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DGB 08 - Am Abgrund

DGB 08 - Am Abgrund

Titel: DGB 08 - Am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Counter
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schwanden wie ein Pergament, das an eine Flamme
gehalten wurde. »Ich will es hoffen.«
    Kaminska ließ ein paar Sekunden
verstreichen, ehe sie anfügte:
    »Das mit Antiges tut mir leid.
Ich weiß, er war Ihr Freund.«
    Er drehte sich zu ihr um. »Er
war mein Bruder.« Kaminskas Kom-Einheit meldete sich und störte den
sentimentalen Augenblick.
    »Wir haben den Sprungpunkt
erreicht, Hauptmann«, sagte sie.
    »Wenn wir jetzt in den Warp
überwechseln, dann hat Orcadus eine Chance, die Tosender Abgrund wiederzufinden.«
    »Aktivieren Sie den
Warpantrieb«, entgegnete Cestus.
    Sie gab den Befehl, und ein
paar Minuten später durchfuhr ein Zittern die Streitbar , als die
Integritätsfelder eingeschaltet wurden, um das Schiff für den Wiedereintritt in
den Warp bereitzumachen.
     
    Zadkiel betete zu den Toten vor
sich.
    Der Word Bearer hielt sich in
einer der vielen Kapellen auf den unteren Decks der Tosender Abgrund auf, einer bescheidenen, relativ schmucklosen Kammer mit einem schlichten
Schrein, in den die Schriften Lorgars eingraviert waren. Für ein wenig Licht
sorgten Votivkerzen in barock anmutenden Leuchtern. Der Raum, der nicht nur die
Totenhalle des Schiffs darstellte, bot auch Trost und Gelegenheit, sich mit der
Göttlichkeit des Wortes des Primarchen, mit seinen Lehren und der Macht des
Glaubens ebenso zu befassen wie mit dem Warp.
    Beten war eine komplizierte
Angelegenheit. Auf der einfachen, fleischlichen Ebene war es nur ein Strom von Worten,
die von einem Menschen gesprochen wurden. Da wunderte es nicht, dass imperiale
Eroberer ohne Verständnis für das, was Glauben tatsächlich darstellte, Gebete
für etwas hielten, womit primitive Leute die Zeit totschlugen, und sie als
gefährlichen Aberglauben und als Hindernis auf dem Weg zur wahren Erleuchtung
ansahen.
    Sie sahen die heiligen
Schriften und die geweihten Orte, die für sie nichts mit dem Glauben an eine
höhere Ordnung, sondern schlichtweg mit Dummheit, Blindheit und dem Festhalten
an spaltende, bedeutungslose Traditionen zu tun hatten. Sie lehrten die
Imperiale Wahrheit anstelle dieser einfachen Religionen und radierten jeden
Beweis dafür aus, dass auf diesen Welten Glaube existiert und eine wichtige
Rolle gespielt hatte. Manchmal geschah dieses Ausradieren mit Flammen und
Kugeln, doch in den meisten Fällen wurde das von Iteratoren — genialen
Diplomaten und Philosophen — erledigt, die in der Lage waren, ganze Planetenbevölkerungen
umzuerziehen.
    Zadkiel war fest davon
überzeugt, dass der Thron Terras gestürzt werden würde, aber nicht durch die
Kraft der Waffen, über die der Kriegsmeister verfügte, und nicht mal durch die
Warpkreaturen, sondern durch den Glauben. Seine Reinheit würde sich wie ein
heiliger Speer durch das Imperium brennen und die Ungläubigen mitsamt ihren
Götzenbildern der Wissenschaft und der empi-rischen Täuschung in Flammen
aufgehen lassen.
    Er bewegte sich leicht in
seiner knienden Haltung, da er mit einem Mal bemerkte, dass er in der Kapelle
nicht länger allein war.
    »Sprechen Sie«, sagte er leise,
ohne die Augen zu öffnen.
    »Milord, ich bin es, Reskiel«,
antwortete der Sergeant-Kommandant.
    Er konnte das Knarren seiner
Uniform hören, als der Mann sich verbeugte, obwohl er wusste, dass Zadkiel ihn
gar nicht sehen konnte.
    »Ich wollte mich nach dem
Schicksal von Hauptmann Baelanos erkundigen, mein Herr.«
    Nach kurzem Schweigen fuhr er
fort: »Wurde er geborgen?«
    Zweifellos strebte der
ehrgeizige Speichellecker danach, den Platz des verletzten Sturmhauptmanns in
Zadkiels Befehlshierarchie zu ersetzen oder auf andere Weise zu mehr Macht zu
gelangen, um größeren Einfluss auf die Flotte ausüben zu können. Das war für
den Admiral der Word Bearers kein Problem, da er wusste, dass Reskiel leicht zu
manipulieren war. Sein Ehrgeiz übertraf seine Fähigkeiten bei weitem, eine
Tatsache, die sich mühelos nutzen und kontrollieren ließ. Anders als bei Ultis,
dessen jugendlicher Idealismus und Furchtlosigkeit ihn bedroht hatten, war
Zadkiel zuversichtlich, was Reskiels Aufstiegsaussichten anging.
    »Trotz seiner tödlichen
Verletzungen wurde der gute Hauptmann tatsächlich geborgen«, ließ er Reskiel
wissen. »Sein Körper ist in einen Ruhezustand versetzt worden, damit er heilen
kann.« Bei diesen Worten drehte sich Zadkiel um, damit er dem
Sergeant-Kommandanten in die Augen sehen konnte. »Baelanos wird für eine Weile
nicht zur Verfügung stehen, Hauptmann. Das stärkt Ihre Position unter

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