DGB 07 - Legion
das
kurze Schwert zur Seite, kniete nieder und streckte seine linke Hand Namatjira
entgegen. Blut tropfte aus der tiefen Schnittwunde auf den Sand.
»Angesehener Lord«, sagte er,
wobei er das Kinn gegen seine Brust drückte.
»Würdiger und berufener Herr
über die Sechshundertsiebzigste Expedition, ich überantworte Ihnen meine Truppe
und erkläre meine Treue, indem ich Sie als den Stellvertreter unseres geliebten
Imperators auf diesem Kriegsschauplatz anerkenne. Es ist mir eine Ehre, die
Kraft der Alpha-Legion Ihrer Streitmacht hinzuzufügen. Gemeinsam mögen wir unseren
Feind auslöschen. Um das zu erreichen, biete ich meinen Tribut in Blut an.«
Namatjira breitete alle sechs
Arme aus und ließ sich von den Lucifers die Waffen abnehmen. Einer von ihnen
zog ihm auch den goldenen Handschuh aus, der seine echte linke Hand bedeckte.
Dann trat er vor, und die
Sklaven ließen das lange Cape los, so dass es hinter ihm im Wind flattern
konnte. Mit der bloßen linken Hand fasste er in eine der Dornen auf Karshs
Rüstung, streckte den Arm aus und griff nach der Hand, die der kniende Astartes
ihm hinhielt. Sie pressten die blutenden Handflächen aufeinander und hielten
sich fest.
»Ich nehme Ihren Tribut
entgegen«, erwiderte der Lord-kommandant, »und ich antworte mit meinem eigenen
Blut. Die Expedition ist erfreut darüber, dass Sie sich uns anschließen.
Willkommen. Ich bin Namatjira, und dies ist mein Schwur. Für den Imperator.«
Sie lösten ihre Hände
voneinander, und der Astartes erhob sich.
Als er stand, überragte er den
Lordkommandanten deutlich.
»Ich bin Alpharius. Für den
Imperator, mein Lord.«
»Ach, bist du das wirklich?«,
murmelte Grammaticus, der aus zwei Kilometern Entfernung durch ein
Hochleistungsfernglas von einem Flachdach im Küchenbereich des Terrakottapalasts
das Zusammentreffen beobachtete. Er kauerte auf dem Dach, um nicht von den Palastwachen
entdeckt zu werden, außerdem sorgte ein Störsender an seinem Gürtel dafür, dass
weder die Feldsensoren noch die verteilt positionierten Waffenservitoren auf
ihn auf-merksam wurden.
Sein Fernglas war
Qualitätsarbeit der Eldar, ebenfalls ein Ge-schenk von der Kabale. Es übertrug
die Bilder in sein Auge, als würde er gleich neben Namatjira stehen.
Was die Leute sprachen, konnte
er auf diese Entfernung natürlich nicht hören, doch wie jeder hochrangige
Logokine war auch er in der Lage, von den Lippen zu lesen.
Ich bin Alpharius. Für den
Imperator, mein Lord.
Grammaticus' Wahrnehmung war so
gut und so spezialisiert, dass er anhand der Lippenbewegungen sogar einen
Akzent erkennen konnte. »Alpharius« unterhielt sich in gewöhnlichem
Niedergotisch mit einer Betonung auf den mittleren Silben von Alpharius und
Imperator, was auf eine gedrosianische oder cyrenaicanische Grundeinfärbung
hindeutete. Die Lippenbewe-gungen ließen aber etwas der Mars-Schwarmsprache
Ähnliches oder sogar Odrometiccanisches vermuten.
Die Kabale hatte ihn umfassend
informiert, jedoch gab es insofern ein Problem, als über den letzten Primarchen
so gut wie nichts bekannt war. Im Gegensatz zu den anderen Primarchen hatte
Alpharius nie öffentlich den Namen seiner Heimatwelt genannt.
Hinzu kam, dass kein
offizielles Porträt von ihm existierte.
Die Kabale hatte zwar eine
Vielzahl an Darstellungen zusam-mengetragen, doch die waren so widersprüchlich,
dass man meinen konnte, Alpharius müsse über mehrere Köpfe verfügen.
Das Gesicht, das Grammaticus
jetzt durch das Fernglas zu sehen bekam, ähnelte zumindest einigen historischen
Bildern. Es war eine gewisse Ähnlichkeit mit den Gesichtszügen von Horus Lupercal
und denen des Imperators festzustellen, was einen Sinn ergab, wenn die Theorie
vom Gen-Vermächtnis zutraf.
Selbst aus dieser Entfernung
konnte Grammaticus Größe und Masse des Manns exakt einschätzen. Das von ihm
beobachtete Wesen war deutlich größer als Herzog und Pech, den beiden
aufrichtigen Alphas, denen er in Mon Lo begegnet war.
Vielleicht, ja, vielleicht war er der echte Alpharius.
Der Gedanke an Mon Lo ließ in
ihm unwillkürlich Angst aufsteigen, seine Hände zuckten und zitterten. Seit
seiner Flucht hatte ihn der Drache in seinem Geist und in seinen Träumen
verfolgt. Natürlich fürchtete er sich nicht vor ihm, weil er Drache war,
oder zumindest fürchtete er sich nicht stärker davor als jedes andere rationale
menschliche Wesen. Was ihm Angst machte, war das, wofür der Drache stand.
Er brachte seinen Geist zum
Verstummen, da er
Weitere Kostenlose Bücher