DGB 08 - Am Abgrund
ich in der Lage sind, den Warp zu
begreifen. In seinen uner-gründlichen Tiefen existieren Dinge, die älter sind
als die Zeit in der Form, wie wir sie kennen.«
Mhotep hielten einen Moment
lang inne, als müsse er über irgendetwas nachdenken.
»Sehen Sie sie, Sohn des
Guillaume?«, fragte er immer noch in seiner meditativen Pose befindlich. »Sehr
schön.«
Cestus folgte dem Blick des
Thousand Son durch das Fenster, konnte dort aber nur den Schimmer der
Integritätsfelder und die bizarre, wabernde Landschaft des Warp erkennen.
»Lassen Sie mich nicht
bedauern, was ich zu tun beabsichtige, Mhotep«, warnte er ihn und war froh
darüber, dass er von seinen Schlachtenbrüdern begleitet wurde.
Der Hauptmann der Ultramarines
hatte bereits die Wachleute vor der Zellentür weggeschickt, die diesem Befehl
mit großer Erleichterung nachgekommen waren. Wachen zu postieren, war ohnehin
eine überflüssige Geste gewesen, denn Mhotep hätte die Zelle jederzeit
verlassen können. Die Tatsache, dass er es nicht getan hatte, linderte in
gewisser Weise das, was Cestus sagen wollte.
Zumindest bis zu dem Moment, da
Mhotep ihm zuvorkam.
»Sie wollen mich freilassen.«
Es war keine Frage.
»Ja«, entgegnete Cestus
verhalten. »Wir haben einen Gefangenen an Bord, und uns bleibt nur noch wenig Zeit,
das herauszufinden, was er weiß.«
»Ich nehme an, konventionelle
Methoden haben versagt, richtig?«
»Ja.«
»Kein Wunder. Von allen Kindern
des Imperators ist die Siebzehnte Legion die eifrigste und leidenschaftlichste.
Simple Folter kann bei diesem Fanatismus und Eifer keine Wirkung zeigen.«
»Wir benötigen einen anderen
Ansatz, den ich zwar lieber nicht wählen würde, allerdings bleibt mir keine
andere Wahl.«
Mhotep stand auf, schob die
Kapuze nach hinten und drehte sich zu Cestus um. »Ultramarine, es ist nicht
nötig, dass Sie mich von Ihrem Widerwillen in Kenntnis setzen. Ich bin sicher,
aus der Schilderung der Ereignisse des heutigen Tages wird für jeden
ersichtlich werden, dass Sie diese Entscheidungen unter immensem Druck
getroffen haben — falls man mit Blick auf die derzeitige Lage überhaupt
erwarten kann, dass solche Aufzeichnungen jemals von irgendwem studiert
werden«, sagte er gefällig und lächelte sogar für einen kurzen Moment, bis
seine Miene wieder gänzlich unbeteiligt wirkte.
»Ich weiß nicht, über welche
Kräfte Sie verfügen, Bruder«, sagte Cestus. »Eigentlich war es meine Absicht,
Sie vor Gericht zu stellen und Sie diese Frage beantworten zu lassen, doch wie
es aussieht, haben uns die Ereignisse überholt.«
»Das ist wohl wahr«, stimmte
Mhotep ihm zu.
»Ich bin von meiner Pflicht so
gerührt wie Sie, Ultramarine. Wenn Sie mich freilassen, werde ich mit aller
Macht kämpfen und meine ganze Kraft dieser Sache widmen.«
Cestus nickte. Seine ernste
Miene verriet seine widerstreitenden Gefühle — das Entsetzen darüber, sich den
Erlassen des Imperators zu widersetzen, auf der einen Seite — und auf der
anderen Seite die Notwendigkeiten, die die Situation von ihm verlangte.
»Legen Sie Ihre Rüstung an«,
forderte er ihn auf.
»Bruder Excelinor und Bruder
Amryx werden Sie zur Isolations-zelle begleiten.« Cestus wandte sich ab und
wollte eben mit Laeradis weggehen, da meldete sich Mhotep noch einmal zu Wort.
»Was ist mit dem Sohn des Russ?
Wie wird er auf meine Befreiung reagieren?«
Der Ultramarine hatte immer
noch Brynngars lautstarke Proteste im Ohr. »Lassen Sie das mal meine Sorge
sein.«
Als Excelinor und Amryx mit
Mhotep im Schlepptau vor der Isolationszelle eintrafen, warteten Cestus und
Laeradis bereits.
Brynngar und Rujveld waren
schon davongestürmt, nachdem der Hauptmann der Space Wolves seinem Missfallen
ohrenbetäubend laut Ausdruck verliehen hatte.
Als sich seine Schlachtenbrüder
ihm näherten, nickte Cestus ihnen zu. Die beiden Ultramarines erwiderten die
Geste und stellten sich zu ihrem Hauptmann.
»Der Gefangene ist da drin«,
sagte er zu Mhotop, der vor der Tür stehen geblieben war. »Benötigen Sie
Laeradis' Unterstützung?«
»Sie können Ihren Chirurgen in
sein Quartier zurückschicken«, antwortete der Thousand Son, während er die Tür
fixierte, als könnte er durch den Stahl hindurchsehen.
Cestus nickte dem Apothekarius
zu, um anzudeuten, dass er vorläufig nicht benötigt wurde.
Laeradis war nicht anzusehen,
ob er Mhoteps Bemerkung als Beleidigung empfunden hatte. Stattdessen salutierte
er knapp und machte sich auf den Weg zu seinem
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