DGB 08 - Am Abgrund
jetzt lag der intensive Geruch nach
Kupfer und Schweiß in der Luft.
»Gibt es bereits
Erkenntnisse?«, fragte er Laeradis, der am Rand stand. Als er sich zu seinem
Bruder-Hauptmann umdrehte und salutierte, war sein Gesicht kreidebleich.
»Nicht im Geringsten«, zischte
er.
»Gar nichts?«, wunderte sich Cestus.
»Er hat keinerlei Informationen
preisgegeben?«
»Nein, Milord.«
»Brynngar?«
»Dein Apothekarius hat Recht«,
brummte der Space Wolf, der Cestus den Rücken zuwandte. Ihm war anzusehen, wie
angestrengt er atmete, und als er sich schließlich umdrehte, wirkte er
sichtlich abgekämpft. Bart und Oberkörper waren mit Blutspritzern übersät,
seine fleischigen Fäuste wund.
»Lebt er?«, fragte Cestus mit
einem Anflug von Sorge, die allerdings nicht dem Wohl des Gefangenen galt,
sondern der Möglichkeit, sie könnten mit ihm ihre einzige Informationsquelle
verloren haben.
»Er lebt«, antwortete Brynngar.
»Aber bei den Ozeanen von Fenris, der Bursche ist schweigsam. Er hat nicht mal
seinen Namen verraten.«
Einen Augenblick lang sah
Cestus alle Hoffnung schwinden. Die Zeit lief ihnen davon. Wie viele
Warpsprünge noch, bis sie Macragge erreichten? Wie viele Gelegenheiten würde
sie noch bekommen, um die Word Bearers aufzuhalten? Es war irrational zu
glauben, dass ein einziges Schiff — selbst eines von der Größe der Tosender Abgrund — eine Bedrohung für Macragge und die Legion sein sollte. Sicher musste die
Flotte im Orbit um die Heimatwelt der Ultramarines genügen, um es aufzuhalten,
von Guillaume und der Legion ganz zu schweigen, die bei Calth zusammenkam. Aber
es liefen noch andere Dinge ab, von denen Cestus bislang keine Kenntnis hatte.
Die Tosender Abgrund war nur Teil eines größeren Plans, das spürte er.
Sie mussten diesen Word Bearer zum Reden bringen, und zwar schnell, damit sie
sich einen Weg überlegen konnten, der dieses Schiff von seinem Kurs abbringen
würde.
Körperlich war Brynngar
vermutlich der erschreckendste Astartes, dem er je begegnet war, abgesehen
natürlich von seinem ruhmvollen Primarchen. Wenn er mit all seiner Kraft und
seiner barbarischen Wildheit diesen Verräter nicht brechen konnte, wer dann?
»Es gibt noch eine andere
Möglichkeit«, sagte Cestus auf einmal, als ihm eine Lösung einfiel, die
zugleich einen Kompromiss verlangte, der größer war als jeder andere.
Der Space Wolf sah Cestus an
und kniff die Augen zusammen, während er versuchte, die Antwort des Ultramarine
in dessen Miene zu entdecken. »Sag schon«, forderte er ihn auf.
»Wir lassen Mhotep frei«,
erwiderte Cestus nur. Brynngar brüllte seine Missbilligung heraus.
Mhotep saß in Gedanken
versunken in dem Quartier, dass man ihm an Bord der Streitbar zur
Verfügung gestellt hatte. Wie befohlen hatte er den recht spartanisch
eingerichteten Raum nicht mehr verlassen, seit er nach dem Zwischenfall auf dem
Primärdock hierherverbannt worden war.
Er saß da, seiner Rüstung
beraubt und stattdessen in ein Gewand gekleidet, das ihm Legionsdiener vor
einer Weile gebracht hatten.
In seine Meditation vertieft
war sein Blick auf die spiegelnde Oberfläche des einzigen Fensters gerichtet,
während er die unergründlichen Tiefen des psionischen Raums und der Kom-munion
betrachtete.
Als plötzlich die Zellentür zur
Seite glitt, zeigte sich Mhotep nicht erstaunt. Er war den Fäden des Schicksals
gefolgt, hatte das Netz aus Möglichkeiten gesehen und verstanden, das ihn an
diesen Punkt und zu diesem Zusammentreffen geführt hatte.
»Hauptmann Cestus«, murmelte
der Thousand Son mit einem Hauch von Vorahnung.
»Mhotep«, erwiderte der
Hauptmann, der über das Verhalten des Thousand Son ein wenig erschrocken war.
Er war nicht allein gekommen, sondern hatte Excelinor, Amryx und Laeradis mitge-bracht.
»Der geplante Angriff bei Bakka
Triumveron ist fehlgeschlagen, nicht wahr?«
»Der Feind wusste offenbar von
unseren Absichten. Das ist mit ein Grund, weshalb ich hier bin.«
»Sie glauben, ich kann Ihnen
die Antwort auf dieses Rätsel geben?«
»Ja, das glaube ich«, erwiderte
Cestus.
»Es ist ganz einfach«, erklärte
Mhotep. »Die Word Bearers haben einen Pakt mit den Bewohnern des Warp
geschlossen. Die haben sie vor dem bevorstehenden Angriff gewarnt.«
»Im Empyrean gibt es ein
Bewusstsein?«, fragte der Ultramarine ungläubig. »Warum ist uns davon nichts
bekannt? Wissen die Primarchen etwas darüber? Oder der Imperator?«
»Dazu kann ich nichts sagen.
Ich weiß nur, dass Sie so wenig wie
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