DGB 07 - Legion
monströsen Leib und verschmolzen zu einem
Inferno, das zu grell war, um es betrachten zu können. Der brennende Körper
zuckte hin und her und brachte die Fassaden der Häuser zu beiden Seiten zum
Einsturz.
Eine erstickende Staubwolke
stieg in der engen Straße auf und breitete sich schnell aus. Grammaticus verlor
Herzog und Shere aus den Augen. Er lief los. Hinter ihm klang der Todeskampf
des brennenden Drachen, als würde er die gesamte Stadt in Schutt und Asche legen.
Grammaticus rannte einfach
weiter und drehte sich nicht um.
Fünf
Mon Lo Harbour,
drei Tage später
»WARUM SCHREIT DIESE STADT?«,
fragte Namatjira. Niemand konnte ihm darauf antworten, und auch seine nächste
Frage blieb im Raum stehen. »Warum verwandelt sich diese Offensive in eine
hoffnungslose Farce? Weiß das jemand? Ja?«
Die hochrangigen Offiziere des
Imperialen Regiments an der Front von Mon Lo rutschten unbehaglich auf ihren
Stühlen herum.
Namatjira hatte sie im größten Saal
des Terrakottapalasts zusammenkommen lassen, und allen war der Missmut des
Mannes nur zu deutlich bewusst. Immerhin war Lordkommandant Namatjira für sein
cholerisches Temperament bekannt.
Außerdem konnte er die beste
Bilanz aller Kommandanten des Großen Kreuzzugs vorweisen: einhundertdrei erfolgreiche
Feld-züge, davon die letzten vierundzwanzig als Befehlshaber der 670.
Expeditionsflotte. Nurth hätte der fünfundzwanzigste Triumph dieser Expedition
sein sollen, die Welt wäre damit offiziell als Sechs-Siebzig Fünfundzwanzig
bezeichnet worden als die fünfundzwanzigste Welt, die von der 670. Flotte unterworfen
worden war.
Das schien nun ernsthaft in
Gefahr.
Namatjira war ein großer,
erschreckend attraktiver Mann, der die heroischsten Attribute besaß — unter
anderem die erhabenste klassische Statur, dazu eine so schwarze Haut, dass sie
einen rauchigen Glanz aufwies. Er trug einen Gehrock aus Chrom-panzerplatten über
einer tiefblauen Uniform, dazu schwarze Reitstiefel mit verzierten und
verchromten Sporen. Ein bis zum Boden reichender Mantel aus bemalter Seide hing
über einer Schulter, und ein Soldat, der rechts von ihm stand, trug seinen
Pelz-Tschako mit einer Ehrfurcht, wie sie für gewöhnlich einem heiligen Relikt
entgegengebracht wurde.
Der Soldat war ein Veteran der
gefürchteten Lucifer Blacks, die ihren Namen den kohlenstaubschwarzen Samtmänteln
und den pechschwarzen Rüstungen verdankten. Die Lucifers — eine auf Ischia
großgezogene Elitebrigade, so alt und gefeiert wie die Byzant Janizars oder die
Sidthu Barat — galten als so gut wie ausgestorben. In den letzten Jahren der
Vereinigungskriege waren sie des größten Teils ihrer Kraft beraubt worden, und
da es ihnen an der strukturellen Widerstandsfähigkeit der Geno Chiliad fehlte,
hatte man einen Wiederaufbau nicht in Angriff genommen.
Während des Kreuzzugs hatten
sie eine zeremonielle Rolle übernommen und gaben das Gefolge für herausragende
Kommandanten wie Namatjira.
Fünf weitere Lucifers standen
hinter dem Lordkommandanten, jeder hatte eine Hand auf den Knauf seines Säbels
gelegt. Einer trug eine Standarte, an der die zahlreichen verliehenen
Lorbeerkränze und die aus Blattgold gestanzten Sonnenscheiben hingen, die für Namatjiras
zahlreiche Siege standen. Ein anderer hielt die goldene Leine des
Schoß-Thylacenen von Lordkommandant Namatjira, einer stattlichen, geschmeidigen
Bestie mit gepunktetem und gestreiftem mahagonifarbenen Fell.
»Weiß das jemand?«, fragte
Namatjira erneut.
Im Saal hatten sich fast
hundert hochrangige Offiziere und Uxoren eingefunden, die Befehlshaber über die
bei Mon Lo eingesetzten Streitkräfte, die sich auf gut eine Dreiviertel Million
Mann beliefen. Die zwei Dutzend Uxoren repräsentierten die Geno Five-Two und
standen mit ernster Miene zwischen diversen, in Galauniform erschienenen
Offizieren des Zanzibari Hort, des Crescent-Sind Sixth Torrent, der Regnault Thorns,
der Outremars sowie einer Ansammlung von Nachschubeinheiten. Niemand schien
gewillt, auf die Frage eine Antwort zu liefern.
Im hinteren Teil des Saals
hielt sich Honen Mu auf, die den Lordkommandanten aufmerksam beobachtete. Sie
war erst tags zuvor in Mon Lo eingetroffen und hatte ihre Geno-Streitkräfte
mitgebracht, da die nach dem Abschluss der Offensive gegen Tel Utan ohne
Aufgabe war. Sie hatte es gerade noch zeitig geschafft, nach Mon Lo zu kommen,
um mitzuerleben, in welches Desaster sich diese Offensive verwandelte.
Dementsprechend dankbar war sie dafür,
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