DGB 07 - Legion
seines obersten Bashaw zu stellen,
eines Mannes, den Soneka nur als den »bescheuerten Strabo« kennenlernte — und
zwar durch Sätze wie: »Ich hoffe, dieser bescheuerte Strabo bewahrt einen
kühlen Kopf.« Oder: »Geliebtes Terra, sorg dafür, dass dieser bescheuerte
Strabo nicht meine Jungs umbringt.«
»Du machst dir zu viele
Gedanken, Dimi«, sagte Soneka zu ihm.
»Ach ja? Dann würde es dich
also nicht stören, deine Truppe deinen Bashaws anzuvertrauen?«
Soneka konnte mit ihm
mitfühlen. Wegen der vernichtenden Attacke auf die Dancers hatte sich die
gesamte Kompanie nach Visages zurückziehen dürfen, die Verletzten ebenso wie
die Unversehrten. Shiban dagegen war mit gut dreißig verletzten Clowns nach
Norden geschickt worden, während der Rest seiner Truppe weiter an Kämpfen
teilnahm. Soneka fragte sich, wie es ihm selbst ergangen wäre, hätte er die
Dancers Lon überlassen müssen.
Er vertraute Lon sein Leben an,
und das galt auch für Shah und Attix, für alle Bashaws der Dancers, dennoch
konnte er Shibans Unruhe gut verstehen.
Sie saßen mit hochgelegten
Füßen unter einer Markise, die die Spätnachmittagssonne eines endlosen
Nachmittags abhielt. Dabei spielten sie das Kopfspiel, einen von ihnen selbst
ausgedachten Zeitvertreib.
Ein Mann kam die staubige
Schräge hinauf zu ihnen gelaufen, ein Clown mit nacktem Oberkörper. Sein
Gesicht war gerötet, und er schwitzte durch zu viel Anstrengung in der Sonne. Vor
den beiden Offizieren blieb er stehen und salutierte. »Meine Herren.«
»Hallo Jed«, sagte Shiban.
»Dann lassen Sie mal sehen.«
Der Clown hielt ihnen einen
Diorit-Kopf hin, abgestoßen und unvollständig, in etwa der Größe einer Grapefruit
entsprechend.
Soneka sehnte sich sehr nach einer
Grapefruit.
Shiban sah Soneka an, der
nachdenklich eine Augenbraue hoch-zog.
»Legen Sie ihn hin, Jed«,
forderte Shiban ihn auf. Keuchend ging der Clown über den heißen Sand vor der
Terrasse, an einer Reihe von in der Sonne liegenden Köpfen bückte er sich. Sie
waren in aufsteigender Reihenfolge angeordnet, Saatkorn- und Erbsengroße am einen,
Faust- bis Apfelgröße am anderen Ende. Der Kopf, den Jed gebracht hatte, war
unübersehbar der größte, und entsprechend triumphierend legte er ihn am Ende
der Reihe ab.
»Ein Punkt für die Clowns«,
sagte Shiban.
Soneka nickte gnädig.
»Nehmen Sie sich einen Becher,
Jed«, bot Shiban ihm an, woraufhin der Clown angelaufen kam, um sich gekühlten
Wein einzuschenken.
Shiban holte eine Prise aus seinem
goldenen Kästchen, zog Luft durch die Nase ein und lehnte sich nach hinten.
Seufzend erklärte er: »Das Lho ist gut, aber mir fehlt die Gefechtsmischung.«
Soneka nickte zustimmend.
Shibans Gesicht erinnerte an
das eines Affen, volle, dichte Augenbrauen, die ausgeprägte Oberlippe und eine
dickliche Nase.
Seine Stirn war ausgesprochen hoch,
das lange weiße Haar fiel einem Wasserfall gleich ins Genick. Die
Schrapnell-Wülste am Hals und auf der Brust waren etwas, das man nicht so
leicht ignorieren konnte.
Die warzengleiche Masse hatte
etwas durchaus Faszinierendes an sich. Die Sanitäter hatten einige von ihnen
abgesaugt, aber was den Rest anging, empfahlen sie abzuwarten, da der Körper
sie mit der Zeit von selbst abstoßen würde. So sah er aus, als sei er mit
dicken Blasen übersät.
Wie er Soneka berichtet hatte,
war Shiban auf einen Trupp Nurthener gestoßen, die damit beschäftigt gewesen waren,
Bomben zu legen. Während des anschließenden Feuergefechts hatten die Nurthener
die Bomben gezündet, sich selbst dadurch getötet und Shiban sowie dessen
Männern Verletzungen zugefügt. Einige der Stücke unter seiner Haut waren
organischer Natur, bei manchen handelte es sich um Knochen der Nurthener.
»Ich habe gehört, dass bei Mon
Lo gekämpft wird«, erklärte Shiban unvermittelt.
»Ja, das ist mir auch zu Ohren
gekommen«, stimmte Soneka zu.
Ein anderer Mann kam zu ihnen
gelaufen. Olmed, ein Dancer.
Er hielt Soneka den gefundenen
Kopf hin.
»Legen Sie ihn ab«, sagte
Soneka. Olmed ging zur Reihe. Sein Diorit-Kopf war größer als alle übrigen —
ausgenommen der eine, den der Clown soeben hergebracht hatte.
»Schiedsrichter!«, rief Shiban.
Der Munitorum-Adjutant trat aus
dem kühlen Schatten der Türöffnung im Terrakotta-Bauwerk hinter ihnen hervor
und machte eine leidende Miene. Die beiden Hetmen hatten ihn den ganzen
Nachmittag über immer wieder zu sich gerufen, und diesmal brachte er das
digitale Maßband mit, ohne dass sie
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