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DGB 09 - Mechanicum

DGB 09 - Mechanicum

Titel: DGB 09 - Mechanicum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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gelesen
und übertragen hatte — was ihr jetzt so erschien, als hätte sie das in einem
früheren Leben mitgemacht —, und die sie nun niemals zu sehen bekommen würde: die
Ozeane von Laeran, die großen Klippen von Charo, die Planetenwälder von Ae. Eine
Million Wunder, die die Expeditionsflotten tagtäglich erfahren konnten.
    Und sie würde auch niemals etwas
mehr erfahren über den Karneval des Lichts auf Sarosh, über mitreißend
lebendige Geschichten von Schlachten wie dem Sieg auf Mord, über die
Vernichtung der Hexengilde. Ebenso würde sie nicht mehr miterleben, welche
Gemälde Leland Roget, welche Kompositionen Jeacon Paul und welche Skulpturen
Delafour noch erschaffen sollten. Auch würde sie keine neuen Gedichte von
Ignace Karkasy lesen können, die ihr trotz des manchmal aufgeblasenen Tonfalls
sehr ans Herz gewachsen waren.
    So zu sterben, war einfach
unwürdig, und die Ungerechtigkeit des Ganzen sträubte sich gegen das grausame
Schicksal, das sie an diesen Ort hier geführt hatte.
    Sie schloss die Augen, ihre
Angst vor der Dunkelheit war mit einem Mal verschwunden, als diese neue,
unmittelbare Bedrohung aufgetaucht war. Im Angesicht des Todes erwachte ihr
Verlangen zu leben, und ihre Verbindung zum Äther drängte jeden bewussten
Gedanken zur Seite. Dalia ließ ihren Geist wandern, bis er sich außerhalb ihres
Körpers befand — ganz so, wie es geschehen war, als sie gesehen hatte, wie der
Akashische Leser aufgebaut sein musste. Doch diesmal drang sie dabei noch
weiter und tiefer vor.
    Diesmal sah sie in das Herz der
Kaban-Maschine.
    Die Verbindung bestand nur für
den Bruchteil einer Sekunde, doch dieser Moment genügte, um die Essenz ihrer
Existenz zu erkennen.
    Sie sah goldene Linien, die zu
einem leuchtenden Netz zusam-mengefasst waren, jeder Strang eine Antwort auf eine
Frage, die sie noch gar nicht gestellt hatte. In diesem Reich der Sinne sah sie
das Licht, das den Verstand der Kaban-Maschine darstellte, eine schmutzige,
verderbte Welt aus künstlich geschaffenen Synapsen und Neuronen.
    Der Auspex der Maschine kroch
über das Wrack wie ein unsichtbarer Schwarm hungriger Spinnen, und ihre Haut
kribbelte, als sie Millionen Beine über ihren Körper laufen spürte. Die Sinne
der Maschine schnupperten wie ein Jäger, der die Witterung seiner nahrhaften Beute
aufzunehmen versuchte.
    Dalias innere Sicht bohrte sich
in das brennende Herz des Bewusstseins dieser Maschine, staunte über das komplexe
Design, über die komplizierte und großartige Arbeit, über die unendliche
Geduld, die in die Konstruktion einer derart wundersamen Maschine eingeflossen
war. Eine perfekte Verschmelzung von organischen und künstlichen Komponenten
war zum Einsatz gekommen, um die Kaban-Maschine zu konstruieren, und jedes
Detail zeugte davon, dass dies das wundervolle Genie des Adepten Lukas Chrom
war.
    Sie sah, welches Wunder Chrom
geschaffen hatte, und sie spürte das Entsetzen darüber, was zu tun man diese
Maschine gezwungen hatte, was ihr von ihren Erbauern angetan worden war. Sie
hatten sie dazu gebracht, einen Mann zu töten, den sie als ihren Freund bezeichnet
hatte. Und dann hatten sie sie etwas so Finsterem und Entsetzlichem ausgesetzt,
dass Dalias schwebendes Bewusstsein vor dieser verstörenden Boshaftigkeit
zurückschreckte.
    Die Erinnerungen der Maschine
bestanden aus Gefühlen und Empfindungen, es waren die Erinnerungen einer neu
geschaffenen Intelligenz, die so unerfahren war, dass sie nicht erkannte, wie solche
Dinge von den Skrupellosen manipuliert werden konnten.
    Verderbnis befand sich tief im
Kern ihres Bewusstseins wie eine aufgedunsene Spinne in der Mitte eines Netzes,
die ihren blutgierigen Krebs auf alles ausbreitete, was sie berührte.
    Die bloße Idee, eine künstliche
Intelligenz zu erschaffen — seit einem längst vergessenen Zeitalter eine
verbotene Wissenschaft — und sie dann zu pervertieren, damit sie zum
Mordinstrument wurde, war für Dalia ein typisches Beispiel für die verdrehte
Genialität der Menschen.
    Es war eine Maschine, die
selbstständig denken konnte, und ihre erste eigenständige Amtshandlung war es
zu töten.
    Und was sagte das über ihre
Erbauer aus?
    Aller Genialität zum Trotz
handelte es sich aber immer noch um eine Maschine, und damit war sie an die fundamentalen
Prinzipien der Maschinen gebunden. Sie sammelte Informationen, wie es jedes
andere Wesen tat, und das bedeutete, dass die Informations-aufnahme manipuliert
werden konnte.
    Auch wenn die unendlich

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