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DGB 08 - Am Abgrund

DGB 08 - Am Abgrund

Titel: DGB 08 - Am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Counter
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des Alls, das
gefräßige Vakuum, die durstige Leere, von der er immer gewusst hatte, dass sie
ihn eines Tages verschlingen würde. Im Warp waren Gedanken so real wie die
Berge von Enceladus.
    Eine Seite der Brücke brach
weg, die Luft entwich mit lautem Knall und riss die Leichen der Crew mit sich.
Einer der Körper war noch gar nicht tot, und in einem Winkel seines Verstands
wurde Ulargo bewusst, dass ein anderes menschliches Wesen im Sterben lag.
    Dann sah er den Warp jenseits
der Feuerklinge .
    Titanenhafte Massen an
Emotionen, die sich bis in die Unendlichkeit erstreckten und die er nicht mit seinen
Augen, sondern mit dem Geist sah. Tosende weißglühende Berge der Leidenschaft,
ein Ozean der Trauer, der durch Höhlen des Elends verlief und das Gift der Wut
in sich trug.
    Der Hass war ein ferner Himmel,
der sich erstickend auf den Warp drückte. Liebe war eine Sonne. Die Finger, die
die Hülle der Feuerklinge wegrissen, waren Finger der Boshaftigkeit.
    Es war wunderbar. Ulargo war
von diesem Anblick erfüllt. Nein, nicht von dem Anblick, sondern von der puren
Erfahrung, denn der Warp bestand nicht aus Licht, sondern aus Gefühlen, und
diese Gefühle zu erleben, das sprach die grundlegendsten Bereiche seiner Seele
an. Der Himmel des Hasses teilte sich, und ein gähnender Mund öffnete sich über
Ulargos Seele. Zähne aus Zorn säumten dieses Maul, dahinter lag eine schwarze
Masse, die in einer Grube voller Ungeziefer brodelte. Es war Schrecken in
seiner reinsten Form.
    Überall öffneten sich Münder.
Geistlose Objekte wie Haie aus boshafter Schadenfreude glitten zwischen den
Gewitterwolken der Leidenschaft umher. Sie schnappten nach den Seelenpartikeln
der Crew der Feuerklinge , Zähne wie Messer fraßen sich durch das, das
von ihrem Verstand verblieben war.
    Sogar die Liebe wandte sich
gegen sie und erfüllte sie in den letzten Momenten ihrer Existenz mit einer
verheerenden Sehnsucht nach all den Dingen, die sie niemals besitzen würden,
und mit grässlicher, alles verzehrender Trauer um alles, was ihnen je gehört
hatte, was sie aber nie wiedersehen würden.
    Das Maul senkte sich auf Ulargo
herab, Zähne schlossen sich um ihn, und eine schreckliche Kälte bohrte sich
durch ihn hindurch. In diesem Augenblick wusste er, es war die Reinheit des
Todes.
    Die sich windende Masse
brodelte hoch. Die letzten Reste seines körperlichen Selbst zuckten zurück, als
sich Würmer ihren Weg in eine Nase und einen Mund bahnten, die längst nicht
mehr existierten.
    Der Warp wurde dunkel, und
Ulargo ertrank in Angst.
     
    Admiral Kaminska erreichte die
Brücke und fand ihre Crew mit schneeweißen Gesichtern an ihren Stationen
sitzend vor. Cestus war unmittelbar vor ihr eingetroffen. Ernst und
nachdenklich lauschte er dem Notruf, der wieder und wieder von der Feuerklinge über Schiff-zu-Schiff Kom gesendet wurde.
    »Hier ... Ulargo ... Feuerklinge
... im Transit beschädigt ... bitten um Andock... Reparaturen ...«
    »Unmöglich«, sagte Kaminska,
die spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich, während aus dem Kom die
Stimme eines Mannes ertönte, der ihrer Meinung nach längst tot war.
»Kom-Verkehr ist im Warptransit nicht möglich.«
    »Admiral, die Feuerklinge behauptet, sich querab von unserer Backbordseite zu befinden«, meldete
Steuermaat Kant, der weitere Übertragungen verfolgte.
    Unwillkürlich sah Kaminska zum
Fenster, wo sie trotz der schimmernden, vom Geller-Feld verursachten
Interferenzen Ular-gos Schiff ausmachen konnte, das vom ursprünglichen Kontakt
mit der Tosender Abgrund zwar ein wenig mitgenommen, davon abgesehen
aber in guter Verfassung war.
    Der gesunde Menschenverstand
rang mit den Gefühlen, die ihr Herz verspürte. Ulargo war ein Kamerad. Kaminska
hatte ihn für tot gehalten, und nun ergab sich die Gelegenheit, ihn zu retten.
    »Lotsen Sie ihn sofort zu
unserem Dock.«
     
    Huntsman hatte die Gestalt in
einem Komplex aus Korridoren auf dem Achterdeck drei der Streitbar in
einen Gang gejagt, der in einer Sackgasse endete. Türen säumten die scheinbar
endlosen Korri-dore, durch die man in weitere Quartiere und in Abständen auch
in Isolationszellen gelangte.
    Als er sich langsam näherte und
die Gestalt mit seiner Lumen-Lampe anleuchtete, fiel ihm auf, dass der Mann die
Wand vor ihm ansah. Jetzt konnte er auch deutlicher die Kleidung erkennen, die
tatsächlich einer Deckuniform der Feuerklinge entsprach.
    »Halt«, forderte er den
Unbekannten auf und vergewisserte sich mit einem flüchtigen Blick

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