzt schon genug gekostet. Unser Blut, unsere Männer, unsere
Zeit. Das sind Barbaren! Das hier hätte nach zwei Wochen erledigt sein müssen!«
Auf halbem Weg durch den Saal
blieb er stehen. Auch die Lucifers stoppten und schauten stur geradeaus. Der
Thylacene zog einmal fest an der Leine, dann setzte er sich hin. Namatjira
drehte sich langsam um und ließ seinen Blick über die zu beiden Seiten
stehenden Offiziere schweifen.
»Mir wurde vor kurzem das
Privileg zuteil«, sagte er ernst, »mit dem Ersten Primarchen sprechen zu
können. Weiß einer von Ihnen, wo sich Lord Horus derzeit aufhält?«
Niemand antwortete.
»Ich werde es Ihnen sagen«,
fuhr er fort. »Der große Lupercal kämpft momentan auf einem Felsbrocken mit Namen
Ullanor. Er steht dort an der Seite des Imperators, an der Seite unseres
strahlenden Imperators, und sie führen gemeinsam zum Wohl unserer Zukunft gegen
die Grünhäute Krieg. Die bestialischen Kreaturen haben sich in einer bislang
noch nicht dagewesenen Zahl zusammengerottet, und der Imperator hat sich ihnen
auf direktem Weg gestellt. Können Sie sich das vorstellen? Ullanor könnte sich
als das wichtigste Gefecht in der gesamten Geschichte unseres neuen Imperiums
entpuppen. Vielleicht werden wir in Zukunft Ullanor als den entscheidenden Sieg
des Kreuzzugs bezeichnen, als den Moment, da der Mensch seinen
Herrschaftsanspruch über die Leere bestätigte, als den Moment, in dem die Xenos
den Schwanz einzogen und für immer die Flucht antraten.«
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