DGB 08 - Am Abgrund
meinem
Kommando.«
»Milord, ich wollte damit nicht
andeuten ...«
»Nein, natürlich nicht,
Reskiel«, unterbrach er ihn und lächelte humorlos. »Aber Sie haben für unsere
Sache gelitten, und ein solches Opfer bleibt nicht unbemerkt. Sie werden
Baelanos' Pflichten übernehmen.«
Reskiel nickte. Der World Eater
hatte ihm die Knochen an einer Seite des Schädels zertrümmert, und nun wurde
sein Gesicht von einem Metallnetz verstärkt, das mit Bolzen in Wange und Kiefer
befestigt war.
»Wir haben an diesem Tag viele
Brüder verloren«, merkte er an und zeigte auf die Astartes-Leichname, die vor
seinem Lord aufgebahrt lagen.
»Sie sind nicht verloren«, gab
Zadkiel zurück. Jeder der getöteten Word Bearers lag auf einer Steinplatte,
bereit, um ihre Rüstung zu entfernen und ihre Gensaat zu bergen. Einer von
ihnen hatte noch die Augen geöffnet und schaute starr zur Decke. Ehrfürchtig
drückte Zadkiel dessen Lider zu. »Sie wären nur verloren, wenn das Wort keinen
Platz für sie hätte.«
»Was ist mit Ultis?«
Zadkiel betrachtete die Toten.
»Er fiel bei Bakka«, log er.
»Und mit ihm der Jüngerzirkel.«
Wütend presste Reskiel die
Lippen zusammen.
»Verdammt sollen sie sein.«
»Wir werden niemanden verdammen,
Reskiel«, fuhr er ihn an.
»Nicht einmal Lorgar würde das
machen. Die Wachhunde des Imperators werden sich selbst verdammen.«
»Wir sollten kehrtmachen und
sie aus dem Normalraum schießen.«
»Sie, Sergeant-Kommandant,
befinden sich nicht in der Position zu sagen, was dieses Schiff tun oder nicht
tun sollte. In der Gegenwart dieser loyalen Brüder werden Sie nicht so tief
sinken, Ihre Aufgabe zu vergessen.« Zadkiel musste nicht lauter werden, um dem
anderen Mann sein Missfallen kundzutun.
»Verzeihen Sie mir bitte,
Admiral. Ich habe ... ich habe viele Brüder verloren.«
»Wir alle haben irgendetwas
verloren. Es stand geschrieben, dass wir erst viel verlieren werden, bevor wir
siegreich sein können. Wir sollten auch nichts anderes erwarten. Wir werden uns
nicht auf einen Kampf mit der Streitbar einlassen, weil uns das Zeit
kosten würde, die wir nicht länger erübrigen können. Unsere Mission hängt davon
ab, dass wir den Zeitplan einhalten. Kor Phaeron wird sich nicht verspäten, und
wir auch nicht. Außerdem bleiben uns noch andere Möglichkeiten, was die Streitbar angeht.«
»Meinen Sie Wsoric?«
Zadkiel ballte die Faust, da er
einen Moment lang seine Gefühle nicht unterdrücken konnte.
»Es ist nicht angemessen,
seinen Namen hier zu erwähnen. Bereiten Sie die Kathedrale vor, um ihn zu
empfangen.«
»Selbstverständlich«, sagte
Reskiel rasch.
»Und der überlebende Astartes?«
»Machen Sie ihn ausfindig, und
dann töten Sie ihn«, wies Zadkiel ihn an.
Reskiel salutierte und verließ
die Kapelle.
Als Zadkiel Gewissheit hatte,
dass der Sergeant-Kommandant tatsächlich gegangen war, gestikulierte er in
Richtung der Schatten, aus denen ein heimlicher Gast hervortrat.
Magos Gureod schlurfte in den
Lichtschein der Votivkerzen, bei jedem Schritt klickten Mechadendriten wie die
Beine von Insekten.
»Haben Sie Baelanos in Empfang
genommen?«, fragte der Admiral.
Der Magos nickte. »Es ist alles
vorbereitet, Milord.«
»Dann beginnen Sie sofort mit
seiner Wiedergeburt.«
Gureod verbeugte sich und
verließ ebenfalls die Kapelle.
Jetzt, da er tatsächlich ganz
allein war, betrachtete Zadkiel abermals die vor ihm aufgebahrten Leichen. In
einem anderen Raum befanden sich die feindlichen Astartes, die im Maschinenraum
und in der Kathedrale getötet worden waren, zusammen mit den zahlreichen
anderen ums Leben gekommenen Besatzungsmitgliedern der Streitbar , von
denen niemand geweiht werden würde. Selbst wenn sie diese Ehre hätten erhalten
können, wäre sie ihnen versagt geblieben, da sie nicht verstanden, was Gebete
und Glauben bedeuteten. Sie würden niemals einen Platz im Wort erhalten. Sie
hatten es nicht verdient.
Diese Astartes, diese erklärten
Feinde von Lorgar, waren die Einzigen, die wahrhaft als verloren bezeichnet
werden konnten.
Eine Stunde nach Eintritt in
den Warp begab sich Cestus zu den Isolationszellen. Als er dort eintraf, befand
sich Rujveld immer noch pflichtbewusst auf seinem Posten. Diesmal jedoch ging
er sofort zur Seite, ohne dass Cestus ihn erst noch dazu auffordern musste. Ihm
war ganz offensichtlich klar, dass der Ultramarine keine Form von Widerstand
dulden würde.
In der Zelle war es immer noch
düster wie bei seinem letzten Besuch, doch
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