DGB 09 - Mechanicum
vernünftig.«
Wieder gab Zeth dieses
knisternde, statische Geräusch von sich, das ein Lachen darstellte. »Genau
deshalb habe ich Sie ausgesucht, Dalia. Sie besitzen eine Fähigkeit, von der
ich glaube, dass sie für mich von großem Nutzen sein wird, anderen aber Angst
machen dürfte.«
»Und welche Fähigkeit soll das
sein?«
»Sie begreifen, warum Maschinen
funktionieren«, sagte Zeth. »Sie verstehen die Prinzipien, nach denen sie
funktionieren, und Ihnen ist die Wissenschaft klar, auf der ihre
Funktionstüchtigkeit beruht. Ich habe mir die Schaltpläne angesehen, und das,
was Sie mit Ihrer Kogitatorenstation gemacht hatten. Und ich habe mich mit der Methodologie
beschäftigt, die Sie bei diesem Schaltkreis ange-wendet hatten. Das war
ziemlich genial.«
»Ich habe eigentlich gar nichts
Besonderes gemacht«, hielt Dalia bescheiden dagegen. »Ich habe nur erkannt, was
ich tun muss, damit die Station schneller und effizienter arbeitet. Auf diese
Lösung könnte jeder kommen, wenn er sich eine Weile damit beschäftigt.«
»Und genau das macht Sie zu
etwas Besonderem«, erwiderte Zeth. »Nur wenige sind in der Lage, den geistigen
Sprung zu vollziehen, um zu erkennen, was Sie erkannt haben. Und noch weniger
würden es überhaupt wagen. Ein Großteil der Marsi-anischen Priesterschaft
betrachtet Sie als gefährliches Individuum.«
»Gefährlich? In welcher
Hinsicht?«, wollte Dalia wissen, er-schrocken, dass irgendjemand sie für eine
Bedrohung halten könnte, erst recht, wenn die Priester des Mechanicums so von
ihr dachten.
»Unserem Technologieverständnis
haben wir es zu verdanken, dass der Mars innerhalb des Imperiums eine solche
Vor-rangstellung genießt«, fuhr Zeth fort. »Viele meiner Adepten-kollegen
fürchten sich vor den Konsequenzen, sollte sich dieser Vorteil mit einem Mal
ihrer Kontrolle entziehen.«
»Oh«, machte Dalia. »Und was
genau wollen Sie von mir?«
Adeptin Zeth baute sich vor ihr
zu voller Größe auf, wobei die Bronze in ihrer Panzerhaut rötlich schimmerte,
da sie das orangefarbene Leuchten des Himmels reflektierte.
»Sie werden Teil der Rettung
für den Mars sein«, verkündete sie dann.
»Mit Ihrer Hilfe werde ich mein
größtes Werk vervollkommnen ... den Akashischen Leser.«
1.03
ASCRAEUS MONS WAR EIN VULKAN,
doch die Atmosphäre innerhalb der Kammer der Ersten war alles andere als warm.
Die Festung der Legio Tempestus war eine der ersten, die in der Antike auf dem
Mars gegründet worden war, und als einer der höchsten Vulkane auf dem Roten
Planeten war es nur angemessen, dass er die Heimat eines der ältesten und
angesehensten Titanen-Ordens war.
In das Basaltgestein des Bergs
hineingebaut, war die Domäne der Tempestus als Ort voller Mut und Weisheit bekannt,
als Ort, an dem ehrbare Krieger zusammenkamen, um ihre Meinungs-verschiedenheiten
zu regeln, ohne dabei Gewalt ins Spiel zu bringen.
Indias Cavalerio sah von der
Princeps-Galerie aus zu, wie Gesandte von zahlreichen großen Legios in dem weiträumigen
Amphitheater Platz nahmen. Man hatte es in die Felswand des gewaltigen Kessels
der Festung seines Ordens gebaut. Er wusste, hinter den freundlichen, von einem
Lächeln begleiteten Be-grüßungen verbarg sich gegenseitiges Misstrauen, das die
Gräben zwischen den Legios breiter und breiter werden ließ.
Gräben, wie sie auf dem Mars
immer häufiger anzutreffen waren.
Dort war Grand Master Maxen
Vledig von den Deathbolts in eine Unterhaltung mit Princeps Senioris Ulriche von
den Death Stalkers vertieft, wobei der freundliche Umgangston über
jahrzehntelange Streitigkeiten hinwegtäuschte, bei denen es unter anderem um
uralte Gebietsrechte entlang den Grenzen der Regionen Lunae Palus und Arcadia
ging. Am anderen Ende des Saals stand Princeps Graine von der Legio Destructis,
der in sein lebens-erhaltendes Exoskelett gehüllt war und sich von allen
anderen fernhielt. Gut ein Dutzend mehr waren der Einladung gefolgt, dem Rat
von Tharsis beizuwohnen (wie Lordkommandant Verticorda die Zusammenkunft dank
seiner bekannten Vorliebe für das Pompöse bereits getauft hatte).
Lediglich die Mortis fehlte
noch.
Verticorda stand in der Mitte
des prachtvollen, widerhallenden Amphitheaters, stützte sich auf seinen
schwarzen Stock und ließ sich von Schatten des Deus Tempestus einhüllen,
der Ersten Gottmaschine der Legio Tempestus.
Die große stählerne Maschine,
die die versammelten Krieger deutlich überragte, wachte seit über fünfhundert
Jahren über
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